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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Text
wirklich! Lowell, Warric war ein Mann, der für seine Entschlossenheit und
Stärke berühmt war, er hat ein ganzes Land neu geeint – aber bei dir klingt
jeder Satz wie eine Frage! Was daran liegt, dass du deinen Text nicht
draufhast! Du setzt dich jetzt mit dem Textbuch hin, und danach will ich Warric
von Strath sehen, und nicht einen baumelarmigen Akrobaten, der keine zwei Sätze
hintereinander rausbringt, sikka darraku !“
    Das war schweres Geschütz, so kannte James den Chef
noch gar nicht. Seine Stimme war immer lauter geworden, und Lowell sagte nicht,
dass er ja nun mal ein Akrobat war – und übrigens ein ziemlich guter – sondern
sah nur angestrengt auf den Rücken seines Vordermannes.
    „Wir haben den Warric doch schon früher gespielt, und
da ging es! Es war sicher nie unser bestes Stück, aber gütiger Himmel, so
furchtbar schlecht wart ihr noch nie! Reißt euch endlich zusammen! Sonst
blamieren wir uns morgen Nacht vor ganz Salkurning! Es würde mich nicht mal wundern,
wenn uns die Gascoignes nach so einer Aufführung die Ehrenstellung entziehen!
Letztlich blamieren wir ja auch den Hof von Aube vor dem Bretvaldan!“
    Keiner wagte mehr einen Mucks.
    „Ihr habt jetzt eine knappe Stunde, um euch besser
vorzubereiten. Ich rate euch, nutzt sie! Haminta, ich will dich nachher auf dem
Seil sehen, und zwar genauso anmutig und sicher, wie wir dich kennen! Wenn es
dein Traum ist, in Edinnilor bei dieser Artistenschule unterzukommen, dann hast
du ja morgen Gelegenheit, deine Eignung direkt vor dem Bretvaldan zu beweisen!
Also gib dir verflucht noch mal Mühe!“
    Mehrere erstaunte Blicke wandten sich Haminta zu, aber
die nickte nur und sah niemanden an.
    „Und jetzt zu dir, Firn! Wie gesagt, ich weiß, dass du
deinen Text kannst, und gegen deinen Samrakin hab ich auch nichts einzuwenden.
Aber ich hab es dir gestern schon gesagt: Dieses Zeug da in deinem Gesicht, das
muss runter! Und zwar sofort !“
    Wieder gluckste jemand auf.
    „Es ist meine Sache, ob ich einen Bart trage oder nicht!“,
erwiderte Firn kühl, und James spürte, wie außer ihm selbst auch der Rest der
Versammlung erstarrte. Aber der Chef tat ihnen nicht den Gefallen auszurasten
(und damit seine schlechte Laune über Firn auszutoben). Sein Blick wurde eisig.
    „Zu jeder anderen Zeit im Jahr mag das so sein. Aber
nicht, wenn wir eine Vorstellung am Hof des Präfekten von Maikonnen vor uns
haben und du Samrakin von Qahirain spielen sollst, zu dem so ein Wildwuchs
nicht im Geringsten passt! Also ab damit!“
    „Ich kann ihn ja stutzen –“
    „ Runter damit, sag ich! Du kannst dir ’nen Bart
stehen lassen, sobald wir raus sind aus Aube! Kannst ihn dir im Winter
meterlang wachsen lassen! Aber so spielst du mir nicht den Samrakin – der sogar
noch ausdrücklich als bartloser Jüngling verspottet wird von Warric und Holta,
es ist so was wie sein Beiname , kashadiu !“
    Sie grinsten. Horgest, der den Holta spielte, verzog
allerdings keine Miene. Vermutlich hatte er nicht mal zugehört.
    „Und noch was – wasch dich endlich mal! Wir spielen im
Palast, vor all diesen hohen Herrschaften, und du stinkst wie eine ganze
Nagerfamilie! Ist ja nicht zu glauben, dass man dir so was sagen muss!“
    Jetzt wurde gelacht. So einige hatten letzte Nacht
mitbekommen, dass Jujuna ihn nicht in ihren Wagen gelassen hatte. Firns
aufsässige Miene wurde wütend.
    „Und damit wäre fürs Erste alles Wichtige gesagt“,
beendete der Chef seine Ansprache. „An die Arbeit!“
    „Kann ja jemand anders den Samrakin spielen!“, zischte
Firn.
    „Halt die Klappe, Mann“, sagte James leise. „Er hat
Recht. Mach einfach, was er sagt. Du weißt genau, dass das deine Rolle ist!“
    Firn giftete noch ein paar Flüche in seinen Bart, dann
drehte er sich um und verschwand – Richtung Bach, immerhin. Als er eine halbe
Stunde später wieder aufkreuzte – alle anderen waren brav in ihre Rollen
vertieft – schimmerte er glatt rasiert und roch nach Seife. Wie ein frisch gebadetes
Baby, wie Juniper anmerkte. Wofür er einen Tritt kassierte.
     
    2.
    Warric von Strath war kein besonders gutes Stück. Es war voll von blökendem Patriotismus
und hetzerischen Parolen, wie James sie in den anderen Stücken nicht entdeckt
hatte. Es spielte am Ende des Dunklen Zeitalters, als ganz Salkurning vom
Ausbruch des Éllambru verwüstet und von Seuchen und marodierenden Rotten
heimgesucht war. Gesetz und Ordnung lagen darnieder, und das Land war wie ein
verwesender Leichnam, wie es

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