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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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Unternehmen zu belassen.
    »Das liegt nicht in meiner Hand«, wiegelte Dick ab. »Darüber entscheidet der Verwaltungsrat.«
    »Du bist der Vorstandschef, du musst entscheiden«, insistierte Ev.
    So ging es hin und her, bis die Unterhaltung hitzig wurde. »Das mache ich bestimmt nicht«, hörten Leute auf dem Flur Dick brüllen. »Ich werde einen Scheißdreck tun!«
    Augenblicke später kam Ev mit hängendem Kopf aus dem Raum. Biz ging zu Dick und fragte: »Ev ist gerade hier rausgekommen, er sah sehr enttäuscht aus. Was war los?«
    Dick erklärte ihm, dass Ev vorgeschlagen hatte, eine leitende Rolle in der Produktentwicklung zu übernehmen, während Dick dauerhaft Vorstandschef bleiben würde, aber er hatte den Vorschlag abgelehnt. »Mir wäre unwohl dabei«, erklärte er Biz, »weil das so aussehen würde, als hätte ich einen Handel gemacht, um diese Position zu bekommen.«
    Kopfschüttelnd verließ Biz den Raum. Er konnte nichts ausrichten und fühlte sich so geschlagen wie Ev.
    Der Verwaltungsrat hatte Dick angewiesen, an der Entscheidung festzuhalten, Ev keinen Posten mehr zu geben. Selbst wenn Dick ihn im Unternehmen hätte halten wollen, lag dies nicht bei ihm; seine Vorgesetzten hatten sich bereits festgelegt.
    Mitglieder des Verwaltungsrats wurden angerufen, vertrauliche Unterredungen anberaumt. Schließlich trafen sich alle – Dick, Sean, Amac, Goldman, Biz und Ev – im großen Konferenzsaal, um sorgfältig zu überlegen, was am Montag der Öffentlichkeit mitgeteilt werden sollte.
    »Der Deal sieht also so aus: Ev ist raus, und ich bin der Interimsvorstandschef … «, sagte Dick und skizzierte, wie seiner Meinung nach die Mitteilung an die Presse formuliert werden sollte. Ev saß schweigend da, hilflos in dem Unternehmen, das er zwei Tage zuvor noch geführt hatte.
    »Und dann wird Jack hier sein …«, erläuterte Dick den weiteren Plan, der unter anderem vorsah, dass Jack bei der Bekanntmachung von Evs Ausscheiden anwesend sein würde.
    Biz fiel ihm mit einem halb geflüsterten Einwand ins Wort. »Tut mir leid, ich bin ein bisschen verwirrt. Warum können wir nicht einfach sagen, dass Ev für die Produktabteilung verantwortlich sein wird?«, fragte er Dick, der ihm direkt gegenübersaß.
    »Das werde ich nicht tun«, erwiderte Dick nüchtern.
    »Ja, warum denn nicht?« Biz konnte es einfach nicht begreifen.
    »Ich werde keinen Deal eingehen. Ich werde nicht zulassen, dass später herauskommt, ich wäre nur durch einen Pferdehandel Vorstandschef geworden«, erwiderte Dick und pochte mit den Fingern beim Sprechen mehrfach auf den Tisch.
    Biz blickte ihm verwirrt in die Augen. Was meinte Dick mit dem Ausdruck »Pferdehandel«? Biz wollte es auch nicht in den Kopf, dass der Verwaltungsrat so mir nichts, dir nichts Ev aus Twitter hinauswerfen konnte, ohne zumindest einen Kompromiss anzustreben.
    Dick wiederholte sich: »Ich werde nicht zulassen, dass es so aussieht, als wäre ich nur aus dem einzigen Grund Vorstandschef geworden, weil ich einen Handel eingegangen bin.«
    Biz’ Miene zuckte leicht, als er das hörte.
    »Hört mal alle einen Augenblick zu!«, sagte er mit erhobener Stimme und erhobener Hand wie ein Verkehrspolizist, der den Verkehr stoppen will. »Hört einfach zu, eine Sekunde.« Seine Augen fixierten Dick, während alle schweigend auf Biz schauten, dessen Stimme nun zitterte.
    »Dick!«, sagte er laut. »Bitte erklär mir mal eins – mal sehen, ob ich das fragen darf: Du bist mit der Idee, dass Ev Produktleiter wird, während du Vorstandschef wirst, nicht einverstanden, weil dir dabei unwohl ist?«
    »Stimmt genau«, antworte Dick knapp.
    »Hey!«, rief Biz. »Hey! Wie wäre es, wenn dir unwohl wäre, weil seine gesamte verdammte Karriere im Eimer ist?«, fragte er aufgebracht, mit seinem Arm auf Ev weisend. »Warum ist dir dabei nicht unwohl?«
    Im Raum herrschte Totenstille. Kein Mucks war zu hören, während Biz Dick mit zornigem Blick musterte. Dann senkte Biz seine Stimme, sein Tonfall verriet Hoffnungslosigkeit. »Dich überkommt kein Unwohlsein angesichts von Evs komplettem Karriereende?«
    Alle schauten mit verblüffter Miene auf Biz, der nun halb zornentbrannt, aber auch irgendwie erleichtert über seinen eigenen Ausbruch dasaß.
    Dick starrte einen Augenblick schweigend zurück, während er im Kopf die moralische Entscheidung gegen die geschäftliche abwog. »Na gut, schön«, sagte er. »Gut, ich mach es. Okay, okay, okay!« Er sprang auf, lief zur Tür und fügte hinzu:

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