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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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gebraucht? Wie ungewöhnlich.«
    Grodeg las die ersten Abschnitte des Verlobungsvertrages vor. Für Garion war es nur leeres Gerede. An verschiedenen Stellen unterbrach Grodeg seine Lesung, um Garion streng anzusehen. »Ist Seine Majestät, Belgarion von Riva, damit einverstanden?« fragte er jedesmal. »Ja«, antwortete Garion.
    »Ist Ihre Hoheit Ce’Nedra aus dem Kaiserreich Tolnedra damit einverstanden?«
    Auch Ce’Nedra antwortete mit klarer Stimme: »Ja.«
    »Wie geht’s mit euch beiden?« fragte Belgarath, die leiernde Stimme des Priesters ignorierend.
    »Wer weiß?« entgegnete Garion hilflos. »Ich weiß nie, was sie von einer auf die andere Minute machen wird.«
    »So soll es auch sein«, sagte Tante Pol.
    »Ich nehme nicht an, daß du mir das erklären willst.«
    »Nein, mein Lieber«, antwortete sie mit einem ebenso geheimnisvollen Lachen wie zuvor Ce’Nedra.
    »Das hatte ich auch nicht erwartet«, brummte er.
    Während der endlosen Vorlesung des Dokuments, das den Rest seines Lebens bestimmte, dachte Garion über Ce’Nedras offene Einladung, sie zu küssen, nach. Je mehr er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm die Vorstellung, ein bißchen höflich zu schmusen. Er hoffte, daß die Prinzessin nach der Zeremonie noch etwas bliebe, so daß sie irgendwohin gehen konnten, um dies zu besprechen. Nach Grodegs pompösem Segen wurde Ce’Nedra jedoch sogleich von allen jungen Mädchen des Hofes umringt und zu einer Privatfeier davongeschleppt. Nach dem Gekichere und den boshaften Seitenblicken in seine Richtung konnte er schließen, daß ihr kleines Zusammensein sehr frei, vermutlich auch sehr frech sein würde, und je weniger er davon wußte, desto besser. Wie Silk und Barak vorausgesagt hatten, versuchte der Hohepriester Belars mehrmals, Garion allein zu sprechen. Doch jedesmal legte Garion große Naivität an den Tag und schickte unverzüglich nach Belgarath. Am folgenden Tag verließ Grodeg mit seinem gesamten Gefolge die Insel. Garion und Belgarath hatten darauf beharrt, den wutschnaubenden Priester zum Schiff zu geleiten, um sich von ihm zu verabschieden und sicherzugehen, daß kein Bärenkultler versehentlich zurückgelassen wurde.
    »Wessen Idee war das?« fragte Belgarath, als er mit Garion wieder die Treppen zur Zitadelle hinaufstieg.
    »Silk und ich haben uns das ausgedacht«, antwortete Garion selbstgefällig.
    »Das hätte ich mir denken können.«
    »Ich finde, es ist recht gut gelaufen«, gratulierte Garion sich selbst.
    »Du hast dir einen Feind geschaffen, weißt du das?«
    »Wir können mit ihm fertigwerden.«
    »Du gehst etwas großzügig mit dem ›wir‹ um, Garion«, meinte Belgarath mißbilligend.
    »Wir stecken doch alle gemeinsam in dieser Sache, nicht wahr, Großvater?« Belgarath sah ihn einen Moment hilflos an, dann mußte er lachen.
    An den Tagen nach Grodegs Abreise gab es jedoch nur wenig Anlaß zum Lachen. Sobald die offiziellen Zeremonien vorbei waren, widmeten sich die alornischen Könige, König Fulrach und verschiedene Ratgeber und Generäle den Geschäften. Ihr Thema war der Krieg.
    »Die letzten Berichte, die ich aus Rak Cthol erhalten habe, deuten darauf hin, daß Taur Urgas die Murgos aus dem Süden von Rak Hagga in den Norden ziehen will, sobald das Wetter an der Ostküste besser wird«, erklärte König Rhodar.
    »Und die Nadraker?« fragte König Anheg.
    »Sie machen anscheinend mobil, aber bei den Nadrakern ist das immer so eine Sache. Sie spielen ihr eigenes Spiel, deshalb sind viele Grolims nötig, um sie bei der Stange zu halten. Die Thulls folgen einfach nur Befehlen.«
    »Die Thulls bereiten niemandem ernstliche Sorgen«, meinte Brand.
    »Der Schlüssel zur Lage ist, wie viele Malloreaner gegen uns ins Feld geführt werden.«
    »In Thull Zelik wird für sie ein Durchgangslager errichtet«, sagte Rhodar, »aber sie warten ebenfalls auf besseres Wetter, um in See stechen zu können.«
    König Anheg runzelte nachdenklich die Stirn. »Malloreaner sind schlechte Seeleute«, überlegte er. »Sie werden nicht vor dem Sommer aufbrechen, und sie werden sich auf dem ganzen Weg nach Thull Zelik dicht an der Nordküste halten. Wir müssen eine Flotte ins Meer des Ostens schaffen, und zwar so bald wie möglich. Wenn wir genug von ihren Schiffen versenken und von ihren Soldaten ertränken können, gelingt es uns vielleicht, sie ganz aus diesem Krieg herauszuhalten: Ich denke, wir sollten nach Gar og Nadrak einmarschieren. Sobald wir in den Wäldern sind, können

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