Twist again: Die Spellmans schlagen zurück (Familie Spellman ermittelt) (German Edition)
Zielperson nicht lange im Auge behalten.«
Während der zehnminütigen Fahrt zur Spellman-Residenz beglückte Morty seinen Enkel und mich mit detaillierten medizinischen Ausführungen über seine Prostatabeschwerden. Am Ende gewährte er Gabe einen beflügelnden Ausblick: »Junge, das blüht dir eines Tages auch. Wenn Gott dir ein langes Leben beschert, wirst du als Achtzigjähriger das gleiche Problem haben. Die Chancen stehen 90 : 100. 90 : 100! Da wirst du keine ruhige Nacht mehr verbringen.«
Ich atmete auf, als wir das Haus meiner Eltern erreichten und ich mich der Prostata-Fragestunde entziehen konnte, die auf Mortys Vortrag folgte. Das Auto parkte ich am Ende der Straße in zweiter Reihe und drückte Gabe die Schlüssel in die Hand.
»Warum parkst du nicht in der Einfahrt?«, fragte Morty. »Sie ist frei.«
»Meine Eltern sollen nicht merken, dass ich da war«, erklärte ich und stieg aus.
Vorsichtig schlich ich ums Haus zum Seitenfenster, das mir immer den schnellsten Zugang zum Büro erlaubt. Ich holte den alten Milchkasten, den ich für diesen Zweck in Reichweite halte, und stieg darauf. Durch das Fenster drangen keine Stimmen zu mir vor, das Büro war wie angenommen verwaist. Ich schob das Fenster auf, das einen Spaltbreit offen stand, und ließ mich über die Brüstung fallen. Noch etwas täppischer als sonst krachte ich kopfüber auf den Boden und stieß dabei mit dem Ellbogen gegen die Heizung.
Meine Eltern haben die Detektei mit zwei GPS -Geräten ausgerüstet, die sich sehr gut dafür eignen, Zielpersonen aufzuspüren, beispielsweise, wenn man sie beim Beschatten aus den Augen verloren hat. Wenn man allerdings nicht nur wissen will, wo die Zielperson sich gerade aufhält, sondern auch, was sie tut, ist das nur bedingt hilfreich. Ein Blick in die Schublade, wo die Geräte aufbewahrt werden, verriet mir, dass eines schon im Einsatz war. Ich nahm das andere und hoffte, niemand würde sein Fehlen bemerken. Sobaldich herausgefunden hatte, für wen Bob Goodman arbeitete, wollte ich das Gerät zurückbringen.
Eine halbe Stunde später saßen Morty und ich allein im Auto, etliche Meter von Ernie Blacks Haus entfernt. Gabe, der aus unerfindlichen Gründen mit seinem Skateboard zur Observierung erschienen war, hatte ich als Ein-Mann-Spähtrupp vorgeschickt. Das Skateboard erwies sich als Trumpf. Damit flitzte er zu Ernies Haus und hielt Ausschau nach einem einsamen Mann in einem parkenden Auto. Unterwegs legte er ein paar beachtliche Sprünge ein.
»Daraus wird nichts«, sagte Morty sehr entschieden.
»Wovon sprichst du?«, fragte ich.
»Das weißt du ganz genau.«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
»Du und Gabe. Das kann ja nichts werden.«
»Wie kommst du überhaupt darauf?«
»Erstens müsstest du konvertieren.«
»Zu was?«
»Zum Judentum. Dafür muss man viel lernen, und ich weiß, dass du nicht gern lernst.«
»Ist das jetzt nicht ein bisschen voreilig?«
»Zweitens schmachtest du immer noch nach diesem Cop.«
»Tue ich nicht!«
»Du solltest dem Cop deine Telefonnummer geben«, verfiel Morty in seine alte Leier.
»Er hat meine Nummer.«
»Dann gibst du sie ihm eben noch mal.«
»Jetzt reicht’s, Morty.«
Ihm reichte es aber noch nicht, und so fuhr er fort: »Drittens hätte Gabes Mutter wohl etwas dagegen, dass seine Freundin vorbestraft ist. Und viertens ...«
Gabe kam bereits wieder auf uns zugeflitzt. Ich musste seinen Großvater dringend zum Schweigen bringen. »Wenndu jetzt nicht die Klappe hältst, kannst du den Rest deiner Tage in Bussen und Bahnen verbringen«, drohte ich ihm an.
»Er scheint dich zu mögen, Izzele, tu ihm also nicht weh, wenn die Zeit reif ist«, sagte Morty. Dann gab er mir mit Gesten zu verstehen, dass er schweigen würde wie ein Grab.
»Hat er dir was gesagt?«, wisperte ich noch schnell, bevor Gabe ins Auto stieg, aber Morty hielt sein Versprechen und schwieg eisern.
Gabe hatte sichtlich Spaß an seiner neuen Aufgabe. Er berichtete uns wie ein echter Profi: »Männlich, etwa 50-55 Jahre alt, ca. 15 Kilo Übergewicht, trägt eine Raiders -Kappe, fährt einen Nissan Baujahr späte Neunziger mit einem Raiders -Aufkleber und parkt zwei Häuser vom Haus der Zielperson entfernt.«
»Morty, jetzt bist du gefragt. Machst du mit?«
»Wie lautet meine Legendierung?«, fragte er mit einem Augenzwinkern.
Hätte ich Rae mitgenommen, wären wir bereits wieder auf dem Nachhauseweg, aber ich hatte es hier mit Amateuren zu tun. Ich machte es ihnen so
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