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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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herannahenden Sommers. Garion war eigenartig zumute, als er seiner Cousine wortlos die Blume reichte. Das Geräusch war nicht das übliche Dröhnen gewesen, das er immer mit Zauberei in Verbindung brachte, sondern eher wie der Glockenton, den er in der strahlenden Höhle gehört hatte, als er dem Fohlen das Leben geschenkt hatte. Und als er seinen Willen sammelte, hatte er nichts aus seiner Umgebung genommen. Es war alles aus seinem Innern gekommen, und er hatte eine tiefe und seltsame Freude dabei gespürt.
    »Sie ist schön«, sagte Adara, die die kleine Blume behutsam in ihren Handflächen hielt und ihren Duft einsog. Ihr dunkles Haar fiel ihr über die Wange und verbarg ihr Gesicht. Dann hob sie das Kinn, und Garion sah, daß Tränen in ihren Augen standen. »Es scheint zu helfen«, sagte sie, »jedenfalls für eine Weile.«
    »Was ist denn, Adara?«
    Sie antwortete nicht, sondern blickte über die gelbbraune Ebene.
    »Wer ist Ce’Nedra?« fragte sie plötzlich. »Ich habe gehört, wie die anderen sie erwähnten.«
    »Ce’Nedra? Sie ist die kaiserliche Prinzessin, die Tochter von Ran Borune von Tolnedra.«
    »Wie sieht sie aus?«
    »Sie ist sehr klein, sie ist eine halbe Dryade –, und sie hat rotes Haar und grüne Augen und ist furchtbar launisch. Sie ist ein verwöhntes kleines Gör, und sie mag mich nicht besonders.«
    »Aber das könntest du ändern, nicht wahr?« Adara lachte und wischte sich die Tränen ab.
    »Ich glaube, ich weiß nicht ganz, was du meinst.«
    »Du mußt doch nur so machen…« Sie machte eine vage Geste.
    »Ach so.« Er verstand, worauf sie hinauswollte. »Nein, wir können mit den Gedanken und Gefühlen anderer Leute nicht viel tun. Ich meine, nun, es gibt nichts, woran man sich halten könnte. Ich wüßte nicht einmal, wie ich anfangen sollte.«
    Adara sah ihn einen Augenblick an, dann vergrub sie ihr Gesicht in den Händen und begann zu weinen.
    »Was ist denn?« fragte er beunruhigt.
    »Nichts«, sagte sie. »Es ist nicht wichtig.«
    »Es ist wohl wichtig. Weshalb weinst du?«
    »Ich hatte gehofft, als ich zum erstenmal hörte, daß du ein Zauberer bist, und dann, als du die Blume gemacht hast, du könntest alles tun. Ich dachte, du könntest etwas für mich tun.«
    »Ich würde alles für dich tun, Adara. Das weißt du doch.«
    »Aber das kannst du nicht, Garion. Du hast es selbst gesagt.«
    »Was hätte ich denn für dich tun sollen?«
    »Ich dachte, du könntest vielleicht jemanden dazu bringen, sich in mich zu verlieben. Ist das nicht eine dumme Idee?«
    »Wen?«
    Sie sah ihn mit stiller Würde an, die Augen voller Tränen. »Das spielt doch keine Rolle, oder? Du kannst nichts dazu tun, und ich auch nicht. Es war nur eine dumme Idee, und jetzt weiß ich es besser. Warum vergessen wir nicht, daß ich je davon gesprochen habe?« Sie stand auf.
    »Laß uns zurückreiten. Es ist doch kein schöner Tag, wie ich dachte, und mir wird allmählich kalt.«
    Sie stiegen wieder auf und ritten schweigend auf die düsteren Mauern der Feste zu. Sie sprachen nicht mehr. Adara wollte nicht reden, und Garion wußte nicht mehr, was er sagen sollte.
    Zurück blieb vergessen die kleine Blume, die er erschaffen hatte.
    Geschützt durch den Hang und leicht gewärmt von der Wintersonne, wuchs die Blume, die nie zuvor existiert hatte, mit stiller Freude und trug Früchte. Eine winzige Samenkapsel in ihrem Innern öffnete sich und verstreute unzählige Samen, die durch das hohe Wintergras auf die gefrorene Erde sanken und dort liegenblieben, um auf den Frühling zu warten.

8
    D ie Ulgomädchen hatten helle Haut, weißblondes Haar und große, dunkle Augen. Prinzessin Ce’Nedra saß in ihrer Mitte wie eine einsame rote Rose in einem Liliengarten. Sie beobachteten jede ihrer Bewegungen mit einem freundlichen Staunen, als wären sie von dieser lebhaften kleinen Fremden überwältigt, die so plötzlich zum Mittelpunkt ihres Lebens geworden war. Es waren nicht nur ihre Farben, obwohl diese schon erstaunlich genug waren. Ulgos waren von Natur aus ernsthaft und zurückhaltend und stellten nur selten Gefühle zur Schau oder lachten offen. Ce’Nedra jedoch lebte, wie immer, ihr Innerstes nach außen gekehrt. Gefesselt beobachteten die Mädchen, wie ihre Stimmungen und Gefühlsschwankungen sich auf dem hübschen, kleinen Gesicht spiegelten. Sie erröteten und kicherten nervös über ihre unerhörten und oftmals boshaften kleinen Scherze. Sie zog sie ins Vertrauen, und jedes einzelne von dem Dutzend Mädchen,

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