TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
gesagt, sie bewegte sich wie auf Autopilot. Seine Sorge steigerte sich mit jeder Minute. Er öffnete die Beifahrertür und wartete, bis Jade sich hineingesetzt hatte, bevor er sich über sie beugte und den Gurt anlegte. Nachdem er ihre Tür sanft geschlossen hatte, stieg er auf der Fahrerseite ein.
Er öffnete die Cola-Dose und hielt sie ihr hin. »Hier, trink.«
Jade nahm ihn gar nicht richtig wahr, als sie das Getränk entgegennahm und an den Mund setzte. Nach einem letzten besorgten Blick schnallte er sich an, ließ den Motor an und steuerte den Wagen aus der Parklücke. Während der Fahrt warf er ihr immer wieder Seitenblicke aus den Augenwinkeln zu, aber Jade schien völlig in ihre Gedanken versunken zu sein. Vor Reds Haus hielt er an und schaltete den Motor aus. Jade hielt die Dose mit beiden Händen umklammert und starrte geradeaus.
»Komm, lass uns reingehen.« Sanft nahm er ihr die Dose ab und öffnete ihren Gurt.
Unendlich langsam wandte Jade ihm das Gesicht zu und blinzelte, als würde sie aus einem tiefen Schlaf erwachen. »Ich kann jetzt niemanden sehen.«
Hawks Herz zog sich zusammen, als er das Zittern in ihrer Stimme hörte. »Kein Problem. Ich bringe dich zu deinem Zimmer.«
»Danke.«
Bevor er um das Auto herumgehen konnte, hatte sie bereits ihre Tür geöffnet und war ausgestiegen. Hawk legte seine Hand auf ihren Rücken und geleitete sie zum Haus. Red öffnete ihnen die Tür, sagte aber nichts, als Hawk hinter Jades Rücken den Kopf schüttelte. Schweigend stiegen sie die Treppe hinauf und gingen den Flur entlang zu ihrem Zimmer. Jade öffnete die Tür und ging hinein, doch Hawk blieb auf der Schwelle stehen. Er wollte nichts lieber, als sie in seine Arme zu nehmen und sich um sie zu kümmern, aber das musste warten, bis er den anderen berichtet hatte, was er erfahren hatte.
Jade drehte sich zu ihm um und blickte ihn fragend an. »Kommst du nicht?«
»Gleich, erst rede ich noch schnell mit Clint und den anderen.« Mit einer Hand hielt er sich am Türrahmen fest, um nicht der Verlockung nachzugeben und zu ihr zu gehen. »Warum legst du dich nicht ins Bett und ruhst dich ein wenig aus? Soll ich dir etwas zu essen oder zu trinken mitbringen?«
Stumm schüttelte sie den Kopf. »Nur dich.«
Ihre Worte trafen ihn direkt ins Herz. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Das kriege ich hin. Ich bin sofort wieder da.«
Leise schloss er die Tür hinter sich, bevor er losrannte. In den vergangenen Monaten hatte er ständig gehofft, dass sie ihn so ansehen und ihm sagen würde, dass sie ihn brauchte. Jetzt war es endlich soweit und er musste erst etwas anderes erledigen. Er war schon fast soweit wieder umzudrehen, als Kyla ihm entgegenkam.
Besorgt blickte sie ihn an. »Wie geht es Jade?«
»Sie ist ziemlich aufgewühlt, deshalb will ich sie nur ungern längere Zeit alleine lassen.«
»Das verstehe ich. Soll ich mal nach ihr sehen?«
»Nein!« Hawk spürte Hitze in seine Wangen schießen, als Kyla ihn erstaunt ansah. »Entschuldige. Danke für das Angebot, aber …«
Sie lächelte ihn an. »Ich verstehe schon, du willst derjenige sein, der sich um sie kümmert.«
Dankbar berührte er ihren Arm. »Genau.« Rasch erzählte er ihr, was er im Institut für Rechtsmedizin erfahren hatte. »Wir müssen jetzt abwarten, was bei der Autopsie herauskommt. Aber so wie die Leiche aussah, kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass es ein natürlicher Tod war.«
Kylas Lippen pressten sich zusammen. »Egal, wodurch er gestorben ist, er hatte es auf jeden Fall verdient. Kümmere dich gut um Jade, sie braucht dich jetzt.«
»Das werde ich.« Hawk drückte noch einmal ihren Arm, bevor er sich umdrehte und die Treppe wieder hinauflief.
26
Jade presste ein Handtuch gegen ihre geschlossenen Augenlider, aber es gelang ihr nicht, den schrecklichen Anblick von Mogadirs Leiche loszuwerden. Ihre Erwartung, dass sie sich freuen würde, ihn tot zu sehen, war nicht eingetreten. Es erfüllte sie vielmehr mit Erleichterung, dass er nie wieder jemandem etwas antun konnte, so wie ihr und unzähligen anderen. Und sie war wütend, weil sie jetzt keine Gelegenheit mehr erhalten würde, ihm zu zeigen, dass er nicht gewonnen hatte. Er hatte ihr einen Teil von sich genommen, den sie früher für selbstverständlich gehalten hatte: ihr Selbstbewusstsein. Das Gefühl, alles überstehen zu können, das auf sie zukam. Doch diese Schwäche würde sie nicht mehr zulassen. Ab sofort würde sie ihr Leben so gestalten, als hätte es
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