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Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Twin Souls - Die Verbotene: Band 1

Titel: Twin Souls - Die Verbotene: Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kat Zhang
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etwas leichter als das erste.
    Während der Schweiß unseren Nacken hinunterrann, machte ich endlich meinen ersten Schritt.
    Meinen ersten Schritt seit beinah drei Jahren.
    Keine Zeit zu jubeln.
    Zweiter Schritt.
    Dritter.
    Vierter.
    Ich schwankte. Stieß einen Schrei aus. Fiel hin.
    Ich hielt mich an der Seite des Bettes fest und zog mich wieder hoch. Das Gleichgewicht zu halten war am schwierigsten. Wie weit sollte ich meine Füße auseinanderstellen?
    Ich fiel noch zwei weitere Male hin, bevor ich die Tür erreichte.
    Unsere Hand umklammerte den Türknauf. Ich drückte unsere Wange gegen das kühle Holz und schloss die Augen. Die Tür. Ich hatte es bis zur Tür geschafft.
    Was nun?
    Würde mich auf dem Flur jemand finden? Oder würde ich den ganzen Weg bis nach draußen laufen müssen?
    Ich schauderte. Schauderte tatsächlich, als unser Körper auf meinen Unglauben reagierte.
    Ich würde es auf gar keinen Fall bis nach draußen schaffen.
    Geh einfach auf den Flur. Geh einfach auf den Flur und ruf noch einmal um Hilfe. Es wird dich jemand hören. Es wird jemand kommen.
    Unsere Hand drohte abzurutschen, doch im nächsten Moment schloss sie sich wieder fest um den Türknauf. Ich drehte ihn. Zuerst bewegte die Tür sich nicht. Furcht schwächte unsere ohnehin zitternden Beine. War sie abgeschlossen? Aber nein, nein – ich drehte den Knauf etwas weiter und die Tür schwang auf. Wir schwangen mit ihr mit, ließen uns von dem Schwung auf den Flur hinaustragen, klammerten uns fest, als stünde unser Leben auf dem Spiel.
    Und dann war jemand bei uns. Jemand hielt uns aufrecht. Jemand stieß uns, zog uns, zerrte uns zurück zum Bett. Zurück zum Bett? Nein, nein, das war die falsche Richtung!
    »Wir müssen hier raus!«, sagte ich. »Die Sirene. Das Feuer … das …«
    »Sch«, sagte er. »Sch …«
    »Ryan!«, rief ich. Ich hätte beinah gelächelt, obwohl er nicht zu begreifen schien. »Ryan, ich bin’s! Ich! Eva!«
    »Sch«, drängte er, wieder und wieder. Inzwischen waren wir zurück am Bett. Halb stieß er uns, halb setzte er uns auf die Matratze. Seine Bewegungen waren starr, seine Kiefermuskulatur angespannt.
    »Ich habe mich bewegt, Ryan«, sagte ich lachend. Lachend. Keuchend. »Aber wir müssen hier weg. Der Alarm …«
    »Es gibt kein Feuer.« Er hielt mich zurück, als ich versuchte aufzustehen.
    »Dann eben ein Gasleck oder was auch immer – wir müssen los. Der Alarm …«
    »Ist ein Trick«, sagte er. »Sie haben dich reingelegt.«
    Mich reingelegt?
    Ich lachte wieder, lauter diesmal. »Was?«
    »Damit du dich bewegst. Damit du zum Vorschein kommst.«
    Ein Gummipfropfen sauste in unsere Luftröhre und schnitt mir so abrupt die Luft ab, dass ich Sterne sah.
    Damit ich mich bewegte? Damit ich zum Vorschein kam?
    Das Gelächter begann von Neuem, ein schwaches, unaufhörliches Kichern. Ich konnte nichts dagegen tun. »Na, es hat ja geklappt, oder?«
    Ryan sah mich an, über seinem Kopf blinkte noch immer das Licht und warf rote und weiße Schatten auf sein Gesicht. Er lachte nicht. Lächelte nicht einmal.
    Ich lachte für ihn, lachte, bis ich kaum noch Luft bekam. »Ich habe mich bewegt, Ryan. Ich bin gelaufen. Ich bin gelaufen!«
    »Ja«, sagte er und klang furchtbar grimmig.
    Eine merkwürdige, heitere Unbekümmertheit benebelte meinen Geist. Wenn Ryan nicht unsere Schultern festgehalten hätte, wäre ich womöglich vom Bett gefallen.
    »Ich habe mich bewegt«, sagte ich wieder, nur um sicherzugehen, dass er mich auch wirklich verstanden hatte. Ich lachte und lachte. Ich fühlte mich, als würde ich übersprudeln, auf Wolken schweben.
    Und dann packte ich den Kragen von Ryans Hemd – ich packte ihn und zog ihn näher an mich heran und fühlte, wie seine Arme sich fest um mich schlossen. Das Gelächter in meinem Hals schmeckte plötzlich schal. »Ich werde nicht zulassen, dass sie mich herausschneiden«, sagte ich atemlos. »Ich werde es nicht zulassen. Nein, das werde ich nicht«

    Addie und ich saßen bei angeknipstem Licht in unserem Zimmer.
    Es strahlte hell genug, um jemandem im Flur aufzufallen, aber keine von uns schlug vor, es auszuschalten. Wir hatten ausreichend Dunkelheit für einen Tag gehabt.
    Sie hatten uns erlaubt, unsere Eltern anzurufen, aber nur für ein paar Minuten, und eine Krankenschwester hatte uns die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen. Sie hatte so getan, als wische sie Staub und räume den bereits tadellos aussehenden Raum auf, aber wir wussten, dass sie mithörte.

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