TURT/LE: Riskantes Manöver (German Edition)
die Wagen direkt sichtbar vor dem Haus standen, aber vermutlich war es sicherer, als ohne Deckung auf das Haus zuzugehen. Sie hielt den Atem in der Erwartung an, gleich Schüsse zu hören, doch es blieb alles ruhig. Auch durch das Headset hörte sie nichts, die SEAL s hatten entweder das Mikrofon ausgeschaltet oder bewegten sich völlig lautlos.
Chris gesellte sich zu ihr, und sie genoss für einen winzigen Moment seine Nähe. Er stand ihr zugewandt und beobachtete die Einfahrt hinter ihr. Zumindest konnte sich niemand anschleichen, ohne dass sie es bemerkten. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen. »Was hast du?«
Er blickte sie kurz an. »Ich frage mich, warum jemand wollte, dass wir hierher kommen.«
Kyla rieb über ihre Stirn, hinter der sich ein dumpfer Schmerz bemerkbar machte. »Ich verstehe auch nicht, was das soll. Wenn uns hier niemand angreift, was …?« Ihre Augen weiteten sich, als ihr ein Gedanke kam. »Was ist, wenn sie uns nicht irgendwo hinlocken wollten, sondern von Reds Haus fernhalten? Jade!« Mit zitternden Fingern kramte sie ihr Handy hervor und wählte Jades Nummer. Ungeduldig lauschte sie dem Freizeichen, doch ihre Partnerin ging nicht dran. Schließlich sprach sie eine Nachricht auf die Mailbox, bevor sie sich zu Chris umwandte. »Sie meldet sich nicht.«
»Dann ruf I-Mac an.«
Rasch suchte sie seine Nummer heraus und rief ihn an. Diesmal kam sofort die Mailbox. »Verdammt noch mal!« Wütend und ängstlich zugleich blickte sie Chris an. »Was machen wir jetzt?«
»Ich würde sagen, so schnell wie möglich zurückfahren und hoffen, dass wir nicht zu spät kommen.«
Ihre Finger zitterten, als sie das Mikrofon aufdrehte. »Clint, ich kann weder Jade noch I-Mac telefonisch erreichen. Ich befürchte, dass da etwas nicht stimmt. Wir müssen sofort zurück!«
Clint fluchte leise. »Wir kommen sofort.«
Sie schaltete das Mikro aus. »Ich hätte Jade nie alleine lassen dürfen! Was ist, wenn ihr jetzt etwas passiert?«
Chris schlang seine Arme um sie und zog sie dicht an sich. »Jade ist eine fähige Agentin, ihr wird nichts passieren.«
Verzweifelt blickte Kyla ihm in die Augen. »Und wenn doch? Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie noch einmal verletzt oder sogar getötet wird.«
Chris’ Augen verdunkelten sich. »Es ist nicht deine Schuld, weder heute noch in Afghanistan. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Jade dir das auch sagen würde.«
Damit hatte er vermutlich recht, aber es half ihr nicht wirklich, das erdrückende Schuldgefühl loszuwerden. Mit Mühe stieß sie es zumindest so weit beiseite, dass es sie nicht bei ihrer Aufgabe behinderte. Kyla schob das Kinn vor. Sie würde jeden zerfetzen, der es wagte, Jade etwas anzutun.
Langsam entspannte sich ihr Griff um die Waffe und sie ließ ihre Stirn an Chris’ Brust sinken. »Danke.«
Sie spürte seine Lippen an ihren Haaren. »Gerne. Du bist eine unwahrscheinlich starke Frau, Kyla, aber du kannst nicht alles kontrollieren. Manche Dinge liegen außerhalb unserer Macht, und wir können nur versuchen, das Beste daraus zu machen.«
Kyla seufzte. »Ich weiß, aber deshalb gefällt es mir noch lange nicht.«
Chris lachte leise. »Das habe ich auch nicht angenommen.« Er presste einen Kuss auf ihre Lippen. »Wo wir gerade alleine und die Waschweiber außer Hörweite sind …«
Kyla hielt den Atem an. »Chris …« Einerseits wollte sie hören, was er zu sagen hatte, andererseits hatte sie aber auch Angst davor. Wenn nun seine Gefühle nicht so tief waren wie ihre? Oder, vielleicht noch schlimmer, wenn er das Gleiche für sie empfand, aber trotzdem bald nach Deutschland zurückkehren musste?
»Ich halte es für wichtig, es dir jetzt zu sagen. Wir wissen nicht, was uns heute noch erwartet.«
Kyla holte tief Luft und nickte. »Okay.«
Ein Lächeln glitt über sein Gesicht. »Du musst aber nicht so schauen, als würdest du vor einem Erschießungskommando stehen.«
Kyla spürte, wie sie rot wurde. »Entschuldige.«
»Kein Problem, ich bin selbst ein wenig nervös.« Er trat von ihr zurück und schloss seine Hände um ihre. Ein wenig störte das Gewehr in ihrer Hand die Romantik, aber ihr Herz begann trotzdem schneller zu klopfen. »Shahla, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, gehst du mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich weiß, dass es nicht einfach sein wird, aber ich möchte mit dir zusammen sein, dich noch besser kennenlernen, alles über dich erfahren, was es gibt.« Mit seinen tief blauen Augen blickte er sie ernst
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