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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Stimme ein
Gedicht über die Zauber seiner Heimat zitiert und Warric verspottet, weil
dieser seine Ehre nicht selbst verteidigt, sondern sich hinter einem riesenhaften
Knecht versteckt. Warric erklärt kühl, dass er einem Gegner wie Samrakin die Gunst
eines ehrenhaften Todes nicht zu erweisen pflege. Er lasse ihn zertreten wie
eine lästige Fliege.
    So geschieht es: Holta schlägt ihm das Schwert
schließlich aus den Händen und den Streithammer auf den Kopf, sodass er
benommen zu Boden geht. Dann zertritt er ihm mit dem Fuß die Kehle. Unter dem
Jubel des Publikums stürzt sich daraufhin Athalais von ihrem Karren hinunter in
das Schwert eines Kriegers (gefährliche und schwierige, aber ziemlich
eindrucksvolle Szene).
    Offensichtlich war dies ein Auftragswerk, das Sihtric
für einen Herrscher geschrieben hatte – wer weiß, vielleicht für Warric selbst.
Jedenfalls sang es das Loblied auf den Bretvaldan und verlagerte den Schwerpunkt
der Schwierigkeiten geschickt von den Problemen im eigenen Land auf den Kampf
gegen den fremdländisch-faszinierenden, aber falschen und ehrlosen Eindringling
aus dem Süden. James gefielen die von Brogue gesungenen Texte, allen voran „Das
Große Klagelied um ein verlorenes Land“, noch am besten.
    Brogue war neben Firn auch der einzige, der seine
Rolle beherrschte. Aber der Anschiss des Chefs hatte gewirkt, sie rissen sich
alle zusammen bei dieser Probe. Lowell hütete sich, seine langen Arme baumeln
zu lassen, und kämpfte sich mit entschlossenem Ton durch seinen Text. Haminta
hielt sich diesmal auf dem Seil, wenn auch nicht so anmutig wie früher. Firn
glänzte rasiert und blasiert wie üblich, obwohl er einmal mitten im Satz
stockte und plötzlich schwankte, als hätte er getrunken, aber dann spuckte er
aus und machte weiter. John gab den Guinloc von Aube ohne Stocken und mit der
gelassenen Ruhe, die man von ihm gewöhnt gewesen war. James selbst bemühte sich
nach Kräften, wusste aber, dass er ein hölzerner Darsteller war und bleiben
würde.
    Nach langen, langen zwei Stunden entließ der Chef sie
endlich in den wohlverdienten Feierabend. Die Waldarbeiter waren längst für die
Nacht zu ihren Hütten am Fluss gegangen, der hier nah genug war, dass man ihn
riechen, wenn schon nicht sehen konnte. Eigentlich hätte James jetzt am liebsten
noch in aller Ruhe ein paar Messer geworfen. Aber da war Haminta.
    Gestern Abend waren sie durch Gillion spaziert – und
James hatte sich an seine ersten Verabredungen mit Karen erinnert gefühlt, bei
denen sie Nachmittage lang immer durch denselben kleinen Park marschiert waren.
Haminta und er mussten ihre Runden allerdings unter der Aufmerksamkeit von
ungefähr sechzehn neugierigen Augenpaaren drehen. Sie gingen langsam durchs
Laub, unterhielten sich leise und blieben schließlich in einem vom Lager aus
nicht einsehbaren Winkel stehen und, nun ja, knutschten eine Weile herum. Mehr
nicht. Nach Johns klarer Ansage würde man sie wohl auch heute in Ruhe lassen. Und
Horgest, von dem er am ehesten Ärger erwartet hatte, kriegte ja anscheinend
sowieso nichts mehr mit.
    Und so spazierten sie nun um die Wagen herum, hörten,
wie es drinnen rumorte, wurden eine Weile von Triv verfolgt, die von ihrem
seltsamen Verhalten eindeutig irritiert war, kamen immer wieder an den
schläfrig mampfenden Gilwisseln vorbei und an Carmino, der sich auch am späten
Abend noch sein Fitnessprogramm abverlangte, wurden vom Chef, von Taizia und
Brogue geflissentlich übersehen und blieben dann im tiefen Schatten hinter dem
Gilwissler eng umschlungen stehen – und James fing gerade an zu überlegen, ob
es nicht doch irgendein abgeschiedenes Fleckchen gab, wo sie zu mehr kommen
könnten, als sie rüde gestört wurden. Firn preschte um den Wagen herum und
kotzte lautstark ins nächste Gebüsch.
    „Nehmt’s nicht persönlich!“, sagte er, als er wieder
sprechen konnte und sich mit einem grünlichen Grinsen zu ihnen umsah. „An eurer
Stelle würd ich hier übrigens nicht mehr hergehen.“
    Darauf verzichteten sie dann auch, und bald danach
ging Haminta in ihren Wagen und James kehrte wohl oder übel in seinen zurück,
denn es wurde kalt und ungemütlich. Drinnen hockten sie schon wieder mit den
Karten zusammen, und Juniper ließ eine bauchige Flasche mit viel zu süßem
Beerenwein herumgehen, die er gestern im Gaublerladen gekauft hatte. Horgest
lag auf seiner Pritsche und schlief oder tat zumindest so. James ließ die
unvermeidlichen anzüglichen Bemerkungen wortlos

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