Turils Reise
ihn«, wies Turil die Med-Hexen an. »Ruft mich, wenn er wieder bei Sinnen ist.«
Er wandte sich ab und verließ die Med-Abteilung. Auf Domiendram hatten ihn die Gefühlsausbrüche Pramains angesichts dessen nahenden Todes nicht weiter gestört. Doch hier, in seiner Heimat, waren sie … falsch.
Turil griff zur Reisekreide. Es war an der Zeit, das Kindsgehirn Momed aufzusuchen und mit ihm die weitere Reiseroute zu planen. Geschäfte warteten auf ihn. Die Zeit, die er auf Domiendram gewonnen hatte, ließ sich nutzbringend verplanen. So unangenehm sich die derzeitige Situation auch darstellte - er war seinem Volk verpflichtet, und er hatte so viele Aufträge wie möglich zu erledigen, bevor die Zeit des Großen Thang anbrach.
6 - DIE SEKTION
Ofenau und Sorollo würden noch einige Zeit benötigen, um einander zu verstehen und ihre Sparten auf die Partner des jeweils anderen einzustellen. Immerhin gab es mehr als vierzig verschiedene Persönlichkeitsvarianten, die aufeinanderprallen konnten. Das Konfliktpotenzial war groß, auch wenn sie im »Trockentraining« die größten Probleme längst überwunden hatten.
Ofenau wusste, dass Kix Karambui stets ein wachsames Auge auf Sorollo und ihn behielt. Der Savoir-Roboter ruhte und rastete nicht, er hielt auf HALB die Zügel fest in der Hand - und er zeigte selbst seinen eigenen Geschöpfen gegenüber eine gehörige Portion Misstrauen.
Die Wahl Kix Karambuis zum Sekretär ARMIDORNs war eine gute Entscheidung gewesen. Fast jedermann kam sich in seiner Gegenwart schwach und minderwertig vor. Nur so war es zu erklären, dass der Roboter den Denksäcken eine Budgeterhöhung um sechzig Prozent abgerungen und den Xeniathen einen vergrößerten Bewegungsspielraum bei der Suche nach Spuren der Kitar verschafft hatte. Bewegungsspielraum - ja. Narrenfreiheit - nein.
Ofenau blickte dem dreibeinigen Roboter hinterher, als er die Arbeitszentrale der Xeniathen verließ. Er - beziehungsweise seine Sparten - hatten Kix durchschaut. Sie
ließen sich von seiner schrulligen Art längst nicht mehr täuschen, und auch nicht von seiner scheinbaren Harmlosigkeit. Der Alte verfügte über geistige Kapazitäten, die kaum einem anderen Wesen im Kahlsack geschenkt waren. Wollten sie seinem Einfluss entkommen und ein selbstständiges Leben beginnen, mussten Sorollo und er all ihr Geschick aufwenden. Und gleichzeitig die Angelegenheit mit den Kitar so rasch wie möglich zu einem Abschluss bringen.
»Wir sollten mit unseren Nachforschungen bei den Totengräbern beginnen«, sagte Sorollo versonnen. »Sie verfügen über den größten Informationspool des Kahlsacks.«
»Ich bin dagegen.« Ofenau, der derzeit im multifunktionalen Gate-Modus lebte und dachte, erkannte sein Sparten-Gegenüber. Es handelte sich um Bo, die Analytikerin. Eine spröde, stets nur auf Faktenfindung bedachte Frau. »Hedonismus ist nicht unbedingt die herausragende Charaktereigenschaft der Thanatologen. Sie würden erkennen, wie viel uns an den Daten liegt, und die Preise dementsprechend in die Höhe treiben. Außerdem würden sie unsere Anfrage in einer ihrer drei Datenzentralen abspeichern - und jedermann, der dafür bereit ist zu bezahlen, von unserem Interesse erzählen. Was weitere Kostensteigerungen zur Folge hätte.«
Sorollo verdrehte die Augen. In ihr wechselte die Gehirnsparte. Bo ging, zog sich in die Tiefen ihres privaten Zerebralanteils zurück, und Khadim kam zum Vorschein. Der Mann im Frauenkörper, der ausgesprochen fantasievolle Chaos-Theoretiker mit einer klitzekleinen Schwäche für Trinkalkohol. »Wir wenden uns an die Händlergilde«, schlug er vor. »Agonphyl und die anderen haben ARMIDORN schon mehrmals gute Dienste geleistet.«
»Einverstanden.« Ofenau nickte. »Wir sollten aber auch
andere Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung in Betracht ziehen. Die ARMIDORN-Völker sind ohnedies verpflichtet, alle verfügbaren Daten über die Kitar bereitzustellen. Die Betbrüder werden gegen eine Spende, die möglichst großzügig ausfallen muss, die Ohren für uns offen halten. Als weitere Informanten bieten sich diverse Gilde-Cliquen des Dunklen Gewerbes auf den Paros-Welten an. Dazu kommen gedungene Spione in dem einen oder anderen Herrscherhaus.« Er konzentrierte sich auf die in Gemeinschaftsarbeit all seiner Sparten zusammengestellten Vorschläge. »Unsere Nachforschungen geschehen selbstverständlich über Strohmänner. ARMIDORN darf nicht mit der Suche nach den Kitar in Verbindung gebracht werden. Kix
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