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Twig im Dunkelwald

Twig im Dunkelwald

Titel: Twig im Dunkelwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Stewart
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Strohhalm beiseite. »Nun gut, dann tue ich das, Master Twig«, sagte er. »Wenn Ihr es wirklich wollt.«
    Er langte nach oben, brach einen toten Ast vom Baum ab und hielt ihn über den tückischen Sumpf. Twig spuckte den fauligen Schlamm aus seinem Mund aus und streckte sich nach dem Ast. Er bekam das morsche Holz zu fassen und klammerte sich daran fest.
    Der Kobold zog Twig durch den schmatzenden Morast zum Ufer. Twig hoffte inständig, dass der Ast nicht brach. Doch dann spürte er festen Boden unter den Knien und dann unter den Ellbogen. Der Kobold ließ den Ast fallen und Twig kroch das letzte Stück allein heraus.
    Endlich geschafft! Er brach zusammen und blieb liegen, das Gesicht in die staubige Erde gedrückt. Der Kobold hatte ihm das Leben gerettet. Er hob den Kopf um sich bei seinem Retter zu bedanken, doch da merkte er, dass er schon wieder allein war. Der Flachkopf war nirgends zu sehen.
    »Hallo«, rief er schwach. »Wo bist du?«
    Er bekam keine Antwort. Mühsam rappelte er sich auf und sah sich um. Der Kobold blieb verschwunden. Zurückgelassen hatte er nur den angekauten Strohhalm. Twig hockte sich daneben. »Warum bist du denn weggerannt?«, murmelte er.
    Er setzte sich auf den Boden und ließ den Kopf hängen. Plötzlich fiel ihm noch eine andere Frage ein. Woher hatte der Kobold eigentlich seinen Namen gewusst?

 
KAPITEL 10
    Die Höhlenfurien
     
    G anz still war es. Heiß brannte die Sonne auf Twig herunter. Sein Hals fühlte sich vom vielen Erbrechen rau wie Schmirgelpapier an, er brauchte dringend etwas zu trinken.
    Twig stand auf und betrachtete seinen Schatten, der lang über den tückischen Sumpf fiel. Dort, wo er endete, ging er in offenes Wasser über. Es glitzerte verlockend. Aber wie sollte Twig dort hinkommen ohne vom Sumpf verschluckt zu werden? Er spuckte aus und wandte sich ab.
    »Schmeckt wahrscheinlich sowieso abgestanden«, murmelte er.
    Er stapfte über das öde Land. Auch hier war einmal Sumpf gewesen. Bis auf einige blassgrüne Algen wuchs nichts. Trotzdem gab es Leben. Bei jedem Schritt, den Twig machte, flogen Wolken tückischer Waldmücken auf und umschwirrten ihn. Sie landeten auf seinem Gesicht, seinen Armen, seinen Beinen – und wo sie sich hinsetzten, stachen sie zu.
    »Weg mit euch! Weg!«, schrie Twig und schlug nach den gefräßigen Insekten. »Nie hat man seine Ruhe … AUA!« Wieder schlug er zu. »… und noch eine!«
    Er begann zu rennen und die Waldmücken flogen hinter ihm her. Immer schneller stürmte er über den federnden Torf, vorbei an den nackten Gerippen toter Bäume. Er stolperte, rutschte aus, aber er blieb nicht stehen. Nichts wie raus aus dem trostlosen Revier des Faulsaugers und zurück in den Dunkelwald!
    Er roch den Wald, noch bevor er dort angelangt war. Den lehmigen Boden, die üppigen Blätter, die saftigen Früchte – vertraute Düfte, die ihm den Mund wässrig machten und das Herz schneller schlagen ließen. Die Waldmücken waren weniger begeistert. Je stärker die würzigen und fruchtigen Gerüche wurden, desto mehr schrumpfte ihre Zahl. Die Verfolger ließen von ihrem Opfer ab und schwirrten in die Ödnis zurück, in der die Luft scharf und sauer war.

    Twig marschierte weiter. Der Wald hüllte ihn ein wie eine große, aus tausend Grüntönen zusammengeflickte Decke. Wege gab es keine. Er musste sich selbst einen Weg durch das dichte Unterholz bahnen. Er stieg durch Gebüsche aus Wurmfarn und Adlerfarn und kletterte Hügel hinauf und hinunter. An einer Kummerweide blieb er schließlich stehen.
    Die Kummerweide mit ihren an langen Wedeln hängenden graugrünen Blättern wuchs nur in der Nähe von Wasser, hatte ihn der Banderbär gelehrt. Twig schob die Zweige mit den Weidenkätzchen beiseite und tatsächlich, vor ihm floss gluckernd ein kristallklarer Bach durch ein Kieselbett.
    »Dem Himmel sei Dank«, stöhnte Twig und fiel auf die Knie. Er trank das eiskalte Wasser aus der hohlen Hand und spürte, wie das frische Nass durch seinen Körper wanderte. Das Wasser war gut, es schmeckte süß und nach Erde. Twig trank und trank, bis sein Magen voll und der Durst gelöscht war. Dann ließ er sich mit einem zufriedenen Seufzer und einem lauten Plumps in den Bach fallen.

    Das Wasser sprudelte über ihn hinweg, kühlte die Mückenstiche und wusch den Dreck aus seinen Kleidern und Haaren. Er blieb liegen, bis der letzte Rest Schlamm, Erbrochenes und stinkende Galle weggespült war.
    »Endlich bin ich wieder sauber«, sagte er und kniete sich

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