Two Night Stand
Shona schob die Unterlippe vor. „Oder haben Sie etwas an meinem Verhalten auszusetzen?“
„ Nööööö, gar nicht. Ihr Chef ist bestimmt sehr zufrieden mit Ihnen.“
„Klar ist er das“, zischte sie ihm zu. „Weil ich nämlich verdammt gut bin in meinem Job, kapieren Sie das jetzt mal endlich?“
Tim schaute kurz zu ihr hinüber, ihre Lippen bebten richtig, offenbar war Madame hier mächtig aufgebracht. „Ich versuche es zumindest, auch wenn es mir schwerfällt.“
Sie atmete tief durch, er musterte sie rasch. Sie war zwar nicht der Typ Frau, den er bevorzugte, aber sie hatte durchaus ihre Reize. Gestern Abend war es ja Andreas schon aufgefallen, dass sie eine ganz appetitliche Oberweite hatte, ihre Gesichtszüge waren fein geschnitten, sie hatte volle Lippen und ihre Augen hatten eine faszinierende Form. Heute hatte sie ihre schwarzen Haare zu einem Knoten geschlungen, diese Frisur gab einen Blick auf ihren Nacken preis, sie war ein zierliches Geschöpf, und wenn sie sich nur ein bisschen anders kleiden und sich Manieren zulegen würde, dann könnte sie durchaus für den ein oder anderen Mann als attraktiv durchgehen.
„VERDAMMTE SCHEISSE, JETZT PASS’ HALT MAL AUF!“, Shona griff ihm rasch ins Lenkrad und vermied gerade noch, dass er eine ältere Dame auf die Kühlerhaube nahm.
Erschrocken sah Tim nach vorne, er hätte doch tatsächlich fast eine Oma auf dem Zebrastreifen erwischt, er atmete tief durch. „Uff – danke“, stammelte er dann nur.
„Kann ich weiterfahren? Ich möchte heute noch heil ankommen“, knurrte Shona ihn an.
„Wir sind gleich da“, Tim ärgerte sich maßlos über seine Unachtsamkeit – und dann noch vor diesem kleinen Schmutzfinken hier neben sich. „Sie haben gut reagiert.“
„Ich konnte ja schlecht die Oma dafür büßen lassen, dass Sie mich anstarren“, sie schickte ihm einen bitterbösen Blick.
„Anstarren? Blödsinn, das müssen Sie sich eingebildet haben! Das hätten Sie wohl gerne…“
„Wollen Sie das jetzt etwa abstreiten? Ihnen lief ja schon der Sabber runter“, so langsam war es mit ihrer Geduld aber wirklich vorbei. Sie hatte ganz genau mitbekommen, dass er sie taxiert hatte, diese Blicke kannte sie nur zur Genüge von ihren männlichen Kollegen.
„Natürlich streite ich das ab. Warum sollte ich so was denn tun? Sie sind nun wirklich nicht meine Kragenweite“, sagte Tim arrogant.
„Das stimmt sogar“, Shona lachte gehässig auf. „Mit dem Typ Frau, den Sie offenbar bevorzugen, brauche ich mich auch nicht messen zu lassen, ich habe da eine ganz andere Klasse. Aber Sie scheinen ja offenbar auf so hohle Fritten zu stehen – Männer eben!“
„Ich stehe auf Frauen, die gut aussehen und sich benehmen können. Und da gehören Sie ganz eindeutig nicht zu“, schoss Tim zurück, dann trat er scharf auf die Bremse. „ Wir sind da !“
„GOTT SEI DANK!“, Shona machte, dass sie aus dem Auto kam. Am liebsten hätte sie ihm jetzt eine runtergehauen, aber das durfte sie sich leider nicht erlauben. „Geben Sie mir die Unterlagen für den Leihwagen“, sie streckte die Hand aus und riss alles unwirsch an sich.
Tim sah ihr grinsend nach, als sie zum BMW stapfte und die Papiere wütend auf der Rückbank deponierte. Als sie sich gerade setzen wollte, rief er laut nach ihr.
„Hey, Mechanikerin! Was ist mit der Folie?“, er lehnte sich lässig an seinen Z 4 und beobachtete amüsiert, wie sie mit versteinertem Blick zurückkam und die Türe zur Beifahrerseite aufriss.
Schnell raffte Shona die Folie zusammen, sie tat das so hektisch, dass sie sie teilweise aufblähte, zudem kam jetzt gerade eine fiese Windböe und schlug ihr diese verdammte Folie gänzlich ins Gesicht. Wild hantierte sie damit herum, was für eine demütigende Situation!
Dann bemühte sie sich, so hoheitsvoll wie möglich zurück zu dem Leihwagen zu gehen und die Folie auf dem Fahrersitz zu drapieren. Laut schlug sie die Türe hinter sich zu, Tim meinte noch so etwas wie ‚Blöder Sack’ gehört zu haben, aber da konnte er sich – natürlich – auch vertan haben.
Mit quietschenden Reifen fuhr sie los - immerhin, eines musste man ihr lassen: Sie hatte Feuer im Hintern und auf ihre merkwürdige Art war sie ganz unterhaltsam. Trotzdem hoffte er inständig, dass er sie niemals, niemals, niemals wieder sehen musste.
Shona musste sich erst mal abreagieren, mit quietschenden Reifen fuhr sie los. Sie hatte eine Wut, eine Scheiß-Wut, noch nicht einmal so sehr auf den
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