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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Bühne ein, die an der nördlichen Schmalseite des
Hofes lag; drei Stufen führten in den Zuschauerraum hinunter, in dem an die
hundert geschnitzte Stühle auf die Gäste warteten. Die Stuhlreihen trennte ein
Mittelgang, der mit einem dunkelroten Teppich ausgelegt war. Er reichte von den
Bühnenstufen bis ans andere Ende des Innenhofes. Allmählich konnte James die
Nervosität des Chefs nachfühlen. Da standen in der ersten Zuschauerreihe
mehrere Stühle mit hohen, aufwändig geschnitzten Rückenlehnen und Kissen in
demselben Blutrot und Nebelgrau, das einem hier überall begegnete. Mit
Goldschnüren dran. Geschnitzte Schädel unter den Armlehnen und ein
rautenförmiges Wappen, das jede Rückenlehne dieser Thronsitze bekrönte. Dessen
Elemente fanden sich auch im Schnitzwerk der hohen Seitengitter wieder und waren
in Grau in den Teppich eingewebt: ein Baum, eine Gerstenähre, ein Pferd und ein
Schiff, angeordnet um eine geschnitzte Krone. Während sie die Kulissen
aufstellten, zogen die Diener die Laternenkörbe wieder hoch, und ihr Licht ließ
den ganzen Hof erstrahlen.
    Gott! Was für ein Kulturschock nach der Zeit im Wald,
was für ein Unterschied zu ihrem Lagerleben! Er war schon kaum noch an ein
festes Dach über dem Kopf gewöhnt, geschweige denn an so viel kühle Pracht.
Merkten die anderen gar nicht, wie fehl am Platz sie hier waren? Aber die waren
konzentriert bei der Arbeit und freuten sich nebenbei auf das Essen, das es
später geben würde. Nicht mal von den Wachen, die scheinbar desinteressiert an
den Wänden standen, ließen sie sich einschüchtern.
    Als endlich alles an Ort und Stelle war, versammelten
sie sich wieder im Wagenlager, verschwitzt, hungrig, aufgeregt. Kurze
Verschnaufpause, bevor sie sich umziehen mussten. Vom Schloss hatte man ihnen
einen Stapel Gerstenbrote gebracht, dick mit Sahnekäse bestrichen, dazu Äpfel
und mehrere Krüge mit frischem Wasser. Aber nicht jeder konnte jetzt essen.
Stanwell zum Beispiel, der bereits sein Gewand aus dunkelblauem Samt und
Goldflitter trug und den Säbel umgeschnallt hatte, aber im Moment nicht gerade
kriegerisch aussah. Der Chef redete auf ihn ein. „Wills ist die ganze Zeit an
deiner Seite! Er kann den ganzen Text und gibt dir jedes Stichwort, das du
brauchst! Die lange Rede beim ersten Treffen, die kürzen wir einfach – hier –
hier, und das da auch weg. Du kannst auch das Gedicht in der Kampfszene lassen
… na ja, auf ein paar Zeilen kürzen … konzentrier dich auf den Kampf, das ist
es, was die Leute sehen wollen –“ Der Chef war sichtlich mit den Nerven am
Ende.
    Oder Brogue, der mit finsterer Miene auf und ab ging –
blind für die Welt, umklammerte er seine Laute.
    Haminta, ruhig, aber ganz blass, in einem blauen Kleid
und mit einem goldenen Schleier über ihrem lang fallenden Haar, ging ihre
Schritte noch einmal durch.
    Und nicht zuletzt er selbst. Ihm wurde ganz anders
zumute, als ihm Jakobe Tunika und Mantel des Duboskin de LaFarraque hinknallte.
Musste das denn nun wirklich sein? Er dachte an die hell erleuchtete Bühne und
die Stuhlreihen davor, mit den Edelsitzen dazwischen und den Wachen an den
Wänden, und stellte mit kaltem Entsetzen fest, dass er sich an kein einziges
Wort seines Textes erinnerte. Die Kinder, die in Firns ehemaligem Gelichterhut
zwei Frösche gefangen hatten und einen Riesenradau darum machten, gaben ihm den
Rest. Er flüchtete zum Umziehen in den Gilwisselwagen, wo es wenigstens still
war.
    Hier saß Carmino und aß Brote. Firn flegelte sich auf seiner Pritsche herum und gab
den Kranken nicht gerade sehr überzeugend. Um die Wahrheit zu sagen, wirkte er
schon wieder gefährlich fit. Dem würde die eigene eiserne Konstitution noch
einen Strich durch die Rechnung machen, wenn der Chef ihn jetzt sah. Und die
ganze Unkenwurz-Nummer wäre umsonst gewesen.
    Irgendwann waren alle Knöpfe geschlossen und der
Gürtel samt Schwert umgehängt.
    „Tja, du wirst den Bretvaldan verpassen, kupadanni “,
sagte er, außerstande seinen Neid zu verbergen.
    „Mir kommen die Tränen“, erwiderte Firn.
    „Und ein Wahnsinnsessen außerdem!“, fügte Carmino
hinzu. „Sie bauen es schon auf, beim Kutscherhaus da drüben!“
    „Ja, das tut wirklich weh! Ich sterbe vor Hunger. Und
ihr müsst jetzt los. Weg mit den Broten, Carmino – ja, lass sie ruhig da liegen
… Tja, Hakemi. Ich weiß genau, dass du dir wieder mal in die Hosen machst vor
Angst. Am liebsten würdest du dich hier in einem dunklen Winkel verstecken. Und
die

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