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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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Stumpenfackel vergrößerte. Wo Firn stand,
mündete der Erdtunnel auf einen mit behauenem Stein ausgekleideten Gang, in dem
man ohne Mühe aufrecht und sogar nebeneinander gehen konnte. Firn bog nach
rechts ab.
    „Was ist das hier?“
    „Ein Wegenetz unterhalb der Palastanlage.“
    „Scheinst dich ja gründlich umgesehen zu haben bei deinen
letzten Besuchen.“
    „Mhm.“
    „Kein Wunder, dass du dich unbeliebt gemacht hast.“
    Dann war nichts mehr zu hören außer ihren Schritten
und dem Knacken, wenn Firn von seinem Apfel abbiss. James sah die
Nevvencaer-Wachen immer deutlicher vor sich, je weiter sie gingen.
    „Da vorne ist es. Da müssen wir rauf.“
    Es waren Treppenstufen – natürlich, dachte James, es
sind immer Treppenstufen! Links neben dem Gang führten sie in einer
engen Spindel nach oben. Beim Hinaufsteigen verlor sich auch der letzte Rest
der Euphorie, die ihn bis eben so angenehm getragen hatte. Als Firn über ihm
den nächsten Deckel anhob und zur Seite schob, erwartete er fast, dass sich das
Gesicht einer Palastwache über die Öffnung beugen würde. Aber da oben war nur
noch mehr Dunkelheit, und das Einzige, das von dort herunterkam, war Firns
Apfelkitsch. Erst als er hinaufgestiegen war, erkannte er, dass sie nicht etwa
in einem anderen Gang standen, sondern im Dämmerdunkel einer Halle, die von
außen ein wenig Licht bekam.
    „Scheiße, sind wir jetzt etwa irgendwo im Palast?“,
flüsterte er atemlos. „Bist du eigentlich total bescheuert?! Hast du die Wachen
überall nicht gesehen?“
    „Wir sind im Zwingturm. Nur die Ruhe. Hier ist keiner.“
    Na klar, der musste es mal wieder am besten wissen! James
horchte beklommen in die Dunkelheit. Sein Herz hämmerte, aber da war noch ein
anderes Geräusch –
    „Was ist das für ein Rauschen?“
    „Ein Wasserfall. Auf der anderen Seite der Mauer
fließt unten der Fluss vorbei.“
    „Lass uns abhauen! Wirklich, Firn! Das ist Wahnsinn!
Wenn die dich hängen wollen – dann kommt auch die Truppe nicht ungeschoren
davon, wenn die uns jetzt schnappen!“
    „Glaub mir, hier ist niemand. Die sperren hier schon
seit Ewigkeiten keinen mehr ein.“ Firn erstickte die Fackel unter seinem Schuh.
„Eigentlich ist das sowieso mehr so eine Art Fluchtburg für Notfälle. Deshalb
auch die Gänge.“
    Und bevor James ihn zurückhalten konnte, war er weg.
James hörte ihn auf der nächsten Treppe und hastete hinterher. Jeder Schritt
hallte, mit jeder Stufe näherte sich seine Beklommenheit mehr einer handfesten
Panik. Auf halber Höhe gab es Nischenfenster in den Mauern, und im Dunkel
jenseits der Treppenabsätze glänzten Gittertüren auf, die sehr nach Gefängniszellen
aussahen. Firn beachtete sie gar nicht, ging einfach immer weiter, bis sie den
letzten Absatz erreicht hatten. Hier gab es nur eine schwere Holztür.
    „Und jetzt? Kannst du nicht einfach sagen ,
worum es geht?“, schnaufte James. Das nächste Wort blieb ihm im Hals stecken,
weil Firn zu seiner größten Verblüffung einen Schlüssel aus der Jackentasche
zog und damit die Tür aufschloss.
    „Woher hast du den denn?!“
    „Jetzt komm schon! Hab ich etwa so viele blöde Fragen
gestellt, als du unbedingt in dieses komische Haus da im Wald wolltest?“
    Hinter ihnen fiel die Tür mit einem unangenehmen
Knarren wieder ins Schloss. Vor ihnen lag ein großer, hoher Raum, in den durch
zwei Fenster das Mondlicht einfiel. James bekam den nächsten Schrecken, als er
sich von bizarren weißen Gebilden umgeben sah … geduckte Geister … Mann,
allmählich war er fertig mit den Nerven! Als sich seine Augen an das Zwielicht
gewöhnt hatten, erkannte er mit weißen Tüchern verhängte Möbelstücke: Sessel,
Stühle, einen Tisch. Ein großes Himmelbett. Eine Kommode mit einem Aufsatz.
Musste die königliche Gerümpelkammer sein.
    Firn ging auf einen seltsamen, aber vage vertrauten
Umriss in der Mitte des vollgestellten Zimmers zu, und James fiel beinahe über
ein Fußbänkchen, als er ihm folgen wollte.
    „Verfluchter Mist! Was machen wir hier?! Hast du hier
irgendwas versteckt oder – was ist das denn?“
    Firn war bei dem Ding in der Mitte stehengeblieben.
Schien einen Moment zu zögern, zog dann doch das Tuch herunter. Eine Harfe kam
zum Vorschein, fast so groß wie er, das Holz schimmernd im Mondlicht. Dann
zupfte er die Saiten an, dieser Irre, entlockte ihr ein paar tiefe, schwingende
Töne, die gar nicht enden wollten – damit auch ganz bestimmt noch irgendwer auf
sie aufmerksam

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