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Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)

Titel: Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Lutz
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das Glück einem hold ist. Während unserer viertelstündigen Fahrt verstieß er gegen etwa die Hälfte aller geltenden Verkehrsvorschriften – ich erwähne hier nur, dass er mit 42 Stundenkilometern ein Stoppschild überfuhr und links abbog, ohne zu blinken (etwas, was mich ganz besonders auf die Palme bringt). Als wir das Restaurant betraten,war ich wild entschlossen, seinen unverzüglichen Führerscheinentzug in die Wege zu leiten. Dafür brauchte ich einen Verbündeten.
    »Ist Ruthy immer noch in Florida?«, fragte ich.
    »Glaub schon«, erwiderte Morty.
    »Wann kommt sie zurück?«
    »›Wenn die Hölle zufriert‹, meinte sie zuletzt.«
    »Aha«, sagte ich. Offenbar war die Situation noch viel verfahrener als gedacht. »Und wen soll man im Notfall kontaktieren, solange sie verreist ist?«
    »Was? Keine Ahnung.«
    »Ich nehme an, es wird dein Sohn sein. Der Kardiologe.«
    »Kann sein. Jetzt verbringt er den Sommer mit seiner neuen Flamme in Südfrankreich.«
    »Wenn er in Frankreich ist, kann man ihn im Notfall nicht gut erreichen. Wer sind deine nächsten Angehörigen in der Stadt?«
    »Artet das jetzt wieder in ein Verhör aus, Izzele?«
    »Ich möchte bloß wissen, wen ich im Notfall anrufen soll.«
    »Meinen Enkel. Gabe.«
    »Gib mir doch mal seine Telefonnummer. Hast du dein Adressbuch dabei?«
    Morty zog das schwarze Büchlein aus der Brusttasche. »Er hat einen Skateshop in SoMa. Hier ist seine Nummer. Du wirst sie bestimmt nicht brauchen, denn ich habe nicht vor, mir die Hüfte zu brechen.«
    »Niemand bricht sich vorsätzlich die Hüfte.«
    »Pah«, schnaubte Morty.
    Gabe Schillings Skateshop lag in South Park zwischen einer exquisiten Modeboutique und einem Comicladen. Um mein Anliegen persönlich zu vertreten und ihm so mehr Nachdruckzu verleihen, fuhr ich gleich nach dem Mittagessen hin.
    Hinter dem Ladentisch stand ein pickliger junger Mann. Ich fragte ihn nach Gabe Schilling. Der junge Mann sah mich an, als käme ich von der Steuerfahndung.
    »Darf ich fragen, worum es geht?«, erkundigte er sich betont förmlich.
    »Um eine persönliche Angelegenheit«, erwiderte ich im gleichen Ton.
    Der junge Mann wandte sich nach hinten und gab das professionelle Gebaren auf.
    »Besuch für dich, Kumpel.«
    Ein anderer junger Mann, Mitte oder Ende zwanzig, tauchte im vorderen Ladenbereich auf, mit strubbligen dunklen Haaren, sonnengebräuntem Teint und ölverschmierten Fingern, die er an einem Lappen abwischte. Anders als der Jüngling am Ladentisch, der sich später als Gabes Angestellter entpuppte, beäugte mich Gabe – Mortys Enkel, Ex-Profi-Skateboarder (seine Laufbahn endete wegen eines Unfalls mit einem zertrümmerten Knie), inzwischen Unternehmer (ein Skateshop in San Francisco, ein anderer sollte bald in der North Bay eröffnen) – keineswegs misstrauisch. Er strahlte mich an. Mit einem warmen und seltsam vertrauten Lächeln. Nach einer Weile wurde mir klar, dass er von Morty einiges geerbt hatte, nur dass seine Züge deutlich frischer waren.
    »Hi. Ich bin Isabel Spellman, eine Freundin deines Großvaters.«
    Gabe wühlte kurz in seinem Gedächtnis. »Bist du Izzele? Die immer mit einem Bein im Knast steht?«, fragte er, als wäre ich eine echte Berühmtheit.
    »Meistens werde ich Izzy genannt.«
    »Wie kann ich dir weiterhelfen?«
    »Wann bist du das letzte Mal bei deinem Großvater mitgefahren?«
    »Ich lass ihn nie ans Steuer. Er ist kein guter Autofahrer.«
    »Jetzt ist er eine rollende Katastrophe.«
    »Wie schlimm?«
    »Wäre er mein Grandpa, hätte ich ihm längst die Autoschlüssel abgenommen. Aber er ist deiner. Fahr doch bitte einmal bei ihm mit. Danach kannst du ja selbst entscheiden, was zu tun ist.«

FALL NR. 001 28
    Ernie Black beteuerte mir, es werde sich um den einfachsten Fall meiner gesamten Laufbahn handeln. Seine Frau arbeitete in der Werkstatt mit, besuchte ab und an einen Lesekreis, ging gelegentlich mit einer befreundeten Nachbarin ins Kino und kümmerte sich ansonsten um den Haushalt. Ein paar Mal im Monat gab Linda an, mit einer uralten Schulfreundin namens Sharon Bancroft essen oder shoppen zu gehen oder beides. Diese Freundschaft hatte aus mehreren Gründen etwas Merkwürdiges an sich, vor allem aber wegen der sozialen Unterschiede. Sharon war mit einem Kongressabgeordneten verheiratet, der aus einer wohlhabenden hiesigen Familie stammte. »Altes Geld«, erklärte Ernie, Daumen und Zeigefinger reibend. Er war Sharon noch nie begegnet, obwohl sie und seine Frau sich seit

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