Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
Vom Netzwerk:
Gelegenheit hatte ich noch nie›, sagte sie.
    Einen unbändigen, aberwitzigen Moment lang dachte ich, sie klänge eifersüchtig.
    Addie. Eifersüchtig auf mich!
    Gelächter perlte in mir hoch und schäumte über, zu strahlend und widerlich süß. Stilles Gelächter, denn ohne die Medizin hatte Addie die volle Kontrolle über unsere Lippen, unsere Zunge, unsere Lunge. Aber sie hörte das Gelächter genauso wie meine stille Stimme.
    ‹Was? Was ist so lustig?›
    Was so lustig war? Musste sie das wirklich fragen?
    ‹Du hattest noch nie die Gelegenheit dazu, Addie? Oh, das tut mir ja so leid. Das Leben ist einfach verdammt ungerecht, stimmt’s?›
    Sie zuckte zusammen. Unsere Augen öffneten sich schlagartig. ‹Eva, ich …›
    ‹Vielleicht sollten wir die Plätze tauschen, hm? Wäre das gerechter, Addie? Würde dir das besser gefallen?›
    Sie ließ sich auf die Seite fallen. ‹Eva …›
    ‹Ich habe heute fünf Minuten bekommen, Addie. Fünf Minuten der insgesamt letzten drei Jahre, und du bist eifersüchtig darauf?›
    ‹Das bin ich nicht! Das habe ich nicht gemeint.›
    ‹Was hast du dann gemeint, Addie? Sag es mir.›
    Sie schwieg.
    Eine Sturmfront zog zwischen uns herauf, sie brachte grollenden Donner und eisige Schauer mit sich.
    Wir starrten die Wand an. Langsam drehte Addie sich, bis wir mit dem Gesicht in das Kissen gedrückt dalagen.
    ‹Du glaubst, es sei so einfach, oder?›, sagte sie.
    ‹Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.›
    Unsere Atemzüge wurden gepresst. ‹Mach nur weiter so, suhl dich ruhig in Selbstmitleid, Eva. Du hast es dir verdient. Ich bin diejenige von uns, die im Glück badet, nicht wahr? Ein echter Glückspilz. Addie ist dominant, also ist alles Schlechte, das passiert, ganz automatisch ihre Schuld. Es ist ja nicht so, als trügest du für irgendetwas die Verantwortung.›
    ‹Nichts von dem, was du sagst, ergibt einen Sinn›, sagte ich.
    Eine Wand fuhr zwischen uns nieder. Weiß. Bebend. Ein Schrei kämpfte sich einen Weg durch unsere Lippen. Addie vergrub unser Gesicht in dem Kissen, dämpfte die Schluchzer, bis kein Geräusch mehr aus uns strömte. Nur Tränen.
    ‹Wir haben es mal wieder versaut›, sagte sie. ‹Wir hätten es beinah geschafft, normal zu sein, Eva. Zur Abwechslung wäre ich gern wenigstens ein Mal normal.›
    Ich zog mich in mich selbst zurück, machte mich so klein wie möglich. Ich mottete mich in einer Ecke unseres Geistes ein, versteckte mich vor Addies Tränen. Aber ich konnte mich nicht vor dem verstecken, was sie gesagt hatte.
    Ich wollte mich in Luft auflösen, in das Nichts gleiten, das ich im Winter unseres vierzehnten Lebensjahres entdeckt hatte. Wo es nichts Scharfes gab, nichts, was wehtat, nur einen Strom aus Träumen, der mich erfasste und umherwirbelte, bis ich ein Teil von ihm wurde.
    Aber das konnte ich nicht. Inzwischen hatte ich zu viel zu verlieren.

Kapitel 19
    Am nächsten Morgen kleideten sie uns in Blau. Himmelblaue durchgeknöpfte Bluse. Marineblauer Rock, der bis zu unseren Knien reichte. Die Sachen waren kräftiger gestärkt, als Mom es je hinbekommen hatte, der Kragen der Bluse steif und schneeweiß. Im Gegensatz zu unserer Schuluniform verfügte diese hier über keinerlei Abzeichen oder Verzierung. Uns waren auch keine Rocktaschen gestattet.
    »Komm mit«, sagte die Krankenschwester, sobald Addie unsere Schuhe zugebunden hatte. Wenigstens die hatten sie uns gelassen, zusammen mit unseren langen schwarzen Schulsocken. Ich wünschte, ich wüsste, was mit dem Rest unserer Kleider passieren würde.
    Addie hatte Ryans Chip aus unserer Rocktasche geschmuggelt. Jetzt schmiegte er sich perfekt in den Hohlraum unter unserem Knöchel, die Socke drückte ihn an unsere Haut.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Addie mit teilnahmsloser Stimme.
    Wir waren an diesem Morgen beide schweigend aufgewacht. Mein Name hatte sich nicht auf ihrer Zunge gebildet, als die letzten Schleier des Schlafes sich verflüchtigten. Oder vielleicht hatte er es, aber sie hatte ihn verbittert hinuntergeschluckt, so wie ich den ihren.
    Die Schwester lächelte. »Zu deiner neuen Zimmergenossin. Alle anderen Kinder leben in einem speziellen, eigenen kleinen Flügel der Klinik. Du wirst heute dort einziehen.«
    »Einziehen?«, sagte Addie. Die Schwester entgegnete nichts, sondern schenkte uns einfach weiter ihr schmales, nichtssagendes Lächeln.
    Addie griff nach unserem Matchbeutel, aber die Krankenschwester berührte unsere Hand. »Jemand wird ihn dir nachher

Weitere Kostenlose Bücher