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Turm-Fraeulein

Titel: Turm-Fraeulein Kostenlos Bücher Online Lesen
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eingespielt ist. Ich sehne mich nicht unbedingt danach, von neuem anzufangen; wie ich höre, gibt es da draußen alle möglichen Gefahren, Vögel zum Beispiel und Insektenfresser und Fangpflanzen.«
    »Die gibt es tatsächlich«, bestätigte Grundy.
    Sie winkte mit einer hübschen Antenne nach ihm. »Meinst du…«
    »Wenn du mir lediglich sagst, wie ich in die Kammer der Königin gelange, werde ich mein Bestes tun, um sie zu entführen. Ich werde sie nicht umbringen.«
    »Wirst du nicht?« summte sie enttäuscht.
    »Wenn ich das täte, würde sich ihr Geist einfach eine andere Kreatur Untertan machen, höchstwahrscheinlich dich.«
    »Ja, Barmherzigkeit ist wohl doch das beste«, stimmte sie zu. »Aber du wirst sie nicht freilassen?«
    »Niemals«, bekräftigte er.
    »Nimm den dritten Gang rechts«, sagte sie und zeigte auf einen Tunnel.
    Grundy machte sich auf den Weg. An der dritten Kreuzung wandte er sich nach rechts und gelangte so in die riesige mittlere Kammer.
    Er trat ein und ließ sich auf den gewölbten Boden fallen, Nadel und Netz bereit.
    Dort war die Bienenkönigin. Sie war von gewaltiger Größe und fast der gleichen Körpermasse wie Grundy, und sie besaß große, kräftige Klauen und einen phänomenalen Stachel. »Du bist also gekommen, Golem«, summte sie.
    »Ich mußte kommen«, bestätigte er und versuchte die Furcht zu unterdrücken, die plötzlich in ihm aufstieg. Wie sollte er dieses schreckliche Wesen überwinden?
    »Und nun werde ich mich deiner endgültig entledigen«, summte sie. Sie stand auf, breitete die Flügel aus und kam langsam auf ihn zu. »Weißt du, was ich mit dir machen werde?«
    »Ich glaube, ich möchte es lieber gar nicht wissen«, sagte Grundy und musterte sie mißtrauisch, während er versuchte zu erahnen, welche Angriffstaktik sie einsetzen wollte.
    »Ich werde dich einfach nur stark genug stechen, bis du hilflos bist, aber noch am Leben und bei Bewußtsein«, sagte sie und schien ihre eigenen Worte zu genießen. »Dann werde ich dein Fleisch dazu verwenden, um meine neuen Krieger zu speisen. Das wird in ihnen einen gesunden Appetit auf Blut heranzüchten.«
    Grundy wimmerte innerlich. Das war ja genauso schlimm als hätte die Vettel von seinem Körper Besitz ergriffen. »Aber zunächst einmal wirst du mich besiegen müssen«, sagte er und wollte trotz seiner Todesfurcht noch möglichst tapfer erscheinen.
    »Und danach werde ich alle deine dämlichen Freunde ebenfalls bis zur Unterwerfung stechen lassen«, fuhr die Vettelkönigin fort und pirschte sich weiter an ihn heran. »Bis Rapunzel endlich bereit ist, alles zu tun, um sie vor weiterer Demütigung und Qual zu bewahren. Einfach alles!«
    »Du bist die vetteligste Vettel, der ich je begegnet bin«, sagte er und versuchte abzuschätzen, ob er sie mit einem einzigen Wurf des Spinnennetzes unschädlich machen konnte. Sie war doch so groß!
    »Und nachdem ich ihren jungen und zarten Körper endlich in meiner Gewalt habe, werde ich ihm natürlich seine ihm gebührende Ausbildung angedeihen lassen«, fuhr sie fort. »Dieser Barbar ist ein einigermaßen gutaussehender Schlägertyp; bevor ich ihn abschlachten lasse, werde ich ihn möglicherweise noch…«
    Der Gedanke, daß Rapunzels Körper auf diese Weise mißbraucht werden könnte, stachelte Grundy fast bis zur Weißglut an, so daß er auf die Biene zusprang. Genau das hatte sie gewollt; mit einem Summen wich sie ihm aus, so daß er stolperte und das Gleichgewicht verlor.
    Noch bevor er sich wieder fangen konnte, griff sie ihn von hinten im Sturzflug an. Er hörte sie kommen und warf sich flach zu Boden. Knapp schoß sie über ihn hinweg. Ihr heftiger Flügelschlag ließ den ganzen Raum beben. Grundy rollte herum, setze sich auf – und sah sie schon wieder heranstürzen.
    Er schleuderte das Netz in die Höhe, verfehlte aber sein Ziel, weil es vom Flügelschlag der Königsbiene beiseite geweht wurde. Verzweifelt mußte er wieder eine Seitenrolle vollführen, um ihrem Luftangriff zu entgehen. Als sie an ihm vorbeischoß, wurde er von einer Flügelspitze getroffen. Die Flügel sahen zwar äußerst dünn und zerbrechlich aus, ihr Schlag hatte es in sich!
    Der Golem krabbelte wieder auf die Beine, bevor sie sich erneut nach ihm ausrichten konnte. Zwar hatte er noch seine Nadel, doch das Netz war verloren. Das kam einer Katastrophe gleich, denn auch wenn er sie möglicherweise töten konnte, gefangennehmen konnte er sie nicht. Ihr Tod aber setzte ihren Geist frei, der dann eine

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