Turrinis Jagd: Kriminalroman
wie!â
âHnn?â
âDer oder die Täter haben dem Gierlinger so ein Narkosemittel verabreicht, wie sie es im Spital haben. Propofol heiÃt das. An dem ist auch der Michael Jackson eingegangen.â
âÃberdosis?â
âDer Jackson: ja, der Gierlinger: nein! Beim Gierlinger war es eine ganz eine normale Narkose. Hingeworden ist er aber trotzdem: an einem angeborenen Herzfehler.â
âHeiÃt das also, dass der Tod vom Gierlinger gar nicht geplant war? Dass er eigentlich nur an den Pranger gestellt werden sollte? Dass sein Tod praktisch nur ein Unfall war?
âSozusagen. Juristisch ist es kein Mord, sondern eine Körperverletzung mit tödlichem Ausgang.â
âWer leitet denn die Ermittlungen?â
âDie Punzenberger Helli. Die kennst du ja eh, war meine Karenzvertretung. Macht jetzt im Innenministerium Karriere, ist schon Oberstleutnant. Mit 26! Aber auch nur, weil ihr Onkel der Sicherheitsdirektor von Oberösterreich ist. Und jetzt glaubt die Helli, dass sie mich herumkommandieren kann wie einen Diensthund. Such schön, Karli! Such den Mörder!â
Nach diesem Gespräch hat die Gucki erst einmal ein Bier trinken müssen. Und nachdenken müssen hat sie auch. Was tun jetzt? Soll sie die Helli ein bisserl ärgern und die Nachrichtensperre durchbrechen, indem sie ein Dagobert-Duck-Foto auf der Titelseite bringt? Nein, wirklich nicht! Damit tät sie ja genau das, was der Mörder will: den Gierlinger an den Pranger stellen nämlich. Soll sie die Geschichte mit dem Herzfehler groà herausbringen? Dass der Tod vom Gierlinger kein Mord war, sondern nur ein unglücklicher Zufall â möglicherweise bei einem Sado-Maso-Spiel? Nein, wirklich nicht! Der Mörder soll ruhig glauben, dass er ein Mörder ist, und nicht, dass er halt Pech gehabt hat!
Was soll die Gucki dann machen? Bleibt ihr nimmer viel über. Schreibt sie halt einen bissigen Leitartikel über die Unfähigkeit der Polizei. Die den armen Bruckner Matthias noch immer festhält, obwohl er am Samstag, dem 15. Oktober, zum Tatzeitpunkt nachweislich im Gasthaus Weià in St. Anton gesessen ist und den ganzen Abend und die halbe Nacht tarockiert hat.
Den Besuch bei der Frau Gierlinger hat die Gucki aber jetzt gleich noch einmal um einen Tag verschoben. Weil sie als Täterin eigentlich nicht mehr in Frage gekommen ist. Hat die Gucki nur einen Anruf bei der Voggeneder Hilde gekostet. Dann hat sie gewusst, dass weder die Frau Gierlinger noch eine ihrer Freundinnen in einem Spital arbeitet. Und das ist halt einmal die Voraussetzung, dass du an ein Narkosemittel wie Propofol herankommst. In einem Supermarkt kriegst du sowas nämlich nicht.
AuÃerdem war die Gucki an diesem Montag eh schon so fertig, dass sie die Arbeit Arbeit sein hat lassen und mit dem Turrini auf ein Bier gegangen ist. Sind dann aber doch wieder so zehn, zwölf geworden. Und ein paar Whiskey halt. Weil sie, wie nicht anders zu erwarten, in Frankys Bar den Leo getroffen haben. Hat aber trotzdem gefeiert werden müssen.
Leidergottes haben sich dann der Turrini und die Gucki auch heute wieder verschlafen. Haben sogar das Laufen ausfallen lassen müssen. Das erste Mal seit einem Jahr! Seit sie sich mit Haut und Haar dem Morgensport verschrieben haben. Aber Dienstag ist halt einmal Redaktionsschluss bei den Mühlviertler Nachrichten . Und die Gucki hat bis fünf noch die halberte Zeitung zusammenschustern müssen. Ohne Sekretärin und ohne Bier! Weil sonst die Renate den Kühlschrank immer auffüllt.
Ist vielleicht eh gescheiter, das ohne Bier . Weil heute nach Redaktionsschluss noch gelaufen wird. In Weigetschlag, wo die Frau Gierlinger wohnt. Die wird nach dem Laufen besucht, hat die Gucki geglaubt. Muss ihren Besuch aber schon wieder verschieben, weil sie ja grad mit der Nona auf ein Bier rennt. Kann eh nur ein Bier trinken, dann hat sie es auch schon drawig. Dass sie rechtzeitig in die Meierhansl-Hütte kommt. Weil heute Dienstag ist, und Dienstag ist nicht nur Redaktionsschluss bei den Mühlviertler Nachrichten , sondern auch Tarockieren in der Meierhansl-Hütte. Hat die Gucki an einem Wochentag gleich zwei Fixtermine: Redaktionsschluss um 17 Uhr, Tarockieren um 20 Uhr. Den Redaktionsschluss hat die Gucki schon das eine oder das andere Mal überzogen, zum Tarockieren mit den Nachbarbuben aber ist sie noch nie zu spät gekommen.
Meingott, wie sich die Gucki
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