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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht leicht sein würde – und er wurde nicht enttäuscht.
    »Snorty willst du mitnehmen?« fragte sie empört. »Das ist doch mein Ungeheuer!«
    »Aber du fängst doch sowieso nichts mit ihm an, entweder du ignorierst ihn oder du ärgerst ihn«, warf Grundy ein.
    »Das tut überhaupt nichts zur Sache«, erwiderte sie und nahm wieder ihre Haltung als kleine Dame an. »Jedenfalls gehört er unter mein Bett und nirgendwo sonst hin.«
    »Aber der Gute Magier sagt, daß ich das Ungeheuer Unterm Bett zum Elfenbeinturm reiten soll, und er ist das einzige Ungeheuer Unterm Bett, das ich gut genug kenne, um es darum zu bitten.«
    »Zum Elfenbeinturm?«, fragte sie in einem plötzlichen Stimmungswechsel. »Dort wohnt doch Rapunzel!«
    Daran hatte Grundy noch gar nicht gedacht. Rapunzel war Ivys Brieffreundin. Aus dieser Verbindung schien Ivy, Grundys Meinung nach, weitaus mehr zu erhalten als umgekehrt, doch schien Rapunzel aus irgendeinem Grund damit zufrieden. Aber was konnte sie mit dem verschollenen Drachen zu tun haben? Sicherlich hätte sie Ivy doch Bescheid gesagt, wenn Stanley dort aufgetaucht wäre!
    Doch er hielt es für ratsam, mit Ivy solche Probleme lieber nicht zu besprechen; da kam nichts Gutes bei raus. »Willst du nun Stanley zurückhaben oder nicht?« fragte Grundy mürrisch.
    »Ach, herrje!« sagte sie. »Dann tu es eben. Aber wenn Snorty irgend etwas zustoßen sollte, dann werde ich dir das nie verzeihen!«
    Also begab sich Grundy zu Snorty, dem Ungeheuer Unter Ivys Bett. Solche Ungeheuer gehörten einer höchst interessanten Gattung an, denn nur Kinder und leichtgläubige Leute konnten sie überhaupt wahrnehmen; normale Erwachsene glaubten gar nicht an sie. Da Grundy recht klein war, hatte er sich bisher auch stets lieber aus seiner Reichweite gehalten. Nicht ohne ein gewisses Zagen näherte er sich nun Snortys Höhle.
    »Snorty!« rief er aus sicherer Entfernung.
    Tief im Dunkel unter dem Bett zuckte etwas.
    »Snorty, ich weiß, daß du mich verstehst«, rief Grundy. »Ich spreche deine Sprache. Komm da unten hervor, ich brauche deine Hilfe.«
    Schließlich antwortete das Ungeheuer. »Warum sollte ich dir helfen?«
    »Weil der Gute Magier sagt, daß ich auf dir zum Elfenbeinturm reiten muß, um Stanley zu retten.«
    Snorty überlegte. »Das wird dich einiges kosten, Golem.«
    Grundy seufzte. Er hätte es doch wissen müssen, daß nichts an dieser Queste leicht sein würde. »Was wird es kosten?«
    »Ich will Romantik und Romanzen.«
    »Wie bitte?«
    »Seit acht Jahren liege ich hier nun unter diesem Bett, grabsche nach Ivys Waden und verstecke mich vor ihrer Mutter. Tag für Tag dieselbe alte Tretmühle. Das Leben muß doch mehr zu bieten haben als das!«
    »Aber das tun Ungeheuer Unterm Bett nun einmal!« wandte Grundy ein. »Sie haben keinen anderen Sinn, als nach Kinderwaden zu grabschen und sich vor Eltern zu verstecken.«
    »Warum soll ich dir dann helfen?«
    Das hatte etwas für sich. Offensichtlich mußte das Leben eines solchen Ungeheuers noch aus mehr bestehen als nur aus Fußwaden. »Äh, was meinst du denn mit Romantik und Romanzen genau?«
    »Das weiß ich nicht. Aber ich werde es wissen, wenn ich es bekomme.«
    »Warum krabbelst du nicht einfach unter ein anderes Bett und suchst dir, äh, ein weibliches Mitglied deiner eigenen Art und…?«
    »So geht das nicht. Bettungeheuer teilen ihre Reviere nicht miteinander. Ich muß jemanden finden, der sich noch nicht an ein Bett gebunden hat.«
    »Und wo wäre das?«
    Die große häßliche Hand machte eine unwissende Geste. »Keine Ahnung. Ich schätze, ich werde einfach umherreisen müssen, bis ich sie finde.«
    »Nun, ich habe vor, zu reisen«, erwiderte Grundy. »Wenn du mich trägst, wirst du ein gutes Stück im Land herumkommen.«
    »Klingt nicht schlecht«, willigte Snorty ein. »Ich werde dich tragen, aber nur solange, bis ich Romantik und Romanzen gefunden habe.«
    Grundy begriff, daß dies dazu führen könnte, daß er eines Tages irgendwo fernab stranden würde, doch ein halbes Brot war immer noch besser als gar keins. »Einverstanden. Machen wir uns gleich auf den Weg. Komm dort raus.«
    »Ich kann nicht«, sagte Snorty.
    »Aber du hast doch gesagt…«
    »Ich habe gesagt, daß ich dich tragen werde, ich habe nicht gesagt, daß ich das Unmögliche tun werde. Ich kann nicht hervorkommen, bevor es dunkel ist.«
    »Aber ich wollte eigentlich tagsüber reisen!«
    »Mit mir wirst du das nicht tun! Licht würde mich sofort vernichten. Was

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