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Turm der Lügen

Turm der Lügen

Titel: Turm der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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selbst überzeugen? Ich bringe Euch in den Donjon.«
    Eilfertig stopfte Bersumée den Beutel unter sein Wams und ging in Richtung Tür.
    »Bei Gott, nein! Wirklich nicht«, lehnte Adrien ab. »Mein Erscheinen würde nur falsche Hoffnungen in den Gefangenen wecken. Ich glaube Euch auch so, dass Ihr allen Anweisungen geflissentlich nachkommt.«
    Die Börse tat ihre Wirkung. Ein Schwall von Beteuerungen ergoss sich über Adrien, während er tief in seinem Herzen Besorgnis empfand. Er wusste, dass er die Haft der Ehebrecherinnen durch seine Worte möglicherweise verschärfte.
    Mir bleibt keine andere Wahl, verteidigte er sich vor dem eigenen Gewissen. Ich muss gewärtig sein, dass dem König mein Besuch hier bekannt wird, denn sicher hat er auch in Château Gaillard seine Spione. Ich muss dann diesen Besuch hieb- und stichfest begründen können: Philippes Wille, seine Schwägerinnen gnadenlos zu strafen, wäre ein solcher. Sie haben Jeanne ins Unglück gerissen.
    Um noch eine Spur für sein Motiv zu legen, wandte er sich wieder an den Burghauptmann. »Nehmt den Beutel als Dank meines Herrn. Auch der Graf von Poitiers wünscht, dass die Gerechtigkeit ihren Lauf nimmt. Er ist ein gehorsamer Sohn seines Vaters.«
    * * *
    Der Lärm hallte von der Decke des Waffensaales wider. Das Klirren der Schwerter, das Dröhnen hölzerner Übungswaffen und das Stöhnen der Männer, die das tägliche schweißtreibende Training des Schwertkampfes absolvierten.
    Philippe lieferte sich einen schweren Kampf, aber er gab erst auf, als er seinem Gegner, einem wahren Hünen, mit einem besonders geschickten Hieb die Waffe aus der Hand schlagen konnte. Der Riese war ein Muskelprotz, doch Philippe zeichneten Zähigkeit, Schnelligkeit und ein besonders gutes Reaktionsvermögen aus.
    »Lassen wir es gut sein, Kamerad.« Er senkte das Übungsschwert. Er kochte geradezu unter dem herabgeklappten Visier seines Helmes und dem stählernen Kettenhemd. Beide nahmen sie gleichzeitig die Kopfbedeckung ab. Philippe sah ein breitflächiges Bubengesicht, das zu seiner Herkulesgestalt nicht passen wollte.
    »Robert von Artois?« Er reagierte mit unverhohlenem Erstaunen. »Seit wann seid Ihr wieder in der Stadt und bei Hofe? Ich wusste nichts von Eurer Rückkehr.«
    Artois verneigte sich vor dem Königssohn.
    »Der Sommer neigt sich dem Ende zu, die Herbstjagden stehen an. Der König wünscht, dass sich seine Ritter vollzählig um ihn versammeln.«
    Zwei Knappen halfen Philippe aus der Rüstung und nahmen seine Waffen entgegen. Ein dritter stand mit einer Wasserschüssel und einem frischen Leinentuch bereit. Nachdem er sich den Schweiß vom Gesicht gewaschen und die Haare mit beiden Händen nach hinten gestrichen hatte, sprach Philippe eine Einladung aus.
    »Begleitet mich, Artois. Ich bin sicher, Ihr könnt ebenfalls einen frischen Trunk brauchen. Ihr habt mir einen guten Kampf geliefert. Ich habe Euch an der Statur nicht erkannt. Wir haben uns lange nicht gesehen.«
    »Seit den schrecklichen Ereignissen in Pontoise«, nickte Artois. »Ein Jammer, dieser Skandal. Ihr habt mein ganzes Mitgefühl.«
    Heuchler,
kommentierte Philippe im Stillen.
Ich weiß längst, dass du das Deine dazu getan hast, diesen Skandal öffentlich zu machen.
    »Findet Ihr die Stadt und den König verändert?«, fragte er.
    »Die Menschen sind unzufriedener. Der König gealtert«, antwortete Artois unhöflich.
    Philippe wechselte die Taktik und wurde ebenfalls direkt. »Man sagt, Ihr habt in Pontoise meiner Schwester die Beweise für die Anklagen geliefert, die meinem Vater schließlich für sein Strafmaß keine andere Wahl ließen.«
    »Und? Seid auch Ihr dieser Überzeugung?«
    Philippe antwortete nicht. Er öffnete Artois die Tür zu einem Gemach, in dem eine Mahlzeit auf ihn wartete. Ein weiterer Knappe füllte bei ihrem Eintreten die Weinbecher, ehe er auf Befehl seines Herrn verschwand.
    »Bedient Euch.«
    »Eure Gastfreundschaft erstaunt mich«, knurrte Artois. Er trank den Wein in einem Zug. »Was wollt Ihr von mir?«
    Ein Krieger nach dem Herzen meines Vaters,
konstatierte Philippe und schenkte ihm sofort nach.
Kampfstark, einfältig, ehrgeizig und käuflich, wenn der Preis hoch genug ist.
    »Mit Euch reden«, antwortete er danach ruhig. »Ihr habt Mahaut, Jeannes Mutter, Rache geschworen dafür, dass sie Euch um Euer Erbe gebracht hat. Sie hat vor dem König geschworen, dass Euer Vater und Eure Mutter nicht verheiratet waren. Ihr konntet das Gegenteil nicht beweisen und seid

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