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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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bleibe« sagte Ev. »Ich möchte daher die Formulierung überdenken. Wir werden es also der Firma heute noch nicht mitteilen.« Außerdem wolle er Jack bei der Bekanntgabe nicht dabeihaben. Auch das, erklärte er, sei mit Fenton vor der Sitzung so vereinbart worden.
    Die Versammlung wurde geschlossen. Jack kochte vor Wut, dass er nun nicht in die Firma zurückkehren konnte, um seine leidenschaftliche Rückkehrrede zu halten. Kaum zurück in seinem Büro bei Square, machte er mit einer Reihe von Anrufen seinem Ärger Luft. »Wie konnte das passieren?«, maulte er Fenton an. »So war das nicht geplant!«
    »Ich weiß, ich weiß. Wir bringen das in Ordnung.«

Stürmischer Sonntag
    Das erste Mal erlebten Biz’ Kollegen, welchen Kampfgeist er entwickeln konnte, als die Sache mit den Mäusen passierte.
    Das war Ende 2006. Odeo war kurz zuvor an den South Park 164 umgezogen, in jenes Büro, das bald darauf zur Wiege von Twitter werden sollte. Die Räumlichkeiten waren recht ausgefallen, ebenso wie der Trupp von Programmierern, der nun dort einzog. Kleine Räume zur Rechten und Linken auf unterschiedlichen Niveaus und eine kleine Küche.
    Nach dem Einzug, bei dem sie sich wie die Kinder um die besten Schreibtischplätze gebalgt hatten, war die kleine Küche rasch zum Herzen des Büros geworden. An manchen Morgen briet Noah Eierkuchen und sang dazu den »Pancake Song«. Um den Ort ein wenig heimeliger zu machen, zierten Knabbereien und eine Schale frisches Obst die Anrichte. Allerdings wiesen die Äpfel und Bananen bald Bissspuren auf, die unmöglich von den Odeo-Programmierern stammen konnten: Allnächtlich nämlich schlichen sich ungebetene Besucher in die Küche, die auf dem Obst winzige Zahnabdrücke hinterließen.
    »Sauerei«, klagten die Mitarbeiter, wenn sie morgens das angefressene Obst erblickten.
    Unverzüglich fiel der Entschluss, der Mäuseplage ein gründliches Ende zu bereiten – mit Fallen, mit Gift, mit allem, was zur Ausmerzung der Viecher erforderlich war.
    Als Biz von dem Vorhaben Wind bekam, die Mäuse zu töten, raste er an den Tatort wie der polizeiliche Verhandlungsführer bei einer Geiselnahme in einem Kindergarten.
    »Ihr werdet diese Mäuse nicht umbringen«, protestierte er. Seine Kollegen sahen ihn an und fragten sich, ob das ein Scherz sein sollte. »Das ist kein Witz, Leute. Niemand rührt sie an.«
    Alle mühten sich, ihn mit guten Argumenten zur Vernunft zu bringen. Die Mäuse nagten schließlich das Obst weg, sie waren schmutzig und so weiter.
    »Das ist mir scheißegal. Ich will auf keinen Fall, dass wir die Mäuse mit Fallen töten«, entgegnete er trotzig mit tränenfeuchtem Blick, bebender Stimme und geballten Fäusten. Er konnte nicht begreifen, wie irgendjemand so gemein sein konnte, einem Tier ein Leid zuzufügen, erst recht einem so kleinen und hilflosen Wesen wie einem Mäuschen. »Das kommt überhaupt nicht in die Tüte«, wiederholte er. »Niemand bringt hier Mäuse um!«
    Es war das erste Mal, dass Biz in dieser Weise auf die Palme ging, ein Schauspiel, das bei ihm nur höchst selten zu beobachten war.
    Am Morgen des 3. Oktober 2010, zwei Tage, nachdem Ev in der Verwaltungsratssitzung als Vorstandschef abserviert worden war, erwachte Biz, von seiner Japanreise zurückgekehrt, mit schwerem Jetlag aus einem unruhigen Schlaf. Er ahnte es nicht, doch stand er kurz davor, abermals auszurasten. Dieses Mal ging es nicht darum, Mäuse zu beschützen, sondern Ev, seit beinahe einem Jahrzehnt sein Chef und engster Freund.
    Biz versorgte die Haustierte, kochte sich Kaffee, gab Livy einen Abschiedskuss, entschuldigte sich, dass er an einem Sonntag ins Büro musste, und machte sich auf den Weg nach San Francisco.
    In der Twitter-Zentrale war an diesem windstillen Morgen alles ruhig. Das Licht war gelöscht, die Computer schliefen. Nichts regte sich. Draußen führten Frühaufsteher ihre Hunde Gassi, gelegentlich fuhr ein leeres Taxi vorbei. Kleine, bauschige Wolken zogen langsam über den Himmel. Ein paar Blocks entfernt erwachte das Baseballstadion AT & T Park zum Leben, um sich auf den Spieltag vorzubereiten, an dem die San Francisco Giants und die San Diego Padres aufeinandertreffen würden.
    Doch die Stille in der Zentrale war trügerisch, schon bald brausteein Sturm durch die Korridore. Binnen weniger Stunden hallten die Twitter-Büros von den Flüchen der Mitarbeiter wieder, ein bislang ungekannter Unmut machte sich Luft. Der erste Donnerschlag fuhr um 9:57 Uhr in Form einer E-Mail

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