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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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selbst ließ das auch bleiben. Er
machte weiter als James Barrett, bestrich rote Flecken mit Salbe, verband
eiternde Wunden mit Kaus-Moos, verbrachte wortkarge halbe Stunden mit
trauernden Eltern, spielte sogar seine Theaterrolle als Duboskin de LaFarraque
so irgendwie und warf zur Entspannung Messer und Wurfsterne.
    Dabei fühlte er sich am wohlsten. Auf Firns trockenen
Sarkasmus konnte man sich verlassen, der rückte einem die Welt gerade, wenn man
fühlte, dass sie wieder Schlagseite bekam. Über ihren Ausflug zu Aubreys Fieberhaus hatte Firn kein Wort verloren – vermutlich dachte er nicht mal mehr daran.
Firn, dachte James, genoss sein Leben, er genoss das Essen, das Shervis und die
Frauen, wo immer ihm etwas davon geboten wurde, und darüber hinaus kümmerte er
sich um gar nichts. Er investierte keine Gefühle, fragte weder nach dem Morgen
noch nach dem Gestern. Vielleicht war das sogar der Hauptgrund dafür, dass er
so gut war in allem, was er tat: Weil für ihn nur der Augenblick zählte. Der
Genuss, der Sieg, sein Vergnügen im Jetzt und Hier. Daran konnte man sich ein
Beispiel nehmen.
    „He, Hakemi!“, rief Firn in diesem Moment. „Halt mal
die Hand da an den Baumstamm neben dir! Flach, die Finger gespreizt!“
    „Was?“
    „Er kann’s nicht ertragen, dass ihn die Kerle da nicht
wiedererkannt haben“, meinte Juniper grinsend.
    „Mach schon!“
    Er machte es wirklich, er war es ja inzwischen
gewöhnt, und Firn stand keine drei Meter entfernt.
    „Nicht bewegen! Ist Teil von ’ner Nummer, an der ich
schon ’ne Weile arbeite!“ Und bei diesen Worten trat er noch mehrere Schritte
zurück.
    Bevor James es sich anders überlegen konnte, flogen
schon die beiden Messer, die Firn immer bei sich hatte, und schlugen präzise
zwischen kleinem Finger und Ringfinger und zwischen Daumen und Zeigefinger ins
Holz. Gute Show, und die Waldarbeiter waren auch ganz angetan, aber die würden auch
morgen noch hier herumhängen und Bäume fällen und ihr zahlendes Publikum in
Aube kein bisschen verstärken – also konnte man das hier kaum unter Werbung verbuchen.
Mann, da hatte man gerade mal ein überwiegend positives Resümee gezogen, und
schon musste dieser Arsch wieder beweisen, dass er noch ein paar verdammt
andere Seiten hatte!
    „Das machst du nicht noch mal!“, sagte er leise, als
Firn kam, um die Messer aus dem Baum zu ziehen.
    „Sonst was – Aubessian ?“ Firns Augen
glitzerten bösartig in seinem dunkel überwucherten Gesicht. Wenn man neben ihm
stand, wurde einem unmissverständlich klar, dass er nicht nur aufs Rasieren
verzichtete. Der verwandelte sich in einen Penner.
    „Du riskierst meine Hand, nur damit du hier angeben
kannst! Wenn du da eine Sehne getroffen hättest, dann –“
    „ Du hast die Hand riskiert. Was regst du dich
überhaupt auf, ragoischi ? Ich hab nichts getroffen. Ich hätt’s nicht
gemacht, wenn ich mir nicht sicher gewesen wär.“
    „Und lass endlich diesen Scheiß mit Aubessian!“
    „Beweis mir, dass ich falsch liege damit!“
    „Du solltest mal ein Bad nehmen.“
    „Also, was hältst du davon? Bauen wir das in die
Wurfnummer ein?“
    „Wenn du einen Blöden findest, der seine Hand hinhält
– nur zu.“
    Firn schnaubte verächtlich und wollte gerade zu einer
Antwort ansetzen – zweifellos eine Erklärung seiner unfehlbaren Treffsicherheit
und so weiter – aber in diesem Moment kam der Chef zurück und ließ einen
düsteren Blick über seine hingefläzten Leute schweifen.
    „Kommt rüber zum Feuer! Ich habe was zu sagen!“
    Also rafften sich alle auf aus dem faulen Herumhängen,
ließen die Waldarbeiter bei ihren Stämmen zurück und versammelten sich um den
Chef. Der fing erst an zu reden, als sie alle saßen und still waren und Nella
mit dem brüllenden Piro im Wagen verschwunden war.
    „Also, Leute: Morgen um den frühen Nachmittag herum
erreichen wir Aube. Wie ich eben gehört habe, erwartet man dort morgen außerdem
den Bretvaldan samt seiner Garde –“
    Aufgeregtes Gemurmel bei denen, die das Gespräch eben
nicht mitbekommen hatten. Irgendwer lachte laut auf, verstummte aber sofort
wieder.
    „Ruhe! Was ich damit sagen will: Es sieht ganz so aus,
als würden wir morgen Abend nicht nur vor dem Hof des Maikron, sondern auch vor
dem Bretvaldan spielen. Ich muss euch wohl kaum sagen, dass wir von einer guten
Aufführung noch meilenweit entfernt sind! Um die grausame Wahrheit
auszusprechen: Ihr spielt furchtbar! Außer Firn kann hier keiner seinen

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