Turm der Hexer
Garion ging unruhig auf und ab und fingerte nervös an seinen Kleidern herum, Ce’Nedra jedoch wartete gelassen und geduldig auf die Trompetenfanfare, die ihr Eintreten ankündigen sollte.
»Garion«, sagte sie nach einer Weile.
»Ja?«
»Erinnerst du dich daran, als wir im Wald der Dryaden zusammen gebadet haben?«
»Wir haben nicht zusammen gebadet«, antwortete Garion, bis an die Haarwurzeln errötend.
»Nun ja, aber fast«, wischte sie seinen Einwand beiseite. »Ist dir aufgefallen, daß Polgara uns während der ganzen Reise ständig zusammengebracht hat? Sie wußte, daß all dies geschehen würde, nicht wahr?«
»Ja«, gab Garion zu.
»Sie hat uns einander zugeschoben, in der Hoffnung, zwischen uns würde etwas geschehen.«
Garion dachte darüber nach. »Wahrscheinlich hast du recht«, sagte er schließlich. »Sie arrangiert gern das Leben anderer Leute.«
Ce’Nedra seufzte. »Denk nur an all die Gelegenheiten, die wir verpaßt haben«, sagte sie bedauernd.
»Ce’Nedra!« rief Garion entsetzt.
Sie kicherte boshaft. Dann seufzte sie wieder. »Jetzt wird alles schrecklich offiziell und bestimmt nicht halb so lustig.«
Garion war flammend rot geworden.
»Jedenfalls«, fuhr sie fort, »als wir zusammen gebadet haben erinnerst du dich noch daran, daß ich dich fragte, ob du mich gerne küssen möchtest?«
Garion nickte, ohne den Mut aufzubringen, etwas zu sagen.
»Diesen Kuß habe ich ja nie bekommen«, sagte sie spitz, stand auf und ging auf ihn zu, »und ich glaube, ich möchte ihn jetzt haben.« Sie ergriff mit beiden Händen die Aufschläge seiner Weste. »Du schuldest mir einen Kuß, Belgarion von Riva, und wir Tolnedrer treiben immer alle unsere Außenstände ein.« Sie warf ihm einen gefährlich glühenden Blick durch die Wimpern zu.
In dem Moment ertönte draußen die Trompetenfanfare.
»Wir sollten jetzt hineingehen«, stotterte Garion verzweifelt.
»Laß sie warten«, murmelte sie und schlang die Arme um seinen Hals.
Garion probierte einen raschen, flüchtigen Kuß, aber seine Prinzessin hatte andere Vorstellungen. Ihre kleinen Arme waren überraschend kräftig, und ihre Finger gruben sich in sein Haar. Es wurde ein sehr langer Kuß, und Garions Knie begannen zu zittern.
»So«, hauchte Ce’Nedra, als sie ihn endlich losließ.
»Wir sollten hineingehen«, meinte Garion, als die Trompeten erneut erklangen.
»Moment noch. Hast du mich durcheinandergebracht?« Sie drehte sich, so daß er sie begutachten konnte.
»Nein. Alles in Ordnung.«
Sie schüttelte mißbilligend den Kopf. »Versuch es beim nächstenmal etwas besser zu machen«, sagte sie. »Sonst glaube ich noch, daß du mich nicht ernst nimmt.«
»Ich werde dich nie verstehen, Ce’Nedra.«
»Ich weiß«, erwiderte sie mit einem geheimnisvollen Lächeln. Dann tätschelte sie ihm sanft die Wange. »Und ich werde alles tun, damit es so bleibt. Sollen wir gehen? Wir sollten unsere Gäste nicht warten lassen, weißt du.«
»Das habe ich doch gleich gesagt.«
»Da waren wir beschäftigt«, erklärte sie gleichgültig. »Einen Augenblick.« Sie glättete ihm sorgfältig das Haar. »So. Das ist besser. Jetzt gib mir deinen Arm.«
Garion reichte ihr den Arm, auf den die Prinzessin ihre kleine Hand legte. Sie betraten den Saal, und ein aufgeregtes Murmeln lief durch die versammelte Menge. Garion paßte seine Schritte denen Ce’Nedras an und ging mit ernstem, königlichem Blick neben ihr her.
»Nicht ganz so finster«, wisperte sie. »Ein bißchen lächeln und hin und wieder nicken. Das macht man so.«
»Wenn du meinst«, erwiderte er. »Ich weiß nicht viel über solche Dinge.«
»Du machst es schon sehr gut«, beruhigte sie ihn.
Lächelnd und den Zuschauern zunickend, schritt das königliche Paar durch die Halle auf den Stuhl zu, der für die Prinzessin aufgestellt worden war. Garion hielt ihr den Stuhl, dann verbeugte er sich und bestieg die Empore zu seinem Thron. Wie immer begann das Auge Aldurs zu glühen, als er sich setzte. Diesmal schien es jedoch einen leichten Hauch von Rosa zu haben.
Die offizielle Verlobungszeremonie begann mit einer Anrufung, die der Hohepriester Belars mit donnernder Stimme vortrug. Grodeg zog alle Vorteile aus der Situation.
»Langweiliger alter Windbeutel, was?« murmelte Belgarath von seinem Stammplatz rechts des Thrones.
»Was hast du mit Ce’Nedra da draußen gemacht?« fragte Tante Pol.
»Nichts«, antwortete Garion heftig errötend.
»Wirklich? Und dafür habt ihr so lange
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