Turm-Fraeulein
und die mittlere auf seiner Seite.
Der Ameisenlöwe streckte ein Bein vor und schabte eine weitere Linie hinein, die von Grundys mittlerem Punkt zum gegenüberliegenden Eckpunkt führte. Nun war eine Seite der Figur vollständig.
Grundy zog eine weitere Linie von der nächstgelegenen Ecke empor, um den Mittelpunkt damit zu verbinden. Der Ameisenlöwe tat das gleiche und vervollständigte damit auch diese Seite. So ging es weiter, bis die Figur schließlich einen großen Kasten ergab – und Grundy erkannte, daß er in Schwierigkeiten steckte.
Er hatte nun keine Wahl mehr, als eine Linie vom mittleren Punkt zu einer der Seiten zu ziehen. Damit würde er es seinem Gegner ermöglichen, mit seiner Linie ein Quadrat zu vervollständigen, was ihm einen weiteren Zug ermöglichte, mit dem er wiederum ein Quadrat vollenden konnte, um mit dem nächsten Zug fortzufahren und auf diese Weise zu siegen. Er hatte sich zu einer Spieltaktik verleiten lassen, mit der er verlieren mußte.
»Dein Zug – oder du verlierst«, sagte der Ameisenlöwe zufrieden.
Grundy seufzte und zog. Worauf der Ameisenlöwe genau tat, was der Golem erwartet hatte, so daß Grundy schmächlich verlor.
»Beim nächsten Spiel lasse ich dir den ersten Zug«, sagte Grundy.
»Auf gar keinen Fall«, widersprach der Ameisenlöwe entschieden. »Ich habe dir versprochen, daß du den Vorteil haben sollst, als erster ziehen zu dürfen, und zwar jedesmal, und ich halte mein Wort immer.«
»Aber…«
Das Ungeheuer streckte eine weitere Pranke vor und musterte sie vielsagend. Grundy merkte, daß er diese Großzügigkeit wohl würde annehmen müssen.
Was sollte er tun? Der zweite Spieler hatte stets den Vorteil – und dieser Vorteil würde dazu führen, daß das Ungeheuer ihn verschlingen würde!
Da fiel Grundy etwas ein. Möglicherweise gab es doch noch einen Ausweg: Er hatte zwar noch nie solch kleinen Spiele gespielt, doch das Grundprinzip müßte eigentlich dasselbe sein. Der Schlüssel bestand tatsächlich darin, daß ein Spieler eben kein Quadrat zu vervollständigen brauchte, wenn er dies nicht wollte, sofern er statt dessen einen anderen Zug tun konnte. Das sah auf den ersten Blick zwar wie eine Strategie aus, die zum Verlust führen mußte, weshalb sie auch nur selten angewandt wurde, doch sie hatte einige Vorteile, darum wollte er sie hier anwenden.
Nun begann die zweite der drei Runden. Grundy tat genau dasselbe wie zuvor, und auch der Ameisenlöwe verfolgte seine alte Taktik. So vervollständigten sie zwei der Außenkanten des großen Vierecks. Dann machte Grundy seinen Überraschungszug: er zog eine Linie in die Mitte.
Der Ameisenlöwe starrte ihn fassungslos an. »Aber damit verschenkst du doch ein Kästchen, ohne es zu müssen!« protestierte er.
»Ist doch wohl nicht verboten?«
Der Ameisenlöwe zuckte mit seinen drei Schulterpaaren. »Nein, dumme Züge sind nicht verboten«, stimmte er zu, vervollständigte das Kästchen und markierte es mit seinem großen A. Dann zog er seinen zusätzlichen Gewinnstrich auf der gegenüberliegenden Seite, um Grundy kein vergleichbares Geschenk zu machen. Grundy wiederum zog die Verbindung zum letzten freien Punkt. Nun sah die Figur so aus:
Der Ameisenlöwe schickte sich an, seinen Zug zu machen – und hielt inne. Er konnte keine weitere Linie ziehen, ohne Grundy gleich drei Kästchen zu bescheren und damit den sicheren Sieg. »Verdammt will ich sein!« rief er. »Du hast mich reingelegt!«
»Ich spiele doch bloß, um zu gewinnen«, erwiderte Grundy bescheiden.
Mit reichlich ungnädiger Haltung machte der Ameisenlöwe schließlich seinen Zug, worauf Grundy das Muster vervollständigte und seine drei Gs in die Kästchen malte.
Nun stand es 1:1. Als sie in die Entscheidungsrunde traten, wurde der Ameisenlöwe sehr nachdenklich. Wieder verfuhren beide wie zuvor, doch als Grundy diesmal sein Kästchen opfern wollte, nahm der andere diese Chance nicht an und fuhr statt dessen fort, indem er einen weiteren Strich um das äußere Dreieck zog. Jetzt wurde Grundy nervös; ob der Ameisenlöwe dadurch doch noch den Sieg erringen würde?
Doch dann erkannte Grundy die gute Seite der Sache. Er nahm selbst das erste Kästchen für sich in Anspruch und benutzte seine Zusatzlinie, um die letzte freie Strecke auszufüllen. Es spielte keine Rolle, welcher Spieler das Kästchen und die Zusatzlinie bekam: durch diese eine Linie ging der Vorteil an den ersten Spieler über. Nun sah die Konfiguration so aus:
Der
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