Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
Vom Netzwerk:
winziges Zögern. Dann sprach Dad erneut und die Fröhlichkeit war verschwunden. »Wir vermissen dich auch, Addie. Wir lieben dich. Das weißt du, oder, Liebling?«
    Addie nickte. Umklammerte den Telefonhörer. Flüsterte: »Ja, ich weiß.« Als Dad nichts sagte, fragte sie: »Wie geht es Lyle?«
    Was habt ihr ihm erzählt?
    »Oh, ihm geht es prima, Addie«, sagte Dad. Dann, als sei ihm aufgegangen, wie sich das anhören könnte, fügte er hinzu: »Er ist furchtbar traurig, dass du weg bist.«
    Addie sagte nichts.
    »Aber wir … haben gestern Abend einen Anruf bekommen«, sagte Dad. »Von seinem Arzt.«
    Unsere Muskeln wurden starr.
    »Addie, sie werden Lyle auf der Transplantationsliste nach oben setzen. Sie haben gesagt … sie haben gesagt, dass sie ihm die höchste Priorität einräumen würden. Selbst, wenn es bedeutete, das Organ von woanders einfliegen lassen zu müssen.«
    Zuerst nichts. Dann Kälte. Schwindel. Grelle Blitze auf unserer Netzhaut. Und schließlich ein Keuchen aus gepresster Lunge. Wir wussten, was das bedeutete. Nicht nur für Lyle, sondern für uns.
    Eine Transplantation bedeutete, keine stundenlange Dialyse mehr für Lyle, Woche um Woche, keine sinnlosen blauen Flecken mehr und keine Tage, an denen er die Augen nicht aufmachen wollte.
    Eine Transplantation bedeutete das ersehnte Wunder für unsere Eltern.
    Eine Transplantation bedeutete einen Handel.
    »Du hast gesagt, es wäre nur für zwei Tage, Dad. Du hast gesagt … du hast gesagt, dass du kommen und mich holen würdest, falls …« Unser Hals schnürte sich zu. Wir umklammerten den Telefonhörer so fest, dass unsere Finger sich verkrampften. Addie konnte den Satz nicht beenden.
    »Ich weiß«, erklang Dads Stimme. »Ich weiß, Addie. Ich weiß. Aber …«
    »Du hast es gesagt!«, rief sie. Ein Schluchzer durchschlug unseren Brustkorb wie ein Fausthieb. Sie presste die Augenlider zusammen, aber die Tränen entkamen ihnen trotzdem und strömten heiß unsere Wangen hinunter. »Du hast es versprochen!«
    Unser Bruder. Unser wundervoller, schrecklicher, nerviger kleiner Bruder, fast so gut wie neu.
    Und wir würden ihn niemals wiedersehen.
    »Addie«, sagte unser Vater. »Bitte, Addie …«
    Das Dröhnen in unseren Ohren verschluckte seine Worte. Was spielte es schon für eine Rolle, was er sagen wollte? Er würde nicht kommen.
    Er würde nicht kommen.
    Er würde nicht kommen. Nicht, um uns hier wegzuholen.
    »Sie behaupten, sie könnten dir helfen, gesund zu werden, Addie«, sagte er. »Es ist ein gutes Krankenhaus, und es ist das einzige in diesem Teil des Landes, das auf… auf diese Sache spezialisiert ist. Wir möchten, dass du gesund wirst. Du möchtest doch gesund werden, Addie, oder?«
    Er erwähnte nicht, was Addies »gesund werden« für mich bedeuten würde, für seine andere Tochter, die zu lieben er vorgab. Er hatte gesagt, dass er mich liebte. Ich hatte ihn gehört.
    Addie erwiderte nichts. Sie presste den Telefonhörer an unser Ohr und weinte, in dem Wissen, dass die Krankenschwester uns beobachtete, und sie hasste sie dafür, dass sie uns so sah.
    »Addie?«, sagte unser Vater leise. »Ich liebe dich.«
    Aber was war mit mir?
    »Wir …« Addie schnappte nach Luft. »Ich meine, ich …«
    Es war zu spät. Die Stille, die durch den Hörer sickerte, sagte alles.
    »Ich möchte nach Hause«, sagte Addie. »Dad, hol mich nach Hause. Bitte …«
    »Du bist krank, Addie«, sagte er. »Und ich kann dir nicht helfen, gesund zu werden. Aber sie … sie sagen, sie hätten alle möglichen Wege. Sie können …«
    »Dad …«
    »Ich weiß, es ist schwer, Addie«, sagte er, und seine Stimme klang gepresst. »Ich weiß es. Gott helfe mir, ich weiß es, aber es ist im Moment das Beste für dich, okay? Sie werden dir helfen, gesund zu werden, Addie.«
    Wie viel von dem Ganzen glaubte er wirklich, und wie viel davon sagte er nur, damit er sich besser fühlen konnte, uns aufgegeben zu haben?
    »Aber ich bin nicht krank«, sagte Addie. »Ich …«
    »Doch, das bist du«, sagte er. Die Worte waren so voll der Kapitulation, dass sie uns den Atem raubten.
    »Das bin ich nicht«, sagte Addie, aber so leise, dass nur ich sie hörte.
    »Wir rufen dich heute Abend wieder an und wir werden so schnell wie irgend möglich zu dir geflogen kommen«, sagte Dad. »Addie, hör auf das, was sie sagen, okay? Sie wollen nur dein Bestes. Mom und ich wollen nur dein Bestes. Begreifst du, Addie?«
    Einen Moment lang sagte sie nichts. Er sagte nichts. Die

Weitere Kostenlose Bücher