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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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einen Becher mit Kaffee. „Damit wirst du
wohl warten müssen. Ich hab erst noch etwas Wichtigeres zu erledigen.
Vielleicht kann ich das Schlimmste gerade noch verhindern!“
    „Dann bring mich nach Ghist, wenn du damit fertig
bist!“
    „Trink deinen Kaffee.“
     
    8.
    Zwei Tage nach dem Rendezvous mit dem Rotten dämmerte
ein perfekter Morgen herauf. Man spürte es schon beim Aufwachen, als sich der
Himmel gerade von Schwarz zu wasserklarem Dunkelblau aufhellte und zwischen ein
paar dunkleren Wolkenfäden noch Sterne zu sehen waren. Es war sehr kalt, und
sie zog die Decke bis über die Ohren. de Braoses schlaftrunkene Wärme weckte in
diesem Moment fast so etwas wie Zuneigung in ihr. Sie sah zu, wie zwischen den
Baumkronen Ozeanblau zu grünlichem Eiszapfenblau wurde, das sich dann wie unter
warmem Atem zu einem Rosenton erwärmte. Jedes einzelne Blatt über ihr war
feucht überhaucht und nahm im Morgenlicht leuchtende Konturen an. Die Luft war
klar und scharf und roch nach Herbst. Zum Frühstück spendierte de Braose noch
einmal Kaffee. Und als sie losgingen, schien ihr Rucksack weniger zu wiegen als
sonst, ihre Füße liefen wie von selbst, und ihr Herz schlug im Rhythmus des
Gehens. Endlich war es zurück, das Gefühl des Richtigseins, die fließende
Harmonie zwischen ihr und der Ferne. Auch de Braose störte sie nicht; er ging
wie immer voran und war nicht mehr als ein Teil des Weges.
    Mittags erreichten sie ein flaches, steiniges
Flusstal, das sich als breite Schneise zwischen den Wänden des Fichtenwaldes
hindurchwand. Das Wasser strömte rasch über weiße Kiesel und war vollkommen
klar. de Braose beschloss, hier eine Rast einzulegen, und richtete die
Feuerstelle an der sandigen Böschung ein, wo der Waldboden zwei, drei Meter tief
bis zu der mit Gestrüpp bewachsenen Niederung abfiel. Sie bereitete noch den
Makave zu, dann entschloss sie sich, trotz Wind und herbstlicher Kühle ein Bad
in diesem Fluss zu nehmen. Am Wasser zog sie die schweren und inzwischen ziemlich
verdreckten Klamotten aus und genoss die starke Sonne auf ihrer fröstelnden
Haut und das Gefühl der glatt geschliffenen Steine unter ihren Füßen, während
sie nach einer geeigneten Stelle suchte. An der nächsten Biegung bildete der
Fluss ein tiefes, klares Becken, in dem auch die Strömung nicht so stark war.
Das Sonnenlicht flackerte hier zwischen den Spitzen der Fichten hindurch und
ließ gleißende Reflexe auf dem Wasser tanzen. Sie brauchte Minuten, um ganz
einzutauchen, das Wasser war eisig. Aber dann schwamm sie in langen Zügen und
schließlich zurück bis zu einem Flussabschnitt, der ganz in der Sonne lag. In
Ufernähe fand sie eine Stelle, die flach genug war, dass man auf den Kieseln liegen
konnte. Und da lag sie dann und ließ das Wasser über sich hinwegströmen, ließ
Fragen und Absichten, Zweifel und Ängste von sich abspülen. Einmal wieder war
die Gegenwart nur der funkelnde Stein, von dem man immer nur ein paar wenige
Facetten zugleich zu sehen bekam, dessen eigentliche, ganze Form man deshalb nie
erkannte. Einmal wieder konnte sie das Rätsel einfach Rätsel sein lassen.
    Sie blieb so lange liegen, wie sie es eben aushielt,
dann ging sie halb erfroren zu ihren Sachen zurück und wollte sich wieder
anziehen, als sie bemerkte, dass de Braose, den Becher in den Händen, ganz in der
Nähe saß und sie beobachtete.
    Sie war unangenehm überrascht, fühlte sich in mehr als
einer Hinsicht nackt ertappt. Ob er schon lange da hockte und ihr zugesehen
hatte? Ihr war gerade gar nicht nach Gesellschaft zumute, doch er stand auf und
kam zu ihr.
    „Dir gefällt es hier, was?“ Das klang aufrichtig
interessiert.
    Sie nickte nur. Sie war auf der Hut. Er hatte sie
schon oft genug nackt gesehen, das war es nicht. Aber sie fühlte sich –
durchschaut. Der Wind war auf einmal viel kälter.
    „Es ist schön in diesen Wäldern“, sagte er
nachdenklich. „Ich fand das selbst immer schon. Wundere mich nur, dass es dir
aufgefallen ist. Wo du doch eigentlich nur davonlaufen willst. – Nein, lass die
Sachen … komm her.“
    „Es ist kalt. Mir ist kalt“, wehrte sie ab. Ein Ton in
seiner Stimme war neu. Und sie wusste nicht, ob sie ihn mochte. „Ich bin noch
tropfnass!“
    „Das macht nichts.“
    Die Art, wie er sie dann an sich zog und küsste … zum
ersten Mal war da etwas Persönliches. Als suche er in der Frau auf einmal nach
der Person.
    Sie verschloss sich wie eine Muschel. Er musste es
merken an der Art, wie sie seine Küsse

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