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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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unzusammenhängend in einem Dutzend verschiedener Sprachen gleichzeitig. In einer Hand hielt sie ein zerknülltes Stück Pergament, die andere war wie eine Klaue erhoben, halb um einen weißglühenden Energieball gekrampft, den sie aus der Luft gerufen zu haben schien und jetzt mit ihrer Wut nährte. Entgeistert sah die Prinzessin zu, wie sich ein neuer Anfall anbahnte. Die schrecklichen Flüche begannen in leisem Kontraalt und steigerten sich zu einem furchtbaren, immer lauter werdenden Crescendo. Als Polgara die Grenzen ihres Stimmenumfangs erreicht hatte, peitschte sie die Luft mit der lodernden Kugel in ihrer Hand und unterstrich jede Verwünschung mit knisternden Strahlen reiner Energie, die wie Blitze zwischen ihren Fingern hervorzuckten und alles zerschmetterten, was ihr unter die Augen kam. Mit einer Reihe deftiger Flüche ließ sie sechs Teetassen nacheinander zerplatzen, fing dann methodisch die Reihe von vorn an und zertrümmerte die dazugehörigen Untertassen. Sozusagen als Nachgedanken zerschmetterte sie dann den Tisch, auf dem das Geschirr gestanden hatte.
    Polgara zerlegte vier kostbare Vasen, die auf dem Kaminsims standen, mit vier Explosionen in ihre Bestandteile. Draußen vor dem Fenster verschwand die helle Morgensonne, als ob sie plötzlich ausgelöscht worden wäre, und dumpfes Donnergrollen war zu hören. Ce’Nedra betete inständig, dies möge seine natürliche Ursache haben.
    »Was um Himmels willen ist denn los?« fragte die Prinzessin, in der Hoffnung, die tobende Zauberin eher zu einer Erklärung als zu weiteren Flüchen zu bewegen. Diese Flucherei mußte unbedingt aufhören. Polgara schien nämlich ein tiefempfundenes Bedürfnis zu haben, ihre Verwüstungen mit Explosionen zu untermalen.
    Polgara antwortete jedoch nicht. Statt dessen schleuderte sie Ce’Nedra nur das Pergament zu, drehte sich um und ließ eine Marmorstatue zu feinem, weißen Staub zerfallen. Mit glühenden Augen sah sie sich um nach weiteren Dingen, die sie zerstören könnte, aber in dem verqualmten Raum gab es kaum noch etwas, das sie nicht schon zertrümmert hatte.
    »Nein!« schrie Ce’Nedra auf, als der Blick der rasenden Frau auf den wundervollen Kristallvogel fiel, den Garion ihr mitgebracht hatte. Die Prinzessin wußte, daß Polgara den gläsernen Zaunkönig mehr liebte als irgendein anderes Stück aus ihrem Besitz und schoß daher vorwärts, um die schöne Arbeit zu retten.
    »Nimm ihn«, zischte Polgara mit zusammengebissenen Zähnen.
    »Schaff ihn mir aus den Augen.« Ihre Augen brannten in dem schrecklichen Bedürfnis, weiteren Schaden anzurichten. Sie drehte sich um und jagte den leuchtenden Feuerball, den sie gerufen hatte, durch das zerbrochene Fenster. Die Explosion in der plötzlichen Dunkelheit war furchtbar. Die geballten Fäuste in die Seiten gestemmt, hob sie ihr verzerrtes Gesicht und begann von neuem zu fluchen. Aus den schwarzen Wolken, die aus dem Nichts gekommen zu sein schienen, regneten zuckende Blitze auf die Insel herab. Die Verwüstung ihrer unmittelbaren Umgebung stellte Polgara nicht länger zufrieden, und so dehnte sie ihre zerstörerische Wut auf die Insel und das Meer der Winde aus, rief zischendes Feuer und ohrenbetäubenden Donner herbei. Dann hob sie eine geballte Hand und öffnete sie plötzlich. Der Wolkenbruch, den sie damit rief, war unbeschreiblich. Ihre glitzernden Augen verengten sich, und sie hob die Hand. Der Regen verwandelte sich augenblicklich in Hagel in große, schwere Eisbrocken, die auf die Felsen prallten und dort zersprangen und die Luft mit dichtem Dampf erfüllten.
    Ce’Nedra riß den Zaunkönig an sich, bückte sich, hob das Pergament auf und verließ fluchtartig das Zimmer.
    König Anheg blickte verschreckt um eine Ecke. »Kannst du sie nicht dazu bringen, daß sie aufhört?« fragte er mit bebender Stimme.
    »Nichts könnte sie dazu bewegen, Eure Majestät.«
    »Anheg! Komm her!« übertönte Polgaras Stimme den Donner und den Hagelsturm, der die Zitadelle erschütterte.
    »O Belar«, murmelte Anheg ergeben, die Augen himmelwärts verdreht und eilte in Polgaras Zimmer.
    »Schick sofort eine Nachricht an Val Alorn!« befahl sie. »Mein Vater, Silk und Garion haben sich letzte Nacht aus der Festung geschlichen. Schick deine Flotte aus und bring sie zurück! Es ist mir gleich, ob du die Welt dafür Stein um Stein zerlegen mußt. Suche sie und bring sie mir!«
    »Polgara, ich…«, stammelte der König von Cherek.
    »Steh hier nicht mit offenem Mund 'nun wie ein

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