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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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essen holen?“, fragte Carmino.
„Wir haben auch ein Fass Shervis draußen.“
    „Hallo, hast du gehört, was ich gesagt hab? Es ist
wichtig!“
    „Lasst mich doch einfach in Ruhe.“
    „Willst du die Hand ganz verlieren?“
    „Wo ist der Unterschied?“
    „Der Unterschied ist, dass du so vielleicht
weiterlebst!“ Allmählich wurde er doch sauer. „Wenn man die Finger abtrennen
muss, vielleicht nicht mehr!“
    „Also, ich bring einfach was zu essen mit. Und
Shervis.“
    Firn schloss die Augen. Was wohl bedeutete, dass die
Audienz beendet war. James wartete trotzdem noch einen Moment. Dann stand er
auf und folgte Carmino nach draußen.
    Luft! Neblige, eisige Luft, mit bitterem Geschmack wie
von einem Moor. Wenn er jetzt was falsch gemacht hatte … wenn es doch noch eine
Infektion gab! Eins stand fest: Eine Amputation konnte er nicht durchführen,
nicht hier, nicht so unerfahren, wie er war. Und der Stimme in sich, die es
besser wusste, würde er nicht zuhören – nicht, wenn es nicht unbedingt sein
musste.
    In der Nacht weckte Firn sie mit Stöhnen und
Zähneknirschen. Fieber hatte er nicht, aber anscheinend verging er vor
Schmerzen. Er konnte nicht einmal auf ihre Fragen antworten. James schickte
Juniper zu Jakobe – ihm war klar, dass er selbst keine Aussichten auf Erfolg
gehabt hätte, und deshalb sollte Juniper sie um etwas von dem Mittel bitten,
das Kriope gegen ihre Schmerzen geholfen hatte …
    Er kam mit leeren Händen zurück. „Sie sagt, sie hätte
nichts mehr davon. Und ich soll dir ausrichten, dass Schmerzen reinigend für
Geist und Seele sind. Dieses Miststück. Erinnert mich daran, dass ich mich nie
mehr von der behandeln lasse!“
    James dachte an die Kapunn-Blätter in seinem Kasten,
aber das war zu riskant. Schließlich fiel ihm ein, dass Jakobe in dieser Truppe
nicht die Einzige mit Rakuutsp war. Zu John ging er selbst. Sie hatten Glück:
John hatte seinen Vorrat nicht ganz verbraucht und war bereit, etwas davon
abzugeben. Er beriet ihn auch wegen der Menge und versicherte ihm, dass man die
Zubereitungsform, die er rauchte, auch als Medizin einnehmen konnte. Horgest,
den der Chef im Wagen seiner Eltern unter Arrest gestellt hatte, lag während
dieser Verhandlungen schnarchend auf dem Boden.
    Er hatte keine Ahnung, ob Firn überhaupt mitkriegte,
was sie ihm gaben, aber auf jeden Fall half es. Eine Viertelstunde später
schlief er reglos.
    James verbrachte den Rest der Nacht mit Lesen und Grübeln.
Mit zynischen Überlegungen ackerte sich durch Kräuterauflagen, durch alle
Rezepte für Wundheilung und Schmerzbehandlung und brachte es nicht über sich,
auch das Kapitel über Amputation und folgende Behandlung zu lesen. Wem sollte
er hier bloß die weitere Versorgung überlassen, wenn er übermorgen – ach was,
inzwischen schon morgen – die Truppe verließ?! Jakobe schien, vorsichtig
formuliert, nicht die richtige Einstellung zu haben.
    So eine unglaubliche Scheiße. Und er wusste selbst so
wenig über die richtige Behandlung von solchen Brüchen! Komplizierte Brüche
wurden von Spezialisten behandelt. In seiner Klinik wäre Firn an Dr.
Watson-Faringdale von der Handchirurgie weitergegeben worden, der man wahre
Wunder nachsagte – Wunder von der Art, wie sie hier nötig gewesen wären.
     
    5.
    Der Morgen war so nebelig, dass man den See nicht sehen
konnte. Erst nach dem Frühstück kam etwas Bewegung in die weiße Suppe über dem
Wasser. Der Chef rief alle zusammen, wobei er sogleich klarstellte, dass die
Frauen nur als Zuhörer geduldet waren. Horgest und Firn mussten direkt vor dem
Chef Platz nehmen, und zwar zwischen John, Brogue und Lowell. Firn trug den Arm
in einer Schlinge, die sie ihm eben noch aus zwei Halstüchern gemacht hatten.
Er sah aus, als wäre er noch nicht wieder ganz da.
    „Das ist eine offizielle Ratsversammlung. Ich stehe
hier nicht nur als euer Chef, sondern auch als Vertreter der Kelta“, begann
Nicholas Montagu, als alle saßen und Ruhe eingekehrt war. „Es sind zwei
Verbrechen begangen worden. Wir müssen beraten, was mit den Tätern zu geschehen
hat und wie die Opfer zu entschädigen sind.“ Er fasste in wenigen, sachlichen Worten
zusammen, was passiert war, und richtete dann an Horgest die Frage, was er zu
seiner Verteidigung vorzubringen habe.
    „Er hat meinen Bruder in den Tod getrieben!“,
antwortete Horgest finster.
    „Dein Bruder hat sich selbst das Leben genommen. Damit
müssen wir uns alle abfinden. Ich sehe nicht, was Firn damit zu tun

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