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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Augen zumachen dabei, damit dich auch ja keiner finden kann! Aber – stagatro
ruma !“
    „ Ruma a tosh !“, antwortete Carmino vergnügt.
    James begnügte sich mit einem Blick, von dem er
hoffte, dass er vernichtend war.
     
    6.
    Mit dem Stagatro ruma! schickte sie wenige
Minuten später auch der Chef in die Arena. In ordentlicher Reihe zogen sie über
die dunkle Wiese und in den erleuchteten Innenhof ein, und von da an wurde dann
alles ein bisschen unwirklich.
    Das Publikum war jetzt versammelt, fast alle Stühle
besetzt – klar, die hatten ja Gäste hier. Der Peregrini-Auftritt war für die
nur eine Einlage zwischen Dinner und Tanz, nahm James an. Und was das für Leute
waren: Frauen in langen, aufwändigen Kleidern und kostbarem Schmuck, die Männer
alle in Uniformen oder dunklen Anzügen … viel zu viele Augenpaare aus viel zu
distinguierten Gesichtern, die ihren Einzug mit distanziertem Interesse
verfolgten. Viele von denen beachteten sie allerdings auch gar nicht, sondern
quatschten mit ihren Nachbarn. Hinter den Holzgittern sah er flüchtig andere
Gesichter und schimmernde Augenpaare – da hatte sich wahrscheinlich die
Dienerschaft versammelt. In einem Anflug von Panik überlegte er, ob es noch
einen Fluchtweg gab. Das hier war kein Marktpublikum, das waren keine Dörfler,
die sich über jede Abwechslung freuten! Und er konnte sie verstehen! Er wusste genau ,
was diese kühlen Augen sahen, als der Stern von Montagu einzog. Wer
waren sie denn schon – ein Haufen Schausteller in billigen Flitterkostümen, die
ein grobschlächtiges Stück auf grobschlächtige Art vorspielen und sich hier zum
Affen machen würden!
    Als sie endlich vor ihrer jämmerlichen, auf Stoff und
Papier gemalten Kulisse angekommen waren, blieben sie erst mal stehen. Jenseits
der hell strahlenden Kerzenleuchter entdeckte er nun eine ganze Reihe von
Nevvencaer-Leuten, die an den Wänden Aufstellung genommen hatten. Dann stand
plötzlich das gesamte Publikum raschelnd auf – nicht für den Stern von
Montagu allerdings. Am anderen Ende des Hofes wurden die Gittertüren geöffnet,
von den Wänden ertönte Getrommel, und dann traten die erlauchten Herrschaften
höchstpersönlich ein und schritten über den Teppich – Baum und Gerste, Pferd
und Schiff , ging es James durch den Kopf, im Takt mit dem gemessenen Trommelschlag
der Nevvencaer-Wachen. Die übrigen Gäste verneigten sich. Jemand knuffte ihn in
den Rücken, damit er das auch tat, und dann verharrten sie alle in einer
denkbar unbequemen angedeuteten Kniebeuge, wobei der Griff seines Schwertes sich
gegen seine Rippen bohrte. Er versuchte die Herrschaften unter seiner gesenkten
Stirn hinweg zu betrachten: Voran ging ein massiger Mann in Weiß, Grün und Gold,
um dessen kahlen Schädel sich wie ein Stück Stacheldraht eine ganz schmale
Krone zog. Die beiden, die ihm folgten, mussten wohl das Gastgeberpaar sein:
Der Präfekt in Burgunderrot und Silbergrau wartete in ehrerbietiger Haltung,
bis der mit der Krone sich gesetzt hatte, wandte sich dann zu seinen Gästen um
und setzte zu einer Begrüßungsrede an. Bei James hinterließ er jedoch keinerlei
Eindruck, weil seine Aufmerksamkeit ganz von der Frau gefangen genommen wurde,
die neben ihm stand. Er vermutete, dass es den meisten anderen ähnlich ging,
und vergaß völlig, den Kopf gesenkt zu halten. Lindine Gascoigne, die schon die
Waldarbeiter in Wallung gebracht hatte, war ganz sicher die schönste Frau, die
er jemals gesehen hatte. Zugleich konnte man sich kaum einen größeren Gegensatz
vorstellen als den zwischen dieser Frau und etwa Orla oder Karen. Sie hatte tiefschwarzes
Haar, das ihre Haut noch heller erscheinen ließ. Auch ihre Augen waren hell,
sie standen weit auseinander und wirkten gerade inmitten von all dem
Kerzenlicht kalt wie Eis. Ihre große, schlanke Gestalt hatte eine ungeheure
Präsenz, obwohl sie vergleichsweise schlicht zurechtgemacht war: das Haar im
Nacken zu einem einfachen Knoten aufgesteckt, der einzige Schmuck ein kleines
Diadem. Sie trug ein weißes Kleid, dessen Kragen mit weißem Pelz besetzt war,
und man konnte den Blick einfach nicht abwenden von diesem Gesicht, dessen
unbewegte, ebenmäßige Züge in so aufreizendem Kontrast zu dem zarten, in jedem
Luftzug flimmernden Pelzhaar standen. Es fiel ihm schwer, sich diese Frau als
trauernde Mutter vorzustellen – nicht zuletzt deshalb, weil sie so jung aussah
– aber die Hinrichtung des Pferdes, die schien im Bereich des Möglichen zu
liegen. Sie

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