Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)
Whoopi Goldberg«, rief Biz aufgeregt, als er der preisgekrönten Schauspielerin begegnete. »Ich fand Sie in Star Trek umwerfend.« Goldberg war nicht amüsiert. Hinter Biz stand die berühmte Modeschöpferin Stella McCartney, umringt von ihrer Entourage, darunter Liv Tyler und Kate Hudson, jede mit ihrem eigenen ausgefallenen Cocktail in der Hand. Hin und wieder wurde das sanfte Gemurmel der Unterhaltung durch lautes Gelächter übertönt.
Im Raum wimmelte es nur so von Berühmtheiten, doch viele Gespräche kreisten nur um drei von ihnen: die Twitter-Burschen.
»Ich bin bei Twitter«, verriet der Musiker John Legend einem TV-Team. »Ich bin erst vor ein paar Wochen auf den Wagen aufgesprungen. Ich hab schon 230
000 Follower, soweit nicht schlecht.«
»Oh, Wahnsinn, da ist ja M.I.A.«, rief Jack Biz zu, aufgeregt wie ein Kind, dem eine lebendige Comicfigur über den Weg läuft. Mit heftig schwappendem Champagnerglas stürmte er schnurstracks auf sie zu.
M.I.A., eine Londoner Rapperin, war erst seit ein paar Monaten bei Twitter und dem Dienst sofort leidenschaftlich verfallen. Sie trug ein schwarzes Kleid mit Jeansjacke und erzählte Jack, dass sie Twitter deshalb so liebe, weil sie damit engeren Kontakt zu ihren Fans halten und aussprechen könne, was immer sie wolle. Während sie plauderten, stieß Ev zu ihnen und stellte sich vor. »Und Sie sind auch bei Twitter?«, fragte ihn M.I.A.
»Ja.«
»Toll, und was machen Sie da?«
»Ich bin der Vorstandschef.«
Die Aufmerksamkeit von M.I.A. verlagerte sich sofort auf Ev. Jack war stinksauer, dass sich Ev als Firmenchef vorstellen durfte und ihm seine Gesprächspartnerin abspenstig machte. »Können Sie bitte zusammenrücken, damit ich ein Foto machen kann?«,bat ein Fotograf. Der Freund von M.I.A. trat näher heran, M.I.A. schmiegte sich an ihn und neigte den Kopf. Mit leicht verrutschter Fliege lächelte Ev in die Kamera. Nicht so Jack in ihrer Mitte. Mit leicht geschürzten Lippen und zusammengezogenen Augenbrauen schaute er fast finster drein. Tschiung . Ein Augenblick für die Ewigkeit festgehalten.
Die Gesellschaft wurde in den großen Tanzsaal des Lincoln Center zum Dinner gebeten. Biz und Livy fanden die ihnen zugeteilten Stühle an Tisch zehn. Dort plauderten sie mit Lauren Bush, der Nichte von Expräsident George W. Bush, und Jon Favreau, dem persönlichen Redenschreiber des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika.
Auf dem Weg zu seinem eigenen Platz hielt Jack nach Ev Ausschau. Er erhaschte einen Blick von Michelle Obama und entdeckte Lorne Michaels, den Produzenten von Saturday Night Live , der wie ein verlorener Teenager an seinem Smartphone herumspielte und alle anderen um ihn herum ignorierte. In der Nähe schoss Glenn Beck, der erzkonservative Moderator von Fox News, Fotos und plauderte mit der linken Bloggerin Arianna Huffington. Hinter ihnen ließ sich Komiker und Moderator Jimmy Fallon zu einem verhaltenen Lachen hinreißen.
Dann erspähte Jack ihn: Ev saß an Tisch zwei, praktisch auf dem besten Platz im Haus direkt vor der Bühne, auf der Michelle Obama stand. Ev saß dort zusammen mit Talkshowmoderatorin Joy Behar und Christopher Poole, dem Gründer des Imageboards 4chan, der es mit ein bisschen Schummeln über seine beliebte Webseite ebenfalls unter die 100 einflussreichsten Menschen geschafft hatte.
Jack nahm einen kräftigen Schluck Champagner. Selbst bei der Time -Gala der 100 einflussreichsten Menschen der Welt gibt es eine Hackordnung. Und 2009 belegte Evan Williams, der Vorstandschef von Twitter, den Platz an der Spitze der Bestenliste.
Auf der oberen Ebene saßen offenbar nicht ganz so wichtige Gäste wie das Mannequin Christine Teigen sowie die Musiker John Legend und Lou Reed. (Auch Talkshowstar Oprah Winfrey war darunter, aber nur, weil sie früher gehen musste.) Jack brütete missmutig vor sich hin, als er einen Klaps auf der Schulter spürte. »Und wer sind Sie?«, fragte eine ältere Dame, deren mit Ringen überladene Hand sich ihm zur Begrüßung entgegenstreckte.
»Ich bin Jack Dorsey, Gründer von Twitter.«
»Ach, kommen Sie morgen zur Show?«, fragte die Dame, die sich sogleich selbst vorstellte: »Ich bin Barbara Walters.« Sie trug ein schwarzes Kleid mit einem Netzoberteil, das ihre Schultern durchscheinen ließ. An ihren Ohren baumelten lange, funkelnde Gehänge von der Üppigkeit französischer Kronleuchter.
»Nein«, erwiderte Jack. »Was für eine Show?«
Walters erklärte, dass die
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