Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

zu tun? Oder hat sie ihre Meinung vielleicht geändert? «
    Seine Stimme blieb bis zum letzten Satz ungerührt. Und selbst da spürte ich die Anklage eher, als dass ich sie hörte. Ich begehrte dennoch auf: » Addie … «
    Addie riss die Kontrolle über unseren Körper an sich. » Ich habe jedes Recht dazu. «
    Devons einzige Reaktion auf den Wechsel war ein kurzes Blinzeln und eine hochgezogene Augenbraue. » Was war es? « , fragte er. » Was hat dich umgestimmt? «
    Da Addie die Kontrolle hatte, konnte ich meine ganze Aufmerksamkeit auf Devon konzentrieren, diesen Jungen, mit dem sich Ryan Augen und Hände und Mund teilte. Was dachte Ryan gerade?
    Unser Blick richtete sich auf einen Punkt über Devons Schulter. Unsere Lippen pressten sich aufeinander. Zuerst dachte ich, Addie würde überhaupt nicht auf seine Frage reagieren. Doch schließlich sagte sie: » Ich habe erkannt, dass das, was wir in Nornand durchgemacht haben, nur die Zuckerwatteversion dessen war, was andere Leute durchgemacht haben, oder etwa nicht? «
    Devon erwiderte nichts.
    Addie seufzte. » Jackson hat uns erzählt, dass er drei Jahre in einer dieser Anstalten verbracht hat, und … und allein zu wissen, dass jeder Einzelne auf diesem Dachboden zehnmal mehr durchgemacht hat als wir – ich … also, falls es irgendetwas gibt, das wir tun können, damit kein anderes Kind da draußen Ähnliches erleiden muss, sollten wir es tun. «
    » Traurige Geschichten also « , sagte Devon. » Das hat dich umgestimmt. «
    Addie zog die Augenbrauen zusammen, klappte Sabines Notizbuch zu und stand auf. » Wenn du es darauf reduzieren willst, dann ja, traurige Geschichten. Das hat mich umgestimmt. Die traurigen Geschichten anderer Menschen. «
    » Jeder hat eine traurige Geschichte zu erzählen. « Devons Stimme war so unnachgiebig wie Stein. » Und jeder denkt, er sei so schrecklich besonders und kaputt deswegen. «
    » Was soll das denn heißen? «
    Er zuckte mit den Achseln.
    » Du bist mit uns zurück auf den Dachboden gekommen « , sagte Addie. Unsere Finger schlossen sich fester um das Notizbuch, die Kanten des Umschlags gruben sich in unser Fleisch. » Du hättest dich weigern können. Du bist derjenige, der gesagt hat, ihr würdet mitkommen. «
    » Ihr hattet vor, hinzugehen. « Devon musterte uns mit dem Blick, den er sich normalerweise für andere Leute aufhob. Demjenigen, der besagte: Du benimmst dich gerade ausgesprochen dämlich, aber ich werde langsam sprechen, in der Hoffnung, dass du vielleicht begreifst. Addie verdrehte die Augen. » Glaubst du wirklich, Ryan hätte zugelassen, dass wir zurückbleiben, während ihr hingeht? « Er zögerte. Hatten wir Devon je zögern sehen? Entweder er sprach oder er sprach nicht; er schwankte nie. » Ryan liegt etwas an Eva. Was bedeutet, ihm liegt etwas an dir. Was heißt, Eva und du, ihr seid … «
    » Wir sind was? « , fuhr Addie ihn an.
    » Ihr seid eine von uns. «
    » Uns? «
    Jegliches Zaudern verließ Devons Körper. Er strahlte wieder vollkommen ruhiges, gelassenes Selbstvertrauen aus. Er nickte.
    » Wer ist der Rest von uns ? «
    » Hally « , sagte er, » und Lissa. «
    » Oh « , sagte Addie.
    » Wir passen aufeinander auf. « Sein Blick ruhte hellwach und konzentriert auf uns. Es lag beinah eine Herausforderung darin. » Egal, was passiert. «
    Addie nickte. Sie teilten etwas miteinander. Etwas, das ich nicht verstand. Ohne ein weiteres Wort wandte Devon sich ab und ging den Flur zurück Richtung Wohnungstür.
    , sagte ich. Addie überließ mir gereizt die Kontrolle und ich wiederholte die Bitte laut. Devon kam zurück in Sichtweite. » Kann ich … ich würde gern mit Ryan sprechen. «
    Devon runzelte die Stirn, und einen Moment hatte ich Angst, ihn gekränkt zu haben. Wäre ich gekränkt gewesen, wenn jemand zu mir gesagt hätte: Tritt beiseite, ich möchte mit Addie sprechen, nicht mit dir?
    Wahrscheinlich.
    Ja.
    Entschuldige, lag mir auf der Zunge, aber ich erhielt nicht die Gelegenheit, es auszusprechen.
    » Ryan ist nicht da « , sagte Devon.
    Ich klappte den Mund so schnell zu, dass unsere Zähne aneinanderschlugen. Es hätte sich nicht so komisch anfühlen sollen zu wissen, dass Ryan gerade nicht da war. Ich war selbst schon weg gewesen. Ich war mit Ryan zusammen gewesen, ohne dass Devon da gewesen war. Aber in die vertrauten Augen zu blicken, das vertraute Gesicht, und zu wissen, dass Ryan meinen Blick nicht erwiderte …
    Ich dachte, Devon würde sich einfach wieder zum Gehen