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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Nongkinsche-Inkongrinuitäts-Theorem, auf dessen Grundlagen Kindsgehirne in Raumschiffen eingesetzt werden konnten. Mit Hilfe von Körperkontraktionen steuerte er eine Vielzahl herumschwirrender Fünkchen, mit Augenbefehlen brachte er die Kontrolle über HALB an sich, was gut an virtuellen Schaltbildern erkennbar war. Und seine Linke … die Linke tastete nach der Unterkante des archischen Tischblatts und riss ein Stück Holz mit der Kraft seiner Finger aus der Tischplatte.
    Der Gesang brach ab, die Vertreter von dreißig Welten kamen wieder zu sich. »Das alles und noch mehr kann ein Xeniathe«, sagte Kix. »Die Kitar werden sich die Art ihrer Behandlung aussuchen können, sobald sie in den Griff dieser überaus geschickten Hände gelangen.«

5 - AN BORD DER GELFAR
    »Eine Untersuchung ist unabdingbar«, sagte Licht. Sie umsäuselte Turil, drängte sich mit ihrem warmen, weichen, begehrenswerten Körper an ihn.
    »Zustimmung«, meinte Schatten. Jener düstere Geselle des zweiköpfigen Psycho-Teams, der selten einmal eine eigene Meinung vertrat, sondern vielmehr als Echo-Verstärker seiner Partnerin agierte. »Fehler. Unklarheiten. Unlogisches Verhalten. Meldung an Heimat notwendig. Ganzheitliche Untersuchung notwendig. Med-Abteilung vorbereiten, GELFAR.«
    »Nein!«, widersprach Turil mit krächzender Stimme. Er trank ein Glas Wasser, um seinen trockenen Hals freizubekommen. »Ich bin bei klarem Verstand; ich werde ein Protokoll anfertigen, aus dem ihr ersehen könnt, dass ich einen logischen Schritt nach dem anderen vollzogen habe.«
    »Ich habe so meine Zweifel«, meinte Licht mit allen Zeichen von Misstrauen, um gleich darauf umzuschalten . Sie brachte ihren verführerischen, lichtdurchfluteten Körper nahe an ihn heran. »Du solltest dich wirklich untersuchen lassen. Es wird dir guttun. Lass uns helfen. Wir befreien dich von deinen emotionellen Ausbrüchen und geben dir jene Sicherheit wieder, die du benötigst. Armer, armer Turil; so viele Jahre bist du schon alleine, ohne Gesellschaft, ohne
Ansprache. Du musst ausgehungert sein und dich vor Sehnsucht nach einer Frau verzehren …« Licht hauchte die Worte in sein Ohr, leise und verlockend, als wollte sie ihn bezirzen.
    »Nein«, lehnte Turil neuerlich ab. »Ich muss mich zuallererst um unseren Gast kümmern. Einen König darf man nicht warten lassen.«
    »Pramain war König«, stellte Licht richtig. Sie zeigte einen bezaubernden Schmollmund. »In dem Moment, da er seinen heimatlichen Boden verließ und in die GELFAR transferiert wurde, verlor er alle Rechte und seinen Rang. Er ist nichts als Ballast.« Unschuldig wirkende Kulleraugen blickten Turil an. » Unnützer Ballast. Materie ohne Sinn und Zweck, die auf der Todesbarke nichts verloren hat.«
    »Exakt.« Schatten stellte sich breitbeinig vor Turil hin, nahm eine bedrohliche Haltung ein. Wie jemand, der unter keinen Umständen Widerspruch duldete. »Entfernung von Pramain notwendig.«
    »Das Todesurteil über den Götzlichen ist längst gesprochen.« Lichts Hände befummelten seinen Oberkörper, glitten unter das Hemd, gingen tiefer und tiefer. »Er ist Unrat. Weniger als Unrat. Nur noch Belastung für uns, für die GELFAR, für dich.«
    »Schweigt!«, rief Turil. Er packte Lichts Hand und stieß das Wesen aus Energie und geringer Verstofflichung so gut es ging von sich. »Überlasst gefälligst mir das Urteil über meinen Gast. Ich bin der Kommandant, ich entscheide, was an Bord meiner Schiffssphäre geschieht!«
    Seine beiden Berater schwiegen. Sie blickten sich vielsagend an, bevor sie das Reflektorium verließen, Hand in Hand. Mann und Frau, beide einem Schönheitsideal der Humanes entsprechend, das selbst den nur schwach ausgeprägten Sexualtrieb eines Totengräbers ansprechen und
ihn für ihre Botschaften empfänglich machen sollte. Turil scherte sich nicht weiter um die beiden. Er war derzeit für ihre Reize nicht empfänglich. Seine Gedanken galten ganz anderen Dingen.
    Sollte er Angst empfinden? Oder Erleichterung darüber, den Kitar entkommen zu sein? Er wusste es nicht. Die Eindrücke, die er von Domiendram mitgenommen hatte, waren noch viel zu frisch, und sie schufen ein gerüttelt Maß an Verwirrung. Da war der ehemalige König, der mit Hilfe mehrerer Breitband-Psychopharmaka auf seine neue, vorläufige Rolle als Gast an Bord der GELFAR vorbereitet wurde. Die Schiffssphäre war für einen Außenstehenden nicht leicht zu verstehen; sie bot weitaus mehr als herkömmliche Raumer, und sie

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