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Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Titel: Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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H., fünfzehn, mit kurzen dunklen Haaren und hellen Augen und einem Lächeln, als wolle sie die Welt aus den Angeln heben. So hatten Cordelia und Katy sie Addie beschrieben und genau zugesehen, wie Addie Skizze um Skizze anfertigte. Nah genug dran, hatte Cordelia schließlich gesagt. Gott, es ist so lange her. Ich wünschte, ich hätte damals einen Fotoapparat gehabt. Wenn ich einen gehabt hätte, würde ich mich immer noch genau daran erinnern, wie sie aussah.
    In wenigen Augenblicken würden Dutzende in den Wind geschleuderte Kopien von Annas Gesicht sich überall verteilen und auf die Straßen unter uns regnen.
    Ich wühlte in unserer Tasche nach dem Walkie-Talkie, dann hielt ich es horchend ans Ohr. Es war nach wie vor stumm. Ich stellte den Böller mitten aufs Dach. Er war so klein, kleiner noch als unsere geschlossene Faust. Ich klappte unser Feuerzeug auf und blickte in die flackernde Flamme.
    » Bereit « , drang Lissas atemlose Stimme aus dem Walkie-Talkie.
    Eine Pause.
    » Bereit « , sagte Vince. Dann Cordelia.
    » Bereit « , flüsterte ich in das Funkgerät.
    Die Menge brach erneut in Jubel aus – ein Orkan, der wie Schmirgelpapier in unseren Ohren aufbrandete.
    Ich umklammerte das Feuerzeug. Ein Windstoß blies die Flamme so dicht an unsere Haut, dass ich die sengende Hitze spürte.
    Das Walkie-Talkie knisterte statisch. Dann ertönte Josies drängende Stimme: » Los! «
    Der Wind stach in unseren Augen. Ich kniete mich hin, setzte die Zündschnur in Brand und rannte zur Dachkante. Ich entließ die drei Papierstöße in die Freiheit. Schleuderte sie in die Luft.
    Der Feuerwerkskörper explodierte.
    Dann, von der anderen Seite des Platzes, eine weitere Explosion.
    Dann noch eine. Und noch eine.
    Echos. Echos. Echos.
    Die Menge schrie wieder los. Es war eine vollkommen andere Art von Schrei.
    Der Himmel war voller trudelnder Zettel, den Namen toter Hybrider, über deren Gesichter die Worte liefen: WIE VIELE KINDER SIND FÜR DIESES HEILMITTEL GESTORBEN ?

Kapitel 14
    Ich hatte gewusst, dass die Explosionsgeräusche der Knallkörper von den Gebäuden zurückgeworfen werden würden. Ich hatte nur unterschätzt, wie sehr. Dass die vier Explosionen, die von den Mauern widerhallten, die den Platz umgaben, wie ein Dutzend erscheinen würden.
    Ich hatte schon Feuerwerke gehört. Am vierten Juli. In heißen Sommernächten. Das hier klang anders. Es gab kein kurzes warnendes Heulen vor der Explosion. Die Explosion war kein tiefes, grollendes Buum. Die Feuerwerkskörper gingen mit kurzem, stakkatoähnlichem Knallen los.
    Peng. Peng. Peng. Peng.
    Wie Gewehrfeuer.
    Unsere Knie knickten unter uns weg. Ich warf mich auf den Boden, die Arme schützend über den Kopf haltend, bevor mein Verstand registrieren konnte, was ich da machte. Als ich wieder stand, die Hände auf die Knie gestützt, herrschte Chaos auf dem Platz. Die kreuz und quer laufende, kreischende, panische Menschenmasse ließ mich vor Entsetzen erstarren, sodass ich mich nicht vom Fleck rühren konnte.
    , brüllte Addie.
    Wir stürmten zur Leiter. Unsere Hände klatschten auf die Sprossen. Wir kletterten runter, runter, runter …
    Die Menge kreischte immer noch. Menschen in dem Gebäude unter uns schrien.
    Menschen in dem Gebäude unter uns.
    Ein Mann steckte den Kopf aus dem Fenster, drehte sich um und starrte uns direkt an. Wir starrten zurück. Er war dreißig oder vierzig oder irgendwas dazwischen. Mit kurzen Haaren und einem blonden Bart. Er hatte alte Aknenarben und trockene Lippen und große, runde Augen, die uns einfach nicht loslassen wollten.
    Etwas Unverständliches rutschte ihm heraus, etwas, das ein brodelnder Mix aus Schock und Angst und Wut war.
    Er wusste es. Ich war mir völlig sicher, dass er es wusste.
    Das Gefühl, zur Seite gestoßen zu werden, erfasste mich – aber es war nicht real. Es war nur in meinem Kopf, in unserem Geist. Es war Addie, die sich gewaltsam Kontrolle verschaffte, die Zügel über unsere Glieder ergriff, unsere Hände von den Sprossen losriss, um weiter nach unten zu kraxeln.
    Wir hörten die Menge nicht mehr, oder vielleicht hörten wir sie noch und konnten sie nur nicht von dem Geschrei unterscheiden, das aus viel größerer Nähe zu uns drang. Die Gasse unter uns war menschenleer, aber die Rufe kamen näher. Wurden lauter.
    Unsere Füße berührten den Boden. Addie stürzte von der Leiter weg und sauste die Gasse entlang. Wir hatten keine Ahnung, in welche Richtung wir liefen. Wir rannten

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