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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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nicht mehr zurück, ja“,
bestätigte Carmino leise, aber entschieden, und in diesem einen Moment erschien
er James viel erwachsener zu sein als er selbst, der sich in irre Vorstellungen
verrannt hatte, nur um der Wahrheit nicht ins Auge blicken zu müssen. Der
demnächst ein Pferd abfackeln sollte, weil er sich nicht früh genug abgefunden
hatte.
    „Ich glaub auch, dass ich hier sowieso besser hin
passe“, fuhr Carmino vehementer fort. „Hier kann ich genau das machen, was ich
am liebsten tu. Und sogar Geld damit verdienen.“
    Und was, wenn du stürzt und dir einen Schädelbruch
holst?, dachte James. Es reicht auch, wenn du dir nur das Bein brichst – dann
ist der Spaß gelaufen. Dann war’s das mit deiner Karriere bei den Montagus,
danach kannst du dann vielleicht noch Udd lernen oder so was. Wenn du’s
überlebst, heißt das. Und doch – so was kann ihm zuhause auch passieren. Und da
würden sie ihn nicht Tag und Nacht Parkour laufen lassen. Hier kann er
wenigstens solange seinen Spaß haben, bis er sich den Kopf einschlägt.
    „Stimmt schon. Ich versteh’s schon.“
    „Ich würd natürlich jederzeit mit dabei sein, wenn ihr
mich braucht. Also wenn du dieses Dingsda suchen willst oder so.“
    „Das ist gut. Man weiß nie, wann man ’nen
Parkourläufer braucht.“
    „Traceur“, korrigierte Carmino. „Also, meinst du, ich
kann mal beim Chef fragen?“
    „Mach nur.“ James lehnte sich gegen den Baumstamm
zurück. „Willst du dich dann von den Kalendios adoptieren lassen, oder wie
sieht so was aus?“
    „Quatsch. Ich bleib natürlich ein Bagratuni! Juniper sagt,
Bagratunis gibt’s hier auch. Die sind im Süden ’ne berühmte Kramperfamilie.
Also, vielleicht hab ich sogar Verwandte hier.“
    „Der Große Bagratuni … Klingt ja ganz gut.“
    Firn ließ sich neben sie fallen, streckte die Beine
aus und nahm einen langen Zug aus der Kruke. „Die hat schon wieder das Essen
versalzen!“, murmelte er und rülpste. „Haminta sucht dich. Sollst mal zu ihnen
rüberkommen.“
    Von nahem gesehen erwies sich das Dunkel in Firns
Gesicht als ein ungehindert sprießender Vollbart. James war sicher, dass er
sich seit Krai nicht mehr rasiert hatte. War vielleicht seine Art, auf den
Verlust eines Kumpels zu reagieren. Zu seiner Rolle als Samrakin von Qahirain –
dem jugendlichen Gegner Warrics aus dem Süden – passte es aber nicht.
Jedenfalls erstaunlich, wie diese Schatten sein Gesicht veränderten. Sie
lenkten von den hellen Augen ab, die es sonst dominierten, und ließen es düster
und viel älter aussehen.
    „Ich glaub, sie meinte jetzt “, sagte Firn.
    „Der Chef geht auch gerade zu denen“, meinte Carmino
unbehaglich. „Bestimmt geht’s um John –“
    Also war’s denen auch aufgefallen. Er wollte nicht.
Nicht zu Haminta, nicht in diesen Wagen. Aber er ging natürlich. Die waren alle
hinter dem Wagen versammelt, Haminta, Raween, und daneben der Chef mit
verbissener Miene. Als Haminta ihn sah, rief sie ihn.
    „Den Hakemi brauchen wir nicht!“, knurrte ihre Mutter.
„Lasst doch bloß den Aufstand!“
    „Das ist doch kein Aufstand, maji ! Er braucht
Hilfe!“ Hamintas Ton war zugleich eindringlich und verunsichert. „Bitte, James!
Du musst dir meinen Vater ansehen! Er will nicht reden, er will nicht essen, er
will nicht aufstehen! Ich glaub, er hört uns nicht mal!“
    James entdeckte John erst in diesem Moment. Er saß an
ein Wagenrad gelehnt da, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte in die
Baumwipfel hinauf.
    „Komm, kajiri , steh auf, komm in den Wagen!
Lass dich doch so nicht noch beglotzen!“ Raween redete auf ihren Mann ein und
zog an seinem Arm, aber John reagierte nicht. Als James sich zu ihm kauerte,
nahm er ein erdiges, an feuchtes Laub erinnerndes Aroma wahr. Johns blaue Augen
waren unnatürlich dunkel.
    „Es geht ihm nicht gut!“, beharrte Haminta, und er
hörte, dass sie kurz vor dem Weinen war.
    „Wie sollte es auch?“, fauchte Raween.
    „Ich glaube, er hat –“, begann James, aber der Chef
unterbrach ihn. „Also, da du ihn nun mal so siehst – reden wir nicht drumrum,
Hakemi“, sagte er barsch. „Es ist Rakuutsp. Und es ist auch nicht das erste
Mal, dass er das Zeug geraucht hat. Aber so weggetreten hab ich ihn noch nie
gesehen. Vielleicht weißt du ja was, was ihn von dem Dreck wieder wegbringt!
Oder ihm wenigstens einen klaren Kopf macht!“
    „Was soll das, Nicholas? Er kommt von selbst wieder zu
sich, das weißt du!“, brauste Raween auf. „Warum

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