Turrinis Jagd: Kriminalroman
blöden Missverständnis, wegen dem ich die ganze Geschichte überhaupt erzähl.
âWas? Sex? In der Dienstzeit?â Der Bürstinger tut jetzt direkt ein bisserl entrüstet.
âSechs ist nicht Sex!â Der Rammer ist wirklich entrüstet. Was soll diese abwegige Verdächtigung? Wo er doch nur mit seinen sechs Zeuginnen in einem Whirlpool sitzt und sie eingehend befragt. Und das trotz widrigster Umstände. SchlieÃlich kann er weder Polnisch noch Ukrainisch noch Russisch. Und Portugiesisch und Thailändisch schon gar nicht. Und was die kohlrabenschwarze Zeugin an seiner linken Seite für eine Sprache spricht, das weià er nicht einmal. âBunga Bunga!â versteht sie auf jeden Fall. Weil da lacht sie immer über das ganze Gesicht, wenn er das sagt.
Aber die Missverständnisse hören nimmer auf. âFreilich ist sechs sechs!â, entgegnet der Bürstinger. âSechs ist sechs, und um sechs ist Dienstschluss. Und ich muss dringend heim, weil ich auf die kleine Gucki aufpassen muss. Weil die Mama Sonntagsdienst hat. Mord hin, Mord her: Wenn ich nicht pünktlich heimkomm, schneidet mir die Sybille die Eier ab. Mit dem Skalpell!â
âMord â? Mord!â, plärrt der Rammer ins Handy. Und steht auch schon Habt-Acht. Mitten im Whirlpool! Weil da ist er genau wie die Gucki: Ein Mord ist ihm lieber wie alles andere auf der Welt. Lieber sogar als sechs Mal Sex mit sechs Zeuginnen.
Bei der Gelegenheit â der Rammer rennt grad tropfnass und pudelnackert im Puff herum und sucht sein Gwand zusammen â, bei der Gelegenheit können wir uns den Herrn Oberstleutnant gleich einmal ein bisserl näher anschauen. So einen Meter 95 wird er schon sein, und so um die 120 Kilo wird er haben. Praktisch ein Mordstrumm Lackel Mann. Kaum hat er sich aber in seinen nigelnagelneuen schwarzen Anzug geschmissen, erinnert er mehr an einen Rottweiler: lässige Eleganz, aber halt ziemlich gewaltbereit.
Nur spürnasenmäÃig kann es der Rammer mit einem Hund halt nicht aufnehmen. Weil er gar nicht lang nach einer Spur sucht, sondern gleich zuschnappt. âDer Bagger-Fahrer ist der Mörder, und den schnapp ich mir jetzt!â, erklärt er dem Bürstinger Karli, kaum dass ihm der den Sachverhalt überhaupt erklären hat können.
Gesagt, getan! Na ja, so leicht getan ist es dann auch wieder nicht. Weil der Herr Oberstleutnant wieder einmal nicht richtig aufgepasst hat. Und seinen Mörder dort sucht, wo er schon längst nimmer ist, in Windgschlief nämlich. Ist ja schon delogiert worden, der Hias, und wohnt schon längst nimmer in seinem schmucken Einfamilienhaus. Dort trifft der Rammer nur einen Immobilienmakler von der Raiffeisenbank, der ihm auch schon sämtliche Vorzüge dieses Schmuckstücks von einem Haus herunterÂbetet, bevor der Rammer überhaupt seinen Kripo-Ausweis herzeigen kann.
Weil dieser Fetzenschädel von der Raika aber nicht und nicht aufhört â eine Gesprächstaktik, die er sich von den Krimmler Wasserfällen abgeschaut haben muss â und dann auch noch auf die Vorzüge vom Outdoor-Whirlpool zu sprechen kommt, bleibt dem Rammer nichts anderes über, als dass er seine Dienstwaffe entsichert und sie diesem Wappler an die Schläfe hält.
Jetzt aber interessant: Jeder andere, ja, jeder noch so hartgesottene Schwerverbrecher, hätt auf der Stelle seine Pappen gehalten. Nicht so der Herr Immobilienmakler von der Raika: Sein Redefluss wird zwar zähflüssiger und kommt ins Stocken, es dauert aber eine ganze Weile, bis er dann wirklich versiegt. Bis er endlich die Goschen hält.
âNa alsoâ, sagt der Rammer triumphierend.
Hat sich aber zu früh gefreut â weil der Raika-Wappler schon wieder anfangt: âWas für ein Haus hab ich Ihnen denn verkauft?â
Da reiÃt dem Rammer aber endgültig die Geduld. âIch stell hier die Fragen â und du antwortest!â, erklärt er kategorisch. Und weil er dem Watschengesicht von der Raika vorher vorsichtshalber eine Mordstrumm Watschen verabreicht hat, ist jetzt tatsächlich andächtige Stille eingekehrt.
Jetzt kann der Herr Oberstleutnant endlich in Ruhe seine Arbeit machen. Und hat auch schon in kürzester Zeit die neue Adresse vom Mörder. Ist er so zufrieden, dass er dem Arsch von der Raika, praktisch als Gegengeschäft, auch eine Auskunft erteilt: âOberstleutnant Dr. Otto Rammer,
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