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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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wurde!
    „Hör auf, mach doch nicht noch Krach!“
    „Das hört man draußen nicht. Sie haben die Wände
verstärkt, damit es keiner hört.“
    „Wer – sie?“
    „Der letzte Präfekt. Der hat jahrelang seine Schwester
hier oben eingesperrt. Sie zog durch die Welt, bis seine Leute sie fanden und
nach Aube zurückbrachten. Und der alte Maikron hat sie dann samt ihrer Harfe
für die letzten dreißig Jahre ihres Lebens hier eingesperrt. Bis heute weiß
keiner, dass der Harfner Emlyn eigentlich eine Frau war.“ Er untermalte seine
Worte mit einem überraschenden, vollen Arpeggio. Sah ganz so aus, als könnte er
die Finger nicht von den Saiten lassen.
    „Tragische Geschichte, Mann, aber haben wir jetzt
wirklich wer weiß was riskiert, nur damit du auf dieser Harfe rumklimpern
kannst?! Woher hattest du den Schlüssel? Was machen wir hier?!“
    Weitere Arpeggien, die ja ganz nett waren, aber
zunehmend lauter wurden, und Antworten waren das auch nicht.
    „Firn! Verdammt noch mal!“ Wieder stolperte er über
irgendwelche Möbelstücke und wäre diesmal fast in die Harfe gefallen.
    „Das hier – ist Fornestembre“, sagte Firn.
    Im ersten Moment wusste James nicht einmal mehr, woher
er den Namen kannte. Dann, als es ihm einfiel, ließ er sich auf das nächste
Fußbänkchen fallen. Heilige Scheiße – Fornestembre ! Die Harfe?! Was zur
Hölle –
    Firn begann nun richtig zu spielen. Okay, er hatte sie
ja auch schon mit der Laute überrascht, deshalb musste man sich vielleicht
nicht allzu sehr wundern … anfangs klang es auch noch etwas stockend, als
müsste er sich erst wieder zurechtfinden, aber dann –
    Er wollte es nicht hören. Und es gab ja auch noch
genug zu klären. „Du kennst dich hier verdächtig gut aus. Du wolltest auf
keinen Fall gesehen werden, aber du hast diesen Schlüssel da. Du wusstest, was
dich hier oben erwartet. Du spielst auf dieser Harfe, als wäre es deine eigene
– Firn! Hör mir zu!“
    „Ich hör dir zu.“
    „Wo hast du gelebt, bevor du mit den Tagallians
rumgezogen bist?“
    Er antwortete nicht.
    Und in diesem Moment ging James auf, an wen ihn das
Gesicht von Lindine Gascoigne wirklich erinnert hatte. Es schlug gewissermaßen
wie ein Blitzschlag vor seinen Augen ein, auch wenn er selbst nicht glauben
konnte, was er da sah.
    „Oh Mann … bist du ihr Sohn ? Bist du etwa der
Sohn der Gascoignes? Etwa der, den sie für tot halten? Herrgott, ich fass es
nicht – stimmt das?“
    Firn spielte einfach weiter. Was natürlich auch eine
Antwort war.
    James hatte auf einmal das Gefühl, dass die
Wirklichkeit wieder kippte – oder vielleicht eher zerfloss. War es in Aubreys
Zimmer das Gefühl der totalen Entfremdung gewesen, so war es hier, als werde
sein Innerstes unwiderstehlich an die Oberfläche gezogen. Diese Musik – die
drängte an seine Ohren, die weichte alles auf … ihm war, als müsste er mit all
dem hier zusammen zerfließen. Er kauerte in der mondlichtgefleckten Dunkelheit
auf seinem Fußbänkchen und versuchte sich gegen diesen seltsamen Angriff zu
wehren, wollte Fragen stellen, Erklärungen hören – stattdessen überkam ihn mit
einem Mal schreckliches Heimweh, Sehnsucht nach seiner Familie, seiner Welt,
seinem eigenen Leben, nach Karen und seinen Freunden … und dann brach der
dunkle Tümpel der Trauer in ihm auf. Das konnte er nicht zulassen, das durfte
nicht passieren. Er sprang auf, so abrupt, dass das Bänkchen umfiel.
    „Sie wissen, dass sie einen leeren Sarg beerdigt
haben“, sagte Firn über die Musik hinweg. „Sie hätte alles getan, um die Schande
geheim zu halten.“
    „Aber – aber das Pferd!“
    „Ihre Rache.“
    „Aber – warum? Warum das alles?“
    Es kam keine Antwort, nur noch mehr Musik. Und diese
Musik konnte er jetzt keine Sekunde länger ertragen. Das war alles zu viel. Er
musste hier raus, und zwar sofort! Er drängte sich zwischen dem ganzen Plunder
hindurch zur Tür, zog sie auf und ging. Hörte gerade noch, wie die Musik hinter
ihm abriss.
    „Warte!“
    Bestimmt nicht. Jetzt rannte er, rannte die Treppen
hinunter, sprang durch die Falltür in die Finsternis und lief in die Gänge
hinein. Raus hier! Er musste unbedingt an die Luft!
    Waren sie hier entlang gekommen? Die Richtung stimmte
ungefähr – er ließ die Hände an den Wänden entlangstreifen, bis er fühlte, wie
Erde den Stein ablöste, wandte sich nach links – prallte dann gegen die
Erdwand. Ja. Hier musste es sein. Tastend fand er den Steindeckel, stemmte ihn
zur Seite und

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