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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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Stuhls, weigerte sich, die Papiere anzusehen, die Mr Conivent auf den Tisch hatte fallen lassen. »Geben Sie uns zwei Wochen … eine Woche. Wir könnten …«
    »In ein paar Wochen kann viel passieren«, sagte Mr Conivent mit hochgezogener Augenbraue. Dann, so als würde er von einem Fernsehkanal zum anderen zappen, flackerte seine Miene und sein Gesichtsausdruck enthüllte etwas Kaltes und Gemeines. »Ihr Zustand könnte sich verschlimmern, wie es bei kranken Menschen oft der Fall ist. Denken Sie darüber nach. Ihr kleiner Junge, zum Beispiel. Was würde geschehen, wenn er ein paar Wochen lang seine Behandlungen nicht bekäme?«
    Seine Worte sogen die ganze Luft aus dem Raum.
    »Ich denke«, sagte Mr Conivent in das Vakuum hinein, »es wäre das Beste für alle, wenn Addie mit mir käme. Heute Abend noch.«
    ‹Nein›, flüsterte ich.
    Addie sagte gar nichts.
    Mom berührte unsere Schulter mit einer bebenden Hand. »Addie. Addie, geh packen, ja?«
    Addie starrte zu ihr hoch. Unsere Eltern standen rechts und links von unserem Stuhl wie Tag und Nacht. Mom mit ihren seidigen weizenblonden Haaren, die aus ihrem bleichen halbmondförmigen Gesicht frisiert waren. Dad, der sie entgeistert ansah, das Gesicht rot, die Lippen geöffnet, ohne dass ein Wort aus seinem Mund gekommen wäre.
    »Es werden nur ein paar Untersuchungen und so sein. Scans«, sagte Mom. Ihre Stimme war so leise, dass sie genauso gut mit sich selbst hätte sprechen können. »Sie haben ein paar bei dir gemacht, als du noch kleiner warst, erinnerst du dich? Es ist keine große Sache. Es wird alles gut werden.«
    Dad sah uns an. Addie erwiderte seinen Blick verzweifelt. Nein, flehten ihre Lippen lautlos. Nein. Bitte.
    »Nimm den roten Matchbeutel«, sagte er und klang furchtbar erschöpft. »Pack nicht zu viel ein. Du wirst nur ein paar Tage weg sein.«
    ‹Nein›, schluchzte Addie, aber nur ich konnte sie hören. Unser Gesicht blieb eine unzerbrochene Wand aus Glas. Wir rührten uns nicht.
    »Geh schon, Addie«, sagte Dad.
    Uns blieb keine andere Möglichkeit als zu gehorchen.
    Die Treppenstufen waren Berge. Unser Herz zog unsere Füße nach unten, als wären sie aus Blei.
    ‹Es wird etwas geschehen›, sagte ich. ‹Mach dir keine Sorgen, Addie. Es wird etwas geschehen. Sie werden nicht unterschreiben. ›
    Addie zog den Matchbeutel hervor und begann, Kleider zu falten, schnappte sich Unterwäsche und Socken aus unserer Kommode, riss ein T-Shirt von seinem Bügel im Schrank.
    ‹Sie werden uns nicht gehen lassen. Wenn wir nach unten zurückkehren, werden sie ihre Meinung geändert haben. Vertrau mir, Addie. Warte nur ab, du wirst schon sehen.›
    Aber als wir schließlich die Stufen zurück ins Erdgeschoss trotteten, den Matchbeutel wie einen Sack Knochen über unsere Schulter geworfen, war von einer Meinungsänderung keine Rede. Moms Gesicht wirkte schmaler, als ich es in Erinnerung hatte. Von Falten durchzogen. Abgekämpft. Dad hatte sich in den Stuhl sinken lassen, auf dem wir bis vor Kurzem noch gesessen hatten, aber er stand auf, als Addie in den Raum geschlichen kam. Auf dem Tisch wurde das Essen, das wir niemals zu uns nehmen würden, allmählich kalt.
    »Da bist du ja, Addie«, sagte Mr Conivent lächelnd. »Deine Eltern haben sich bereits um alles gekümmert.« Er zeigte mit seiner Mappe auf die Tür. »Mein Wagen steht draußen. Warum sagst du ihnen jetzt nicht rasch Auf Wiedersehen und wir machen uns auf den Weg?«
    Unser Blick huschte zu unseren Eltern.
    »Geben Sie uns einen Moment«, sagte Dad. Er packte uns am Handgelenk und zog uns in die hintere Ecke des Wohnzimmers. Dort, umgeben von glücklichen Fotos von uns und Lyle in allen Altersstufen – von Babyfotos bis hin zu solchen vom vergangenen Monat –, setzte er uns auf die Couch und kniete sich, noch immer unsere Hände haltend, vor uns.
    Unsere Nase begann zu kribbeln. Addie blinzelte. Blinzelte wieder. Und wieder.
    »Es ist nur für zwei Tage, allerhöchstens«, sagte Dad. Die Heiserkeit in seiner Stimme verschlimmerte das Kribbeln noch. »Das hat er uns gesagt.«
    »Was ist, wenn er lügt?«, fragte Addie.
    »Sollte es eine Minute länger als zwei Tage dauern, komme ich persönlich, um dich zu holen«, sagte Dad. »Ich werde dort hinfliegen und dich ihnen direkt unter der Nase wegschnappen. Verstanden?« Er lächelte schwach, und wir bemühten uns, bemühten uns so sehr, sein Lächeln zu erwidern, aber es gelang uns nicht. Stattdessen nickten wir nur und wischten uns mit dem

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