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Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition)

Titel: Twitter: Eine wahre Geschichte von Geld, Macht, Freundschaft und Verrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nick Bilton
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Umgehung der Blockade und konnten so Twitter und andere soziale Netzwerke weiter nutzen, um sich untereinander zu verständigen und die Außenwelt zu informieren.
    Hashtags wie #iranelection, #stopahmadi und eine lange Liste weiterer auf den Iran bezogener Begriffe wurden auf Twitter raschzu den meistgesuchten Themenstichworten. Videos wurden online gestellt, die zeigten, wie Demonstranten von den iranischen Sicherheitskräften geschlagen, angegriffen und manchmal sogar erschossen wurden. Es dauerte nicht lange, und die sporadischen grünen Avatare reihten sich zu einer endlosen Kette. Die Twitter-Streams waren bald so grün wie der Chicago River am St. Patricks’s Day.
    Während in Echtzeit Nachrichten aus dem Iran durchsickerten, machte sich auf Twitter auch Unmut über die amerikanischen Medien breit. Rasch gewann zum Beispiel das Hashtag #CNNFail Popularität, denn statt über die gewalttätigen Proteste im Iran zu berichten, hatte CNN Trivialitäten verbreitet, wie die Nachricht, dass Fotos einer halbnackten Miss California im Internet kursierten. Wie Ashton Kutcher zwei Monate zuvor unter Beweis gestellt hatte, wurde CNN durch den Aufstieg von sozialen Medien wie Twitter zunehmend irrelevant.
    Mittlerweile hatten Regierungen rund um den Globus das Potenzial von Twitter entdeckt und benutzten die Webseite, um Informationen aus jedem Winkel des Planeten zu sammeln. Das Weiße Haus, europäische Behörden, der Kreml, Wissenschaftler, Aktivisten, Diktatoren, die CIA, das FBI und das amerikanische Außenministerium: Sie alle beobachteten das Geschehen, sammelten Informationen über die Proteste im Iran und nutzen Twitter als eines ihrer Werkzeuge, um tiefere Einblicke in die Lage vor Ort zu gewinnen.
    Als Mitte Juni ein mit der Beobachtung des Iran befasster nachgeordneter Mitarbeiter des Außenministeriums ein Memorandum über die aktuellen Geschehnisse zusammenstellte, merkte er in seinem Bericht auch an, dass Twitter wegen Wartungsarbeiten vor einer kurzzeitigen Abschaltung stand.
    Jared Cohen, erst vor kurzem aus dem Irak zurückgekehrt, schritt, als er aus dem Memorandum vom drohenden Ausfall Twitters erfuhr, sofort zur Tat. Obwohl ihm Jack auf der Reise in den Nahen Osten anvertraut hatte, dass zwischen den Twitter-Gründern nicht alles zum Besten stand, wendete sich Cohen in einer E-Mailan ihn und bat ihn um Unterstützung, um Biz und Ev davon zu überzeugen, die Wartungsarbeiten später durchführen zu lassen.
    Cohen erklärte, dass im Iran genau zurzeit der beabsichtigten Wartungsarbeiten eine große Demonstration geplant war, und bat um einen Aufschub. »Das könnte in der weiteren Entwicklung des Landes«, schrieb er in seiner E-Mail, »wortwörtlich den Unterschied machen.«
    Jack gab die Bitte an Biz weiter. Währenddessen wandte sich das amerikanische Außenministerium auch direkt an Twitter, um den Druck auf die Firma zu erhöhen. »Es spielt sich im Iran«, so hieß es in der E-Mail, »gerade jetzt im wahrsten Sinne eine Twitter-Revolution ab!«
    Es war nicht die erste E-Mail, die Biz in dieser Angelegenheit erhielt. Zahlreiche Nutzer, die mit der iranischen Protestbewegung direkt oder indirekt verbunden und über die geplanten Wartungsarbeiten informiert waren, hatten bereits gleichlautende Bitten an das Unternehmen herangetragen. Biz, Ev und Goldman beriefen ein Meeting ein, um über ihr Vorgehen zu beraten. Obwohl die Webseite dringend gewartet werden musste und die Aussetzung der Arbeiten in den folgenden Tagen die Twitter-Server stark zu schwächen drohte, herrschte unter den Anwesenden Einmütigkeit, die Abschaltung zu verschieben. Biz schnappte sich Goldman, um mit ihm zusammen den Blogpost über die Entscheidung zu verfassen.
    »Wir sind mit Sicherheit nicht gut genug informiert, um die iranische Politik zu beurteilen, und wir wissen nicht, wer die Guten oder die Bösen sind«, meinte Biz zu Goldman, als sie sich in einem stillen Konferenzraum zusammensetzten, um an der Formulierung der Mitteilung zu feilen. »Halt mal«, fügte er scherzhaft hinzu. »Gibt es die Guten überhaupt?« Goldman lachte.
    Einen Augenblick saßen sie schweigend im Konferenzraum und vergegenwärtigten sich die erstaunliche Lage: Sie sollten einen Blogpost formulieren, um aller Welt bekannt zu machen, dass geplante Wartungsarbeiten an Twitter aufgeschoben würden, an einem Dienst, dem sie zum Durchbruch verholfen hatten und derden Nutzern noch wenige Jahre zuvor eher dazu gedient hatte, anderen Leuten mitzuteilen,

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