Turils Reise
Ausgängen aus diesem Lichtraum und nach einem Weg in die Zentrale.«
Die Kampfsöhne gehorchten ohne Widerwort. Sie eilten in alle Richtungen davon. Ihre dunklen Körper wirkten wie Fremdkörper inmitten dieses sterilen Weiß, das nirgendwo ein Ende nahm. Weder die Quelle des Lichts war zu erkennen noch die Grenzen des Raumes.
Dreidreiblau deutete auf zwei Jungweiber, die noch kräftig und frisch wirkten. »Ihr bleibt bei mir. Vielleicht brauche ich euch als Botinnen. Alle anderen fliegen wieder hinab. Bringt weitere meiner Kampfsöhne hoch. Verteilt die Lasten auf so viele Axtaras wie möglich.«
»Ja, Herr/Vater.«
Sie ließen sich aus dem Loch fallen, eine nach der anderen. Sechs Leichname blieben zurück, die den Jungweibern nach dem nächsten Transportvorgang als Nahrung dienen konnten. Eine der beiden zurückgebliebenen Töchter hatte während der letzten Minuten die Grenze zur Geschlechtsreife endgültig überschritten. Dreidreiblau begattete sie;
die Kopulation half ihm, einen Teil des Drucks in ihm abzubauen. Das andere Jungweib sah interessiert zu. Auch sie würde die Schwelle zum Frausein bald überschreiten und ihre Kloake bereitwillig für ihn öffnen.
Eine kurze Phase der Entspannung folgte dem Ende des Geschlechtsaktes. Dreidreiblau wälzte sich behäbig zum Rand der Luke und spähte nach unten. Die Heiligste Dungkugel war nach wie vor umlagert, doch ein Großteil der Familie hatte die Bespeichelung bereits hinter sich gebracht. Die Töchter, Söhne, Kinder und Weiber sammelten sich am anderen Ende des Plateaus. Sie schoben sich enger und enger aneinander. Als Zeichen ihrer Unsicherheit, wie Dreidreiblau ahnte. Er empfand Ärger. Er hatte es versäumt, den flüggen Jungweibern Anweisungen für die Zurückgebliebenen mitzugeben.
Er verspreizte seine Beine so gut es ging an der scharfen, kaum Halt bietenden Kante der Luke und schob seinen Leib so weit wie möglich hinaus ins Freie. Das Land war zerstört, oh, so schrecklich verwüstet! Überall glühte, brannte und rauchte es. Felsbrocken, so groß wie Gelegehäuser, wurden hoch in die Luft gewirbelt. Lava vermengte sich mit Wasser, das aus tiefen Bruthöhleneinschlüssen hochschoss, das Grollen eines Erdbebens erschütterte die südlichen Bereiche des Heimatlandes.
Es ging zu Ende. Dreidreiblau und seinesgleichen waren die letzte Hoffnung der Axtaras. Sie - und die Dungkugel unter ihnen. Wenn es ihnen irgendwie gelang, das Kitar-Schiff tiefer zu lenken und das Heiligste an Bord zu schaffen! Sie besaßen ein ausgeprägtes Gefühl für alle Fremdtechnik, und sie galten als begabte Raumfahrer. Doch in einem Grundsatzentscheid, den sie vor vielen hundert Jahren gefasst hatten, hatten die Familien dem Expansionsgedanken
abgeschworen. Raumfahrt erfolgte in bescheidenem Rahmen, der vor allem der Sammlung von Rohstoffen diente. Ihr Platz war hier, nirgendwo sonst.
Hatten sie geglaubt.
Nun lief ihnen die Zeit davon, und in der Evakuierung des Gen-Pools bestand ihre einzige Chance auf ein Überleben der Axtaras.
»Ich habe einen Weg ins Innere des Schiffs gefunden, Herr/Vater!«, unterbrach die Stimme eines Kampfsohns seine Gedanken.
Dreidreiblau zog sich ins Schiffsinnere zurück und blickte seinen Zögling streng an. »Wahre gefälligst die Formen, Sohn/Eigentum!«, befahl er.
Der Kampfsohn keuchte erregt und besann sich erst jetzt, viel zu spät, der zeremoniell vorgeschriebenen Höflichkeit. Mit sekundenlanger Verzögerung beugte er das vordere Drittel seiner Beinpaare vor ihm.
Dreidreiblau trat dem jungen Mann nachlässig in den Weichmagen; dies waren weder Ort noch Zeit für allzu strenge Züchtigungsmaßnahmen. »Was hast du gefunden?«, hakte er nach.
»Ich habe mich dort umgesehen.« Der Sohn deutete hinter sich. »Es gab keinerlei Hinweise, dass der Raum ein Ende finden würde … als mich plötzlich schwindelte. Ich fühlte mich klein, flach, fast nicht mehr vorhanden … und stand im nächsten Moment in einem abgedunkelten Raum.«
»Eine Transmission.«
»Wahrscheinlich, Herr/Vater.« Der Kampfsohn richtete sich wieder auf und blickte Dreidreiblau direkt in die Facettenaugen.
Eine weitere Frechheit, die gemäß der Regeln mit zusätzlichen Hieben geahndet werden sollte. Doch der Clan-Primus
verzichtete darauf. »Was hast du gesehen, in diesem neuen Raum, Sohn/Eigentum?«
»Es war wunderschön dort«, schwärmte der Jüngling mit seltsamer Verzücktheit, »so ganz anders, als ich es erwartet hatte …«
»Hör gefälligst auf, in
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