Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
Vom Netzwerk:
und erleichterten
Tod auf dem Schlachtfeld.
    In jeder Szene spielten die Montagus mehr wie ein
einziger Organismus, es war, als sei wortlos eine Parole ausgegeben worden: Wir!
Wir schaffen es zusammen! Und vielleicht empfanden sie es alle wie er: dass
sie eigentlich etwas ganz anderes machten als Theater spielen. Sie tauten auf.
Sie fanden wieder zusammen. Sie schlossen die Lücke in ihren Reihen und ließen
ihre Trauer über Halfasts Tod in die Zeilen dieses Theaterstücks hineinfließen.
Und erst als Brogue den Epilog gesungen hatte, wachten sie wieder in die
Wirklichkeit jenseits der Bühne auf und merkten, dass sie anders geworden war,
dass sie wieder Hoffnung versprach. Dass man wieder in ihr leben konnte.
    Strahlend standen sie vor ihrem Publikum und ließen
sich beklatschen. Es gab reichlich Beifall. Der eigentümliche Funke, mit dem
sie an diesem Abend das wenig inspirierte Stück entzündet hatten, war offenbar
auf die Zuschauer übergesprungen.
    Wohlgesetzte Lobesworte des Hausherrn folgten und viele
Verbeugungen vor dem erlauchten Publikum, und dann erhoben sich die Damen und
Herren, und der Stern von Montagu war entlassen – gerade als James das
Gefühl hatte, dass sein Grinsen allmählich in einen Gesichtskrampf überging.
    Und jetzt das Essen!, dachte er und fühlte sich so
leicht und unbeschwert wie seit Ewigkeiten nicht. So ging es ihnen allen, und
als ihr Publikum ins Schlossinnere verschwunden war, bauten sie ihren Kram ab
und lachten und alberten dabei herum.
    Den hell erleuchteten Hof vor dem Kutschhaus, wo Tafel
und Bänke für ihr Essen aufgebaut waren, sah man schon von weitem. Auch eine
ganze Reihe von Schlossbediensteten war dort versammelt, die mit ihnen essen
und dabei wohl auch ein Auge auf sie haben sollten.
    „Gebratene Hühner!“ „Ferkel am Spieß!“, riefen sich
Carmino und Juniper gierig zu.
    „Ein ganzes Fass Aubster Dunkel!“, übertönte Lowell
sie. „Da drüben steht es und wartet!“
    „Hoffentlich saufen uns diese Hofschranzen nicht alles
weg!“
    „Denkt an das, was ich euch gesagt habe! Kein Suff!
Keine Schlägereien!“, knurrte der Chef, aber dann erhellte sich sein Gesicht
doch. „Gute Arbeit, Stan! Sehr, sehr gute Arbeit, ihr alle!“
    „Sahnesoße!“, seufzte Carmino. „Und Butter!“
    „Du wirst so fett werden, dass du über keine Mauer
mehr kommst!“
    Hastig packten sie Kulissen und Requisiten in den
Gilwissler, ließen Firn schlafend in der Dunkelheit zurück, und dann ging es
endlich ans Essen. Außer den Braten gab es auch gegrillte Flussfische, Schüsseln
mit Gerstengrütze und Graupenbrei, jeweils von einem Schlag zerschmelzender
Sahne gekrönt, Kartoffeln und Kohleintopf, einen Laib Käse, in dicke Scheiben geschnittenes
Gerstenbrot, Äpfel, Birnen und Trauben und kleine mit Marmelade und Mandeln
gefüllte Kuchen.
    Während James sich den Bauch vollschlug, freute er
sich, die Montagus einmal wieder fröhlich zu sehen. Sogar John und Raween sahen
etwas lebhafter aus, und Horgest, der seinen Holta mit der brütenden Düsterkeit
gebracht hatte, die in letzter Zeit sein normaler Gemütszustand zu sein schien,
wirkte mit einem vollen Sherviskrug in der Hand beinahe glücklich. Und als
Haminta seinen Blick bemerkte, lächelte sie ihm zu, und wieder dachte er,
diesmal mit einem kleinen Zucken im Bauch, an das, was diese Nacht für sie noch
bereithielt.
    „Firn hat wirklich Pech, dass er das hier verpasst!“,
stellte Juniper mitleidlos fest und ließ sich den Becher nachfüllen.
    Als der erste Hunger gestillt war, beschloss James
deshalb im Überschwang, seine gute Tat für diesen Tag zu tun und Firn etwas zu
essen zu bringen. Er packte ein, zwei Bratenstücke zwischen
Gerstenbrotscheiben, nahm noch einen Apfel dazu und brachte das alles irgendwie
in seinen Taschen unter. Vom medizinischen wie vom moralischen Standpunkt aus
gesehen war das für Firn mehr Festessen als genug. Sahnesoße brauchte der heute
nicht. Er stand auf, und als er an Haminta vorbeikam, beugte er sich über ihren
Nacken.
    „Bin gleich wieder zurück!“
    Sie drehte sich zu ihm um, und jetzt konnte er es ganz
klar in ihren Augen lesen: Sie würde da sein. Und ihr Leben würde weitergehen.
     
    8.
    Bei den Wagen an der Mauer war alles still. Schneemann
lag neben einer der großen Laternen und hob den Kopf, als James herankam. Außer
ihm war nur Rhonda, die alte Frau aus der Kalendiofamilie, zu sehen. Sie saß
pfeiferauchend auf den Stufen vor ihrem Wagen und nickte ihm zu, als er

Weitere Kostenlose Bücher