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Turm der Hexer

Turm der Hexer

Titel: Turm der Hexer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Erinnerung an das, was in Salmissras Thronsaal geschehen war, bedrückte ihn noch immer, und er war nicht sicher, ob er die Beziehungen zu dem Schlangenvolk jetzt schon zu normalisieren wünschte.
    Da es keine weiteren höfischen Angelegenheiten zu erledigen galt, entschuldigte er sich anschließend und verließ den Saal. Seine hermelinverbrämte Robe war sehr warm, und die Krone verursachte ihm Kopfschmerzen. Vor allem wollte er in sein Zimmer und sich umziehen.
    Die Wachen neben der Tür zum Thronsaal verbeugten sich respektvoll, als er vorbeiging, und formierten sich dann hinter ihm, um ihn zu begleiten. »Ich will eigentlich nirgends hin«, sagte Garion. »Nur zurück in meine Gemächer, und ich kenne den Weg. Warum geht ihr nicht etwas essen?«
    »Eure Majestät ist sehr freundlich«, antwortete einer der Wachmänner. »Werdet Ihr uns später benötigen?«
    »Ich weiß noch nicht. Ich lasse es euch wissen.«
    Wieder verbeugte sich der Offizier, dann ging Garion durch den schwach erhellten Flur davon. Er hatte diesen Gang zwei Tage nach seiner Krönung entdeckt. Er wurde verhältnismäßig wenig benutzt und war der direkteste Weg von den königlichen Gemächern zum Thronsaal. Garion gefiel er, weil er ihn mit einem Minimum an Pomp und Aufsehen benutzen konnte. Es gab nur wenige Türen, und die Kerzen an den Wänden waren in so großen Abständen angebracht, daß das Licht immer gedämpft blieb. Die Dämmrigkeit wirkte irgendwie tröstend, so als ob sie ihm bis zu einem gewissen Grad seine Anonymität wiedergab.
    Er ging gedankenverloren dahin. Er mußte sich um so vieles sorgen. Der drohende Krieg zwischen dem Westen und den Königreichen der Angarakaner beschäftigte ihn am meisten. Von ihm, als dem Großkönig des Westens, wurde erwartet, den Westen zu führen, und Kai Torak, erwacht von seinem Schlummer, würde sich mit den Heerscharen der Angarakaner gegen ihn stellen. Wie sollte er nur einem so furchtbaren Feind gegenübertreten? Schon allein der Name Toraks schreckte ihn, und was wußte er schon von Schlachten und Armeen? Er würde unvermeidlich fehlschlagen, und Torak würde die gesamten Streitkräfte des Westens mit seiner gepanzerten Horde zermalmen.
    Nicht einmal Zauberei konnte ihm helfen. Seine eigene Macht war noch zu ungetrübt, um eine Konfrontation mit Torak wagen zu können. Tante Pol würde natürlich ihr Bestes tun, um ihm beizustehen, aber ohne Belgarath bestand wenig Hoffnung auf Erfolg, und Belgarath hatte noch keine Anzeichen erkennen lassen, daß sein Zusammenbruch seine Fähigkeiten nicht auf Dauer eingeschränkt hatte.
    Garion wollte nicht mehr darüber nachdenken, aber seine anderen Probleme waren fast genauso schwerwiegend. Schon sehr bald mußte er etwas gegen Ce’Nedras entschiedene Weigerung, Frieden zu schließen, unternehmen. Wenn sie nur vernünftig wäre. Garion war sicher, daß der geringe Rangunterschied nicht so viel ausmachte. Er mochte Ce’Nedra. Er war sogar bereit zuzugeben, daß seine Gefühle für sie etwas tiefer gingen. Sie konnte vor allem, wenn sie etwas wollte einfach hinreißend sein. Wenn sie dieses kleinere Problem in den Griff bekamen, konnte alles noch ganz gut werden. Diese Aussicht hellte seine Gedanken beträchtlich auf. Während er darüber nachdachte, ging er weiter.
    Er war noch nicht weit gekommen, als er hinter sich wieder die verstohlenen Schritte hörte. Er seufzte und wünschte sich, daß der allgegenwärtige Leibwächter eine andere Beschäftigung finden möge. Dann zuckte er die Achseln und ging, in Gedanken bei der nyissanischen Frage, weiter.
    Die Warnung war heftig und kam im letzten Moment. »Paß auf!« bellte die Stimme in seinem Geist. Ohne genau zu wissen warum, ohne überhaupt zu denken, reagierte Garion instinktiv, indem er sich der Länge nach zu Boden warf. Seine Krone rollte davon, als ein geworfener Dolch funkensprühend gegen die Wand prallte und dann über den Fliesenboden davonschlitterte. Garion fluchte, rollte sich herum und kam, seinen eigenen Dolch in den Händen, auf die Füße. Wütend und erbost über den plötzlichen Angriff lief er zurück durch den Flur. Seine Hermelinrobe flatterte und wickelte sich ihm hinderlich um die Beine. Er erhaschte nur einen oder zwei kurze Blicke auf seinen grau-gekleideten Angreifer. Der Attentäter huschte in eine zurückspringende Türnische, und Garion hörte, wie eine schwere Tür hinter dem Mann zuschlug. Als er die Tür erreicht und mühsam geöffnet hatte, den Dolch immer noch in der

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