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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Hand, stand er nur in einem weiteren, düsteren Gang. Es war niemand zu sehen.
    Seine Hände zitterten, doch mehr aus Wut als aus Angst. Er überlegte kurz, ob er die Wachen rufen sollte, verwarf die Idee aber sogleich wieder. Den Angreifer weiter zu verfolgen war bei näherer Betrachtung noch unklüger. Er hatte außer seinem Dolch keine Waffe, und möglicherweise begegnete er jemandem mit einem Schwert. Vielleicht war sogar mehr als einer an dieser Sache beteiligt, und diese schwachbeleuchteten, menschenleeren Gänge waren ganz sicher nicht der geeignete Ort für eine Auseinandersetzung.
    Als er die Tür schon wieder schließen wollte, fiel sein Blick auf etwas. Ein kleiner Fetzen grauer Wolle lag auf dem Boden direkt hinter dem Türrahmen. Garion bückte sich, hob ihn auf und trug ihn unter eine der Kerzen, die an der Wand hingen. Das Wollstückchen war nicht mehr als zwei Finger breit und schien vom Saum eines grauen, rivanischen Mantels abgerissen zu sein. In seiner Hast zu entkommen, hatte der Angreifer, wie Garion vermutete, unabsichtlich seinen Mantel in der Tür eingeklemmt, und auf der Flucht war dann dieses Stückchen abgerissen. Garions Augen wurden schmal, und er drehte sich um und eilte den Gang hinab. Er blieb einmal stehen, um seine Krone aufzuheben und dann noch einmal, um den Dolch seines Angreifers an sich zu nehmen. Er blickte sich einmal um. Der Gang war leer und wirkte irgendwie bedrohlich. Wenn der unbekannte Messerwerfer mit drei oder vier Kameraden zurückkehren sollte, konnte es unangenehm werden. Alles in allem würde es wohl das Beste sein, so schnell wie möglich in seine eigenen Räume zu gehen und die Tür abzuschließen. Da niemand da war, der einen Mangel an Würde bemerken konnte, raffte Garion die Röcke seiner Robe und schoß wie der Blitz davon. Er erreichte seine Tür, stieß sie auf, sprang hinein und schloß die Tür hinter sich. Dann legte er das Ohr an die Tür, um auf Schritte zu lauschen. »Ist etwas nicht in Ordnung, Eure Majestät?« Garion fuhr herum wie gestochen. Hinter ihm stand sein Diener, der beim Anblick des Dolches in seiner Hand große Augen machte. »Äh, nichts«, erwiderte er schnell, in dem Bemühen, seine Verwirrung zu verbergen. »Hilf mir hier ’raus.« Er kämpfte mit den Verschlüssen seiner Robe. Seine Hände schienen voller Dolche und Kronen zu sein. Nachlässig warf er die Krone auf einen Stuhl, steckte seinen eigenen Dolch ein und legte das andere Messer und das Stoffstück vorsichtig auf den polierten Tisch.
    Der Diener half ihm, die Robe auszuziehen und faltete sie dann über dem Arm zusammen. »Wünschen Eure Majestät, daß ich dies für Euch fortschaffe?« fragte er mit einem angewiderten Blick auf den Dolch und das Wollstückchen.
    »Nein«, sagte Garion entschieden. Dann kam ihm ein Gedanke.
    »Weißt du, wo mein Schwert ist?«
    »Das Schwert Eurer Majestät hängt im Thronsaal«, antwortete der Diener.
    »Nicht das«, sagte Garion. »Das andere. Das ich trug, als ich hierherkam.«
    »Ich glaube, ich könnte es finden«, meinte der Diener zweifelnd.
    »Tu das«, sagte Garion. »Ich möchte es hier haben, wo es griffbereit ist. Und bitte sieh, ob du Lelldorin von Wildantor finden kannst. Ich muß mit ihm reden.«
    »Sofort, Eure Majestät.« Der Diener verbeugte sich und verließ leise den Raum.
    Garion nahm den Dolch und den Stoffetzen und untersuchte beides gründlich. Der Dolch war ein ganz gewöhnliches Messer, schwer, grob gearbeitet, mit einem drahtumwickelten Griff. Er trug keinerlei Verzierungen oder Kennzeichen. Die Spitze war leicht gebogen, das war das Ergebnis des Aufpralls auf der Steinwand. Wer immer es geworfen hatte, hatte es mit aller Kraft getan. Garion hatte ein ausgesprochen unangenehmes Gefühl zwischen den Schulterblättern. Der Dolch würde wohl nicht viel nützen. Davon gab es in der Zitadelle zweifellos Hunderte. Das Stoffstückchen konnte sich jedoch als wertvoll erweisen. Irgendwo in der Festung gab es einen Mann, von dessen Mantel ein Eckchen abgerissen war. Der zerrissene Mantel und dieses kleine Stückchen würden bestimmt gut zusammenpassen.
    Etwa eine halb Stunde später erschien Lelldorin. »Du hast nach mir geschickt, Garion?«
    »Setz dich, Lelldorin«, bat Garion seinen Freund und wartete dann nachdrücklich, bis der Diener das Zimmer verlassen hatte.
    »Ich glaube, ich habe ein kleines Problem«, sagte er dann und lehnte sich tiefer in seinem Sessel zurück. »Ich habe überlegt, ob ich dich um Hilfe

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