Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

lastete schwer auf unserer Zunge, es schmeckte bitter. So wie Frieden finden einst geschmeckt hatte, als Addie und ich noch klein gewesen waren und verwirrt und es mit etwas verbunden hatten, das wir falsch machten, etwas, das mit uns nicht stimmte.
    Ich vergaß den Rest meines Satzes. Das Wort Bombe füllte meinen Verstand aus, drängte alles andere beiseite.
    » Vielleicht sollten wir Peter davon erzählen « , hauchte Lissa.
    » Peter « , erwiderte ich. » Peter will uns alle wegschicken, und du glaubst … «
    » Was? «
    Das Wort knallte wie ein Peitschenhieb durch die Stille. Wir sahen beide nach Nina, aber falls sie aufgewacht war, tat sie so, als sei das nicht der Fall. Trotzdem wartete ich einen Moment, ehe ich antwortete. Ich musste meine Atmung unter Kontrolle bringen. » Ryan hat es dir nicht erzählt? «
    » Mir was erzählt? « Lissa bemühte sich, zu flüstern, aber ihre Stimme wurde unwillkürlich immer lauter. » Wo will Peter uns hinschicken? Was hat er dir erzählt? Und wann? «
    » Ich weiß nicht. Vor einer Weile. Er … « Ich presste die Faust an die Stirn. » Es steht noch nicht fest. Ich dachte, Ryan oder Devon hätten es dir erzählt. Aber, Lissa, er ist der Letzte, an den wir uns wenden können, okay? «
    Eine Vielzahl von Gefühlen huschte über Lissas Gesicht, eins ging ins andere über. Sie holte zitternd Luft und brachte sie alle unter Kontrolle.
    » Dann Henri? Oder Emalia? « In ihre Miene schlich sich etwas Flehendes. » Ich könnte es ihnen sagen, Eva. «
    Sie bat nicht wirklich um Erlaubnis. Sie hätte es jedem erzählen können – ich konnte sie nicht davon abhalten. Aber sie wollte mein Einverständnis. Meine Unterstützung, wenn alles den Bach hinunterging. Vince würde außer sich sein vor Wut. Das würden sie alle. Gott allein wusste, wie Christoph reagieren würde.
    » Ryan würde mich wahrscheinlich dafür hassen « , sagte Lissa. Und vielleicht hätte ich sagen sollen: Nein, würde er nicht. Natürlich nicht. Aber das tat ich nicht. Weil die unausgesprochene Frage, die zwischen uns hing, lautete: Würdest du mich hassen?
    Ich beantwortete sie nicht. Stattdessen sagte ich: » Tu es nicht, okay? «
    Sie seufzte nicht. Zeigte kaum eine Reaktion. Aber ich sah, wie das Licht in ihren Augen schwächer wurde.
    » Bitte. « Ich setzte mich auf, zog meine Decke an mich und fühlte, wie sie unter meinen Fingern Falten warf. » Wenn du es Emalia oder Henri erzählst, gehen sie sofort zu Peter. « Ich streckte zögernd die Hand aus und berührte Lissas Arm. » Erzähl es niemandem. Vertrau mir einfach, okay? «
    » Ich vertraue dir. Es ist bloß … «
    » Es wird alles gut werden « , sagte ich. Mein Mund war so trocken, dass ich die Worte kaum herausbrachte. » Ich werde dafür sorgen, dass alles gut wird. «
    » Wie? « , verlangte Lissa zu wissen.
    » Ich weiß es nicht. Nur … gib mir nur etwas Zeit, einverstanden? Ich verspreche dir, ich werde mir etwas einfallen lassen. «
    Eine Ewigkeit verstrich, bevor Lissa etwas erwiderte. Einhunderttausend Jahre, die unsere Körper in der Dunkelheit voneinander trennten.
    » Okay « , sagte sie, und das Unbehagen in ihrem Gesicht versetzte mir einen Stich. Das Wissen, dass ich es dorthin gepflanzt hatte. Aber ich hatte keine Wahl. Sie durfte es keinem erzählen. Sie durfte es einfach nicht.
    Lissa seufzte. Ich beobachtete, wie sie den Deckenventilator anstarrte, bis ihr die Augen zufielen und ihr Atem gleichmäßig wurde. Ich saß noch stundenlang da, so schien es mir, während meine Gedanken in der Dunkelheit umherirrten.
    In der Stille meines eigenen Geistes eingemauert wartete ich darauf, dass Addie wiederkehrte.
    Ich schlief ein, bevor es so weit war.

Kapitel 22
    Die nächsten Wochen vergingen im Fluge. Sabine beschloss, dass wir vor der echten Sache einen Probelauf brauchten, deswegen musste Ryan zwei Behälter bauen, einen kleinen und einen großen. Die beiden rechneten aus, wie viel Kerosin und Flüssigsauerstoff sie benötigen würden und welche Maße die Behälter folglich haben mussten.
    Ryan verbrachte Stunde um Stunde auf dem Dachboden, wo er Bücher wälzte und an seinen Entwürfen herumtüftelte. Cordelia oder Sabine kamen im Lauf des Tages ab und an vorbei, aber sie mussten sich um ihre Kunden kümmern. Die anderen besuchten uns nachmittags. Die meiste Zeit über waren nur Ryan und ich dort. Wirklich nur Ryan und ich.
    Addie hatte eine neue Leidenschaft dafür entwickelt, zu trainieren, wie lange und wie präzise wir