Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
Der Schall breitete sich ungehindert von der Küche zum Wohnzimmer und den Flur hinunter aus. Ich wollte nicht, dass Nina uns hörte. » Und er war viel jünger, als er hierherkam, oder nicht? Ich wette, das waren sie alle. Ich … «
» Das war früher einmal « , sagte Peter. » Die Dinge haben sich geändert. Eva, ich kann eine Familie für dich finden, die dich aufnimmt. Jemanden, der bereit ist, zu behaupten, du wärst eine Nichte oder Stieftochter oder etwas in der Art. Jemand, bei dem du bleiben kannst, bis du alt genug bist, auf eigenen Füßen zu stehen. Du könntest wieder zur Schule gehen, auf die Universität … «
» Ich könnte genauso gut hier zur Schule gehen, oder nicht? « Unsere Finger drohten den Henkel des Wasserkrugs zu zermalmen. Ich musste unseren Frust an irgendetwas auslassen. » Wäre das nicht dasselbe? So oder so müssten wir allen etwas vorspielen! «
» Hier wäre es viel gefährlicher « , erklärte Peter. » Falls die Dinge in der Stadt eskalieren, in unmittelbarer Nähe der Einrichtung, würden die Menschen paranoid werden. Sie würden alles doppelt und dreifach überprüfen. Anstatt eine Unstimmigkeit zu übersehen, einen Fehler in deinen Papieren, würden sie misstrauisch werden. Sie würden Fragen stellen. Dann, eines Tages, würde es an deiner Tür klopfen, und es wäre die Polizei, die der Sache nachgehen will. « Er bückte sich. Suchte unseren Blick. » Und du bringst nicht allein dich in Gefahr, Eva. Emalia … Emalia hat dich und Kitty gerne bei sich, aber sie erfüllt eine sehr wichtige Aufgabe, verstehst du? Wenn sie aufflöge, wer würde uns dann helfen, weitere Kinder zu befreien? Dieses Risiko kann sie unmöglich eingehen, Eva. «
» Dann gehe ich eben nicht zur Schule « , sagte ich. Schule, Universität – es kam mir inzwischen sowieso alles so bedeutungslos vor. Was für einen Sinn hatte es schon, rechnen zu lernen, wenn die Regierung mich jeden Moment einsperren konnte? Wofür sollte ich Geschichte pauken, wenn unsere Geschichtsbücher vor Lügen nur so strotzten? » Addie und ich können euch anderen helfen. Wir müssen auch nicht hier bei Emalia wohnen bleiben. «
Wir könnten bei Sabine einziehen. Das hatte sie gesagt. Wir würden nicht für immer bei ihr leben. Nur lange genug, um uns irgendeinen Job zu besorgen. Bis wir uns eine eigene Wohnung leisten konnten.
Peter seufzte. » Eva … «
Ich schnitt ihm das Wort ab. » Ich will mich nicht mehr verstecken. Ich habe mich fast mein ganzes Leben lang versteckt, Peter. «
Und ich wollte ebenso wenig noch mehr Menschen verlieren. Ryan. Devon. Lissa. Hally. Kitty. Nina. Jackson und Vince und all unsere neuen Freunde. Ich hatte bereits meine Eltern verloren, meinen kleinen Bruder. Ich ertrug es nicht, von noch jemandem getrennt zu werden.
Peter und ich hoben beide den Kopf, als wir hörten, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte. Peter sah uns erneut in die Augen. » Ich weiß « , sagte er. » Ich verstehe, was in dir vorgeht, Eva. Aber du wirst mir vertrauen müssen, was das hier angeht. Wir reden ein anderes Mal weiter. Es ist nichts, was in nächster Zeit geschehen wird. Es gibt nach wie vor eine Menge zu bedenken. «
Natürlich gab es das.
Das gab es immer.
Addie und ich sahen ihm hinterher, als er den Essbereich durchquerte, ein frisches Lächeln auf den Lippen, und Emalias Arm berührte, als sie aus dem Flur hereinkam. Mit einem Mal tat uns der Kopf weh.
, sagte ich.
Wir waren kein Kind mehr, das man zu einem Paket verschnürte und nach Lust und Laune verschickte.
, versicherte ich Addie – und mir – entschlossen.
Addie hüllte mich ein, in eine geisterhafte, unkörperliche Umarmung. Aber ich spürte, dass sie ebenfalls bis ins Mark erschüttert war.
Kapitel 13
Der Tag der Ansprache war gekommen.
Wir verließen die Wohnung an diesem Nachmittag ein wenig früher als üblich, aber davon abgesehen war nichts anders als sonst. Kitty und Nina reagierten kaum noch, wenn wir aufbrachen, sondern nickten nur und guckten weiter Fernsehen auf dem Sofa, den Kopf an Emalias Kissen gelehnt.
Ich verharrte einen Augenblick im Türrahmen, gefangen in Ninas Anblick. Falls heute etwas passierte … Es gab so vieles, was schiefgehen konnte. Wir waren das meiste mit Sabine und den anderen durchgegangen, aber es gab
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