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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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läuft«, stimmte er zu. Er blieb stehen und setzte sich auf die Hinterbeine.
    Garion blieb ebenfalls stehen. »Du bist Poledra, nicht wahr?« Er stellte seine Frage sehr direkt, da ihm die Feinheiten der Wolfssprache noch nicht geläufig waren.
    »Wölfe brauchen keine Namen«, schnaubte sie. »Er hat sich darüber auch immer Gedanken gemacht.« Es war nicht ganz so wie die Stimme, die seit seiner Kindheit in seinem Geist war. Er konnte sie nicht eigentlich hören, sondern schien einfach genau zu wissen, was sie ihm sagen wollte.
    »Großvater, meinst du?«
    »Wen sonst? Menschen scheinen das Bedürfnis zu haben, alles zu klassifizieren und zu benennen. Ich glaube, daß sie dabei manchmal sehr wichtige Dinge übersehen.«
    »Wie kommt es, daß du hier bist? Bist du nicht äh?«
    »Tot, meinst du? Hab keine Angst vor dem Wort. Es ist schließlich nur ein Wort. Doch, ich glaube schon. Aber man fühlt sich nicht direkt anders.«
    »Muß nicht jemand etwas tun, um dich zurückzuholen?« fragte er. »Wie Tante Pol damals, als wir in den Bergen von Ulgoland mit Grul kämpften?«
    »Es ist nicht unbedingt nötig. Ich schaffe es auch allein, wenn ich muß.« Sie sah ihn fragend an. »Du bist sehr verwirrt durch all das, nicht wahr?«
    »Durch was?«
    »Alles. Wer du bist, wer wir sind, was du tun mußt.«
    »Etwas«, gestand er.
    »Mal sehen, ob ich es erklären kann. Nimm ihn zum Beispiel. Weißt du, ich habe ihn eigentlich nie als Menschen gesehen. Er hat etwas ausgesprochen Wölfisches an sich. Ich habe mir immer lieber vorgestellt, daß es irgendein Fehler war, daß er in Menschengestalt geboren wurde. Vielleicht liegt es daran, was er zu tun hat. Aber die Gestalt spielt eigentlich keine Rolle.«
    »Nein?«
    »Hast du das wirklich geglaubt?« Sie schien fast zu lachen. »Hier, ich zeige es dir. Verwandeln wir uns.« Sie schimmerte in der Luft und stand dann vor ihm in Gestalt einer braunhaarigen Frau mit goldenen Augen. Dir Gewand war schlicht und braun.
    Garion verwandelte sich zurück in seine natürliche Gestalt. »Bin ich wirklich anders, Belgarion?« fragte sie. »Bin ich nicht, wer ich bin, ob nun als Wolf oder Eule oder Frau?«
    Und plötzlich verstand er. »Darf ich dich Großmutter nennen?« bat er sie verlegen.
    »Wenn es dich glücklich macht«, antwortete sie. »Aber es stimmt nicht ganz.«
    »Ich weiß, aber ich fühle mich wohler dabei.«
    »Hast du schließlich akzeptiert, wer du bist?«
    »Mir bleibt ja wohl nichts anderes übrig, oder?«
    »Aber du hast Angst davor und vor dem, was du tun mußt, ist es das?«
    Er nickte stumm.
    »Du wirst nicht allein sein, weißt du.«
    Er sah sie scharf an. »Ich dachte, der Kodex verlangte…«
    »Der Kodex besagt eigentlich nichts Derartiges«, sagte sie. »Deine Begegnung mit Torak wird das Aufeinanderprallen zweier enormer, gegensätzlicher Kräfte sein. Ihr beide seid nur die Verkörperung dieser Kräfte. In eurer Begegnung wird eine solche Kraft liegen, daß du und Torak fast Nebensache seid bei dem, was wirklich geschieht.«
    »Warum kann es dann nicht ein anderer sein?« fragte er rasch. »Jemand, der besser dafür geeignet ist?«
    »Ich sagte fast nebensächlich«, entgegnete sie fest. »Du mußt es sein, und Torak ist es immer gewesen. Ihr seid die Kanäle, durch die die Kräfte aufeinanderprallen. Wenn es soweit ist, bist du bestimmt überrascht, wie leicht es ist.«
    »Werde ich gewinnen?«
    »Ich weiß es nicht. Nicht einmal das Universum selbst weiß es. Deswegen mußt du dich ihm stellen. Wenn wir wüßten, wie es ausging, wäre diese Begegnung nicht nötig.« Sie sah sich um. »Belgarath kommt zurück. Ich muß dich jetzt verlassen.«
    »Warum?«
    »Meine Gegenwart schmerzt ihn mehr als du dir vorstellen kannst.«
    »Weil…?« Er brach ab, weil er nicht wußte, wie er es ausdrücken sollte.
    »Wir waren uns näher als andere, und wir waren sehr lange zusammen. Manchmal wünschte ich daß er verstehen könnte, daß wir nie wirklich voneinander getrennt wurden, aber vielleicht ist es noch zu früh.«
    »Es ist dreitausend Jahre her, Großmutter.«
    »Was bedeutet Zeit für einen Wolf?« fragte sie geheimnisvoll. »Die Paarung der Wölfe ist ewig, und der Kummer, den eine Trennung bringt, dauert ebenso ewig. Vielleicht eines Tages…« Ihre Stimme verlor sich wehmütig, dann seufzte sie. »Sobald ich fort bin, mußt du dich wieder verwandeln. Belgarath wird mit dir jagen wollen. Es ist eine Art Formalität. Du wirst es verstehen, wenn du wieder ein Wolf

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