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Turils Reise

Turils Reise

Titel: Turils Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Karambui und wir besitzen kein militärisches Mandat, das unser Vorhaben rechtfertigen würde. Und damit sind wir bei einem anderen Thema: Wir benötigen ein Schiff robuster Bauart, mit dem große Entfernungen in möglichst kurzer Zeit überwunden werden können. Empfehlenswert wäre eines mit einem noch jungen Schiffskind …« Ofenaus »Einkaufsliste« umfasste mehr als dreißig Punkte, angefangen von persönlicher Bewaffnung über körperliche Upgrades, die seiner Meinung nach bei Sorollo und ihm notwendig waren, bis hin zu Psycholyse-Primadonnen, die auf dem freien Markt kaum noch erhältlich waren.
    »Ich glaube nicht, dass uns Kix Karambui das alles so einfach beschaffen kann«, meinte Sorollo. Sie hatte nun ebenfalls den Gate-Modus zugeschaltet, was die Kommunikation ungemein erleichterte. Sie zeigte die üblichen Koordinationsschwierigkeiten. Das rechte Bein und der linke Arm zuckten leicht.
    »Wir haben Zeit. Unser Feldzug gegen die Kitar ist keine Angelegenheit, die von einem Tag auf den nächsten erledigt
werden kann. Wichtig ist, dass wir jedwede Unterstützung erhalten. Nur dann besitzen wir eine realistische Chance, unseren Gegnern auf die Spur zu kommen«
    Sorollo nickte. »Leider sind die Mitglieder ARMIDORNs nicht unbedingt mit Geduld gesegnet. Wir müssen ihnen von Zeit zu Zeit Fortschritte melden, kleine Häppchen zuwerfen. Wir sollten aus dem vorhandenen Material eine nette Zusammenfassung basteln, die Kix den Denksäcken bei der nächsten Vollversammlung vorspielen kann.«
    »Selbstverständlich.« Ofenau verneigte sich in Richtung seiner Partnerin und löste im selben Moment den Gate-Modus. Chinchin, der einstmals hochgelobte Bühnenstar mit Hang zu eitler Selbstdarstellung, drängte sich in den Vordergrund. Er lachte dröhnend. »Wir werden ARMIDORN eine Schau bieten, die sich sehen lassen kann. Und jetzt sollten wir uns der Fleischbeschau widmen.«
     
    Der Kitar-Dummy lag in der Obduktionsschale bereit. Er war aus einer Gewebeprobe angefertigt worden, die ARMIDORN für viel Geld auf einer Raritätenbörse hatte erstehen können. Er entsprach - körperlich! - zu 99,998 Prozent dem Original. Doch es waren möglicherweise die verbliebenen zwei Promille, in denen die Geheimnisse dieses mysteriösen Volkes verborgen lagen, denn …
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Lux Daibi, der Xeno-Psychologe in Ofenau.
    »Gut«, antwortete der Dummy mit hohler Stimme.
    »Du weißt, wer du bist?«
    »Nein.«
    »Du bist der Angehörige eines Volkes, das wir Kitar nennen.«
    »Aha.«

    »Erinnerst du dich an dein früheres Leben?« Der Dummy hatte niemals ein Leben besessen. Er war gezüchtet und mit einem Sprachmodul versehen worden, das seine Gedanken in ein halbwegs verständliches Kauderwelsch übertrug. Eine »Sprache« kannte dieses Golem-Wesen nicht.
    »Nein.« Der Dummy drehte seinen pelzigen Leib weg von Ofenau. »Ich werde jetzt sterben«, murmelte er - und hörte auf zu funktionieren.
    »Lebensunterstützende Maßnahmen einleiten!«, befahl Sorollo den chirurgischen Mikro-Robotern. »Sofort!«
    Ein Schwarm chromglitzernder Instrumente setzte sich in Bewegung und fiel über den Dummy her. Die prallgefüllte Flüssigkeitskanüle setzte sich zwischen zwei dicke Hautfalten am rechten Oberarm und injizierte eine kreislaufunterstützende Lösung, ein Herzmasseur begann mit der Reanimation, Pulsfrequenzmesser bohrten sich an drei Stellen des kompakten Körpers in die Venen, ein Balgrobot blähte sich auf und blies Sauerstoff in den lippenlosen Mund, die Anschlüsse des EEG suchten sich passende Stellen für ihre Messungen und blieben schließlich an den Schläfen haften. Alles lief wie am Schnürchen. Es gab keinen Grund, warum die Reanimation misslingen sollte. Und dennoch …
    Ofenau beobachtete eine Weile das Ringen der Maschinenarmada um das Leben des Kitar-Dummys. »Genug jetzt!«, befahl er schließlich, »lasst ihn gehen.«
    Die Mikro-Roboter hielten in ihrer Arbeit inne. Zögernd, in Zeitlupentempo lösten sie sich von ihm und schwebten zurück in ihre Halterungen.
    »Das war der vierte Versuch«, sagte Lux Daibi/Ofenau. »Wir sollten das Experiment abbrechen. Die Dummys können uns nichts sagen. Es wäre auch zu schön gewesen …«
    »Wir wussten, dass die Erfolgsaussichten gering sind.«

    »Ich hätte zumindest gerne ein paar Aufschlüsse über den genetischen Habitus der Kitar gehabt. Aber dieser komplette Fehlschlag ist niederschmetternd.«
    Sorollo neigte ab und an zu depressivem Verhalten. Der

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