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Turm der Lügen

Turm der Lügen

Titel: Turm der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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brach das Schweigen. »Ich verurteile den Mord, aber ich kann kein Mitleid für das Opfer aufbringen. Marguerite war herzlos und ebenso rachsüchtig wie ihr Ehemann.«
    »Was redest du da?«
    »Die Wahrheit, Madame. Ich weiß, dass Marguerite ihre Kammerfrau ermorden ließ, um das Geheimnis des
Tour de Nesle
zu wahren. Ein Turm der Lügen und des Betrugs. Sie dachte nur an sich und ihr Vergnügen.«
    »Was weißt
du
denn schon?«
    Jeanne versuchte, Séverine mit Blicken zum Schweigen zu bringen.
    »Was ich mit eigenen Augen gesehen und was ich gehört habe, Madame«, ignorierte sie die Warnung. »Und ehe Ihr mich danach fragt: Nein, Jeanne war nie Teil dieser Lügen und dieses Leichtsinns. Sie ist so unschuldig, wie es das Parlament bestätigt. Marguerite war die Schuldige, sie hat alle mit ins Verderben gerissen.«
    »Still.« Jeanne hielt sich unglücklich die Ohren zu. »Ich will nie mehr etwas darüber hören. Ihr müsst für Blanche eintreten, Mutter. Sie ist in Gefahr. Vielleicht ist sie das nächste Opfer dieses Mörders.«
    »Sei gewiss, dass ich um sie kämpfe«, versicherte ihr Mahaut. »Zuerst jedoch muss Artois eine Lektion bekommen. Ich habe ihn unterschätzt. Sich mit Valois zu verbünden ist ein geschickter Schachzug. Durch die bevorstehende Heirat mit seiner Tochter glaubt er unangreifbar zu sein. Vielleicht gelingt es mir ja, einen Keil zwischen die beiden zu treiben. Man wird sehen …«
    Mahaut stand schwerfällig auf und tätschelte Jeannes Wange, dann rauschte sie aus dem Zimmer.
    Séverine atmete erleichtert auf.
    »Welch ein Glück, dass sie mich nicht ebenfalls wie einen gehorsamen Schoßhund getätschelt hat. Meine Reaktion hätte ihr nicht gefallen.«
    Erschüttert von den Ereignissen, brachte Jeanne mehr Verständnis für Mahaut auf.
    »Sie ist unsere Mutter, Séverine. Wir schulden ihr Respekt. Marguerites Tod setzt ihr zu. Sie mochte unsere Base sehr.«
    »Weil die beiden aus ähnlichem Holz geschnitzt sind«, entgegnete Séverine. »Beide kämpfen sie rücksichtslos und egoistisch nur für das eigene Wohl. Hör auf, mich zu besänftigen. Ich werde Mahaut immer und ohne Angst meine Meinung sagen.«

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Achtzehntes Kapitel
    I n blinder Leidenschaft wollte Louis unbedingt beweisen, dass er ein besserer Heerführer war als sein Vater. Gegen alle Vernunft und gegen alle Widerstände führte er seine Truppen nach Norden, um Flandern endgültig zu unterwerfen. Anhaltende Regenfälle und mangelnde Organisation hielten die Armee jedoch auf, und der Flandernfeldzug, der ihm den Nachruhm sichern sollte, versank auf höchst ruhmlose Art am Ufer des Lys im Morast. Als die Pferde erlahmten, die Soldaten hungerten und das Geld ausging, ließ Louis das teure und sinnlose Unternehmen um ein Jahr vertagen.
    Es fiel ihm nicht schwer, auf die Schlachten zu verzichten, denn genau zu diesem Zeitpunkt traf seine Braut Clementia in Frankreich ein. Am 31 . Juli 1315 wurde die Ehe zwischen ihm und Clementia von Ungarn geschlossen. Drei Tage später wurde er in Reims zum König gesalbt. Der Krieg trat für ihn in den Hintergrund.
    Sanftmütig, gehorsam, schön und blond, begegnete Clementia dem Zänker mit Demut und Ergebenheit. In ihren Armen fand Louis die Bestätigung seiner Männlichkeit, die ihm Marguerite verweigert hatte. Er wurde ruhiger und zugänglicher. Seine Frau für einen Feldzug zu verlassen wäre ihm schwergefallen.
    Er genoss es, dass Clementia in jeder Hinsicht Marguerites Gegenteil war. Sie widersprach nie und ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihn bewunderte. Er lag ihr zu Füßen. Er überschrieb ihr ein Schloss nach dem anderen und überschüttete sie mit Geschenken. Zu Valois’ Missfallen plünderte er dafür schamlos die Staatskasse.
    Die zweiundzwanzigjährige Königin überzeugte durch Ehrlichkeit, Zurückhaltung und Freundlichkeit, und auch Philippe und Adrien waren von ihr angetan. Nur Menschen, die ihr zuwider waren, zeigte sie die kalte Schulter. Sie schätzte weder den aufgeblasenen Artois, noch verstand sie sich mit Valois.
    Auch beim heutigen Empfang schenkte sie Valois keine Aufmerksamkeit. Philippe zu sehen erfreute sie jedoch erkennbar. Lächelnd begrüßte sie ihn.
    »Mein lieber Freund, es tut mir in der Seele weh, Euch noch immer ohne die Gesellschaft Eurer Gemahlin zu sehen. Könnt Ihr sie nicht überreden, ihre Mutter in Gray zu verlassen? Ihr müsst Euch einsam fühlen ohne sie und Eure Kinder.«
    Adrien vernahm die leisen Worte, da er unmittelbar neben Philippe

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