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Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Turner 02 - Dunkle Vergeltung

Titel: Turner 02 - Dunkle Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Opossum womöglich etwas damit zu tun haben könnte. Als Polizeibeamter sollte ich vielleicht sein Gebiss auf Faserreste untersuchen. Ich ging hinein, schüttete etwas Milch in eine Schale und stellte diese dann draußen auf die Veranda.
    Sie war nie ein braves Mädchen, wissen Sie. Aber ich glaube, sie wird mir fehlen.
    Das war’s, was am Ende eines Lebens blieb.
    Vor vielen Jahren, als ich noch arrogant genug war, mir einzubilden, ich könnte den Menschen helfen, hatte ich eine junge Frau als Patientin, die beim Joggen vergewaltigt und übel zusammengeschlagen worden war. Es war in der Nähe eines Stausees passiert. Wann immer sie nur ein Glas Wasser zum Trinken hob, sagte sie, war alles wieder da. An den Überfall selbst erinnerte sie sich gar nicht. Woran sie sich erinnerte, war, dass sie sich
kurz danach auf einer Unfallstation befand und Krankenhauspersonal von Gehirnschädigungen reden hörte: »Sie wird nie mehr richtig zu sich kommen.« Am Ende der Sitzung half ich ihr aus dem Sessel auf. Als junger Mann mit guten Manieren wartete ihr Verlobter Terry stets im Vorzimmer auf sie.
    Ich wälzte mich ruhelos im Bett wie ein Bratspieß, als ich spürte, dass sich ein Schatten über mich legte. Ich öffnete die Augen, um ein Opossum vor dem Fenster kauern zu sehen. Beutelratten sind wilde Tiere, sie sind definitiv keine Haustiere. Diese jedoch wollte rein. Ich öffnete das Fenster. Das Opossum kam herein, suchte sich schnuppernd einen Platz im Bett und schlief schließlich neben mir ein. Kurze Zeit später schlief ich ebenfalls ein.
    Aber ich glaube, sie wird mir fehlen.

Kapitel Dreizehn
    Draußen, nur Zentimeter entfernt, drückte sich ein Gesicht an die Fensterscheibe. Kurz darauf ragte es über unseren Tisch.
    »Trooper Rob Olson«, sagte er ohne Einleitung. »Wir haben miteinander gesprochen.«
    »Richtig.«
    »Ist es okay, wenn ich Ihnen die Stadt übergebe? Der Sheriff hat auch so schon mehr als genug zu tun, ich will ihn deswegen nicht anrufen. Als ich mich gemeldet hatte, hab ich nicht damit gerechnet, so viele Stunden zu schieben. Meine Frau droht schon damit, die Türschlösser auszuwechseln.«
    Trooper Olson schob etwas über den Tisch.
    »Was ist das?«
    »Der Pieper.«
    »Wir haben jetzt einen Pieper?«
    »Zumindest du hast einen«, meinte J.T.
    »Nur Mut«, sagte Trooper Olson.
    Zu diesem Zeitpunkt saßen wir in Jay’s Diner vor Rührei mit Tomatenscheiben und Toast, daneben die Menage mit Essig und Öl, Ketchup, Steak-und Pfeffersoße. Uns beiden war nicht nach Restaurantessen gewesen.
    »Noch Kaffee?«, fragte Thelma. Soweit ich das sagen
konnte, war sie immer hier, wenn der Diner geöffnet hatte. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie ihr übriges Leben aussehen mochte. Schon merkwürdig, dass ich es nicht konnte, in Anbetracht der Tatsache, dass ich über so viele andere Leute hier in dieser Gegend bestens Bescheid wusste.
    Auf beiden Seiten des Tisches wurde genickt.
    »Dann hast du also Urlaub.«
    »Nur, weil sie mich dazu aufgefordert haben.«
    »Und weil du nichts Besseres zu tun hattest, hast du dir gedacht: Hey, scheiß doch der Hund drauf, mach ich einfach mal den alten Herrn ausfindig.«
    »Wie ich schon sagte, hab mich nie so richtig für normale Freizeitbeschäftigungen erwärmen können. Ich habe schon eine ganze Weile darüber nachgedacht, ob ich dich besuchen soll. War nur nicht sicher, was du davon halten würdest.«
    Ich auch nicht.
    »Gibt’s da oben niemanden?«
    »Einen Mann, meinst du?«
    »Irgendwen.«
    »Irgendwie nicht. Eine Handvoll Freunde, die meisten auf der Arbeit.« Sie schaute zu einem Neuankömmling auf, ihre Augen folgten ihm von der Tür zur Sitznische. Nicht aus der Gegend, das erkannte man sofort daran, wie er aussah, wie er sich bewegte. Sie erkannte es auch. »Ich bin gut in meinem Job, sehr gut. Ich bin mit ganzem Herzen bei der Arbeit. Bis vor kurzem schien das auch zu genügen.«

    »Und jetzt ist das nicht mehr so?«
    »Ich weiß nicht. Und am wenigsten kann ich es ausstehen, es nicht zu wissen.«
    »Vielleicht hast du etwas von der Ruhelosigkeit deiner Mutter geerbt.«
    »Oder von deiner.«
    Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, wie es so schön heißt. Wie auch immer. Wahrscheinlich lohnt es sich nicht, zu sehr darüber nachzudenken, ob ich mir andere Äpfel hätte wünschen sollen als J.T. oder ihren Bruder Donald.
    Ich stellte meine Tasse ab; Thelma hob die Augenbrauen, um zu fragen, ob sie noch einmal nachschenken solle, doch ich

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