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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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Selbst wenn die Schwester nicht da gewesen wäre, hätten wir unseren Eltern nicht von den zwangsweise verabreichten Psychopharmaka erzählen können und wie sie uns hereingelegt hatten. Wenn wir es ihnen erzählt hätten, hätten wir eingestehen müssen, dass ich mich bewegt hatte. Wir hätten sagen müssen: Ja, ihre Befürchtungen, dass Mr Conivent recht gehabt hatte, hätten sich als wahr herausgestellt. Dass wir noch immer gestört waren.
    Nicht, dass sie das nicht sowieso früh genug erfahren würden. Die Ärzte würden es ihnen sagen. Sie würden es müssen, wenn sie uns hierbehalten wollten.
    Aber noch schienen sie es ihnen nicht mitgeteilt zu haben. Zuerst kam Mom, dann Dad ans Telefon. Wie geht es dir? Wie war dein Flug? War es aufregend? Ist das Essen okay? Haben sie dir ein schönes Zimmer gegeben?
    Einen Moment bevor die Krankenschwester begann, zu husten und uns vielsagend anzusehen, sagte Dad: »Ich schätze, das ist alles nicht so wichtig, stimmt’s? Es ist ja bloß für eine Nacht.«
    »Ja«, flüsterte Addie. Sie hatte geflüstert, seit sie aufgewacht war. »Das stimmt.«
    Die Schwester kam herüber und murmelte, dass die Leitungen des Krankenhauses sehr ausgelastet seien. Sie könnten es sich nicht erlauben, eine über einen längeren Zeitraum zu belegen. Das kam uns zwar lächerlich vor, aber was hätten wir schon sagen können?
    »Wir rufen morgen wieder an«, versprach Dad.
    Sie ließen uns nicht zu den anderen zurückkehren und begründeten es damit, wir wären überreizt und erschöpft und zu nervös.
    Du brauchst Ruhe, hatten sie zu uns gesagt und uns die Flure entlanggeführt. Dein Zimmer ist jetzt bereit für dich. Wir bringen dir dein Abendessen.
    Und sie hatten uns mehr oder weniger in unserem Zimmer eingeschlossen.
    Schweigend schnürte Addie unsere Schuhe auf und stieg ins Bett. Ihre Hälfte unseres Geistes war von einer Mauer umschlossen, einem Schutzwall, den sie hochgezogen hatte, sobald sie ein paar Stunden zuvor aufgewacht war und gespürt hatte, wie Ryans warme Arme uns umschlungen hielten. Eine Krankenschwester war einen Moment später zur Tür hereingestürzt, das Gesicht hochrot, die dunklen Augen weit aufgerissen. Sie hatte Ryan von uns weggezerrt und etwas davon gebrüllt, bei der Gruppe zu bleiben und Anweisungen zu befolgen. Er hatte sich nicht gegen sie gewehrt. Aber sein Blick hatte unentwegt auf unserem Gesicht geruht.
    ‹Eva?›, sagte Addie jetzt, den Blick an die Decke gerichtet. Diese unterschied sich kaum von den Wänden; eine weiße Fläche, die nur dadurch gebrochen wurde, dass eine grelle Deckenleuchte an ihr hing. Das Zimmer war winzig und spartanisch eingerichtet. Es gab nur ein Bett, das beinah von einer Wand bis zur anderen reichte, einen Nachttisch und keine Fenster. Wenigstens hatte unser Matchbeutel auf uns gewartet, wie die Krankenschwester es uns am Morgen versprochen hatte.
    Ich wandte mich ihr zu. ‹Ja?›
    Eine Pause. Dann: ‹… wie ist es?›
    Zuerst dachte ich, ich hätte aus irgendeinem Grund einen Teil ihres Satzes verpasst. ‹ Wie ist was?›
    Es dauerte einen weiteren Moment, bis sie antwortete.
    ‹Allein zu sein.›
    Allein zu sein?
    ‹Was meinst du damit?›
    Sie seufzte leise, unser Blick spürte noch immer den Dellen in der Decke nach. ‹Als ich aufgewacht bin, saßt du mit Devon da und …›
    ‹Ryan›, sagte ich. ‹Es war Ryan, nicht Devon.›
    Sie schwieg, dann sagte sie: ‹Du saßt mit Ryan da und er war …› Sie unterbrach sich wieder. ‹Du warst allein. Ohne mich.›
    ‹Sie haben uns reingelegt›, sagte ich, unsicher, worauf sie hinauswollte. ‹Sie haben den Alarm ausgelöst. Ich dachte, es gäbe ein Feuer oder so. Ich wusste nicht, dass sie uns beobachten …›
    ‹ Das meine ich nicht. ›
    Ich hielt inne. ‹ Was meinst du dann?›
    Sie kniff unsere Augenlider fest zusammen. Unsere Finger packten den Rand des Kissens und umklammerten es. ‹Ich weiß nicht … Du. Ryan.› Sie holte tief und langsam Luft. ‹Wie ist es, sich zu unterhalten, ohne dass ich zuhöre, Eva?›
    Als ich nicht sofort antwortete, fuhr sie hastig fort: ‹Schon über einen Monat jetzt, jeden Tag. Jeden Tag bekommst du die Gelegenheit, dich allein mit Leuten zu unterhalten. Du bekommst die Gelegenheit … hier zu sein, während ich es nicht bin. ›
    Ich sprach das auf der Hand Liegende nicht aus – dass ich den größten Teil dieser Zeit nicht in der Lage gewesen war, genügend Wörter aneinanderzureihen, um einen Satz zu bilden.
    ‹Diese

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