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Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition)

Titel: Tyggboren (Salkurning Teil 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loons Gerringer
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dann
machten sie sich über ihn im Besonderen lustig.
    All das war sogar verständlich, aber die Arbeit musste
nun mal laufen. Zumindest bewahrte die strenge Regelung sie davor, sich drüben
auf dem Festland ihr Geld von Schleppern oder Rakuutsp-Händlern aus der Tasche
ziehen zu lassen. Auf Flar gab es nur Zigaretten. Nicht mal in die Dorfkneipe
kamen die armen Schweine. Nach Einbruch der Dunkelheit setzte hier niemand
außer den Skalda einen Fuß vor die Tür, McGill eingeschlossen, der sich
übrigens seit zehn Tagen gar nicht mehr auf Flar blicken ließ – vielleicht
dachte er, dass Dorian den Rest der Arbeit ohne seine Hilfe beenden konnte. Der
Grund für die nächtliche Angst der Leute war ein vertrauter: Gelichter.
Sozusagen.
    In den Höhlen und Gängen unter dem Meereswasser lebte
die Rote Wasserspinne, die Grasta. Sie scheute das Tageslicht, kam aber nachts
aus dem Wasser und fraß das Kleingetier aus den Tangbärten und Nöckmatten. Alle
Küstenbewohner, von den Skalda mal abgesehen, lebten in Angst vor ihrem Biss,
dem Grastagil. Aber was war diese Spinne, deren Gift alle Wasserseide-Arbeiter
unweigerlich zeichnete, anderes als Gelichter? Dorian hatte die Nächte seiner
Jugend mit der Gelichterjagd verbracht. Er hatte einmal der jüngste
Gelichterjäger der Garde werden wollen! Und deshalb umwickelte er sich Stiefel
und Hosenbeine mit Gelichtergarn, wenn er abends ausgehen wollte, und spazierte
damit unverdrossen die Dorfstraße entlang, wann immer es ihm passte. Bisher war
ihm keins von den Viechern auch nur nahe gekommen.
    Ein scheppernder Gongschlag vor der Halle verkündete
das Ende der Mittagspause. Formion warf seine Zigarette fort, trat sie aus und
sah sich nervös zu ihm um.
    „Ich bringe dir die Sachen gleich vorbei, und du gibst
sie dann nachher unten im Dorf ab“, sagte Dorian. Emberlend bezahlte dem
Vorarbeiter einen Zuschlag, damit er das Äußerste aus seinen Leuten
herausholte, und anscheinend hatte er Mittel gefunden, sich durchzusetzen. „Und
morgen früh bringst du sie mir gewaschen zurück. Die Frau soll sie auch bügeln.
Hier sind fünf Kelvernen. Der Rest ist für dich.“
    „Vielen Dank, Ska Inglewing!“ Jetzt war zumindest ein
Lichtschimmer in den dunklen Augen des Arbeiters zu sehen; knapp zwei Kelvernen
Trinkgeld waren nicht zu verachten. Irgendwie musste er ja das Geld für die
Überfahrt seiner Leute zusammenbekommen.
    Als Formion die Hallentür öffnete, konnte Dorian für
einen Moment ein Stück von der neu erbauten Gondel sehen und empfand die
Freude, die ihn immer erfüllt hatte, wenn eine seiner Ideen auf einmal
greifbare Wirklichkeit geworden war.
    Schließlich musste er sich aber doch seinem Wagen
zuwenden, der im Mackadu-Gestrüpp stand. Die Seeluft und der ständige Wind
hatten dem grünen Anstrich schon schwer zugesetzt. Aber brauchte er den
Schriftzug Inglewings Reparaturen überhaupt noch? Die zerstörte Tür
hatte er in Orchrai mit dem erstbesten Zeug ersetzt, das ihm untergekommen war,
und das waren ein paar verschrammte, unlackierte Bretter gewesen. Er hatte sie
einfach über die Öffnung genagelt. Gäste waren in seinem Wagen ohnehin nicht
mehr willkommen. Drinnen sah es auch nicht gut aus. In den sechs Wochen, seit
er von Krai aufgebrochen war, hatte er nicht großartig aufgeräumt. Der
Arbeitstisch war mit Büchern und bekritzelten Papieren übersät, die Tafel mit
vielen schlecht ausgewischten und wieder überschriebenen Skizzen verschmiert,
leere Flaschen standen oder lagen in den Ecken, eine halbleere balancierte auf
einem Bücherstapel. Es roch nach Grals und Gelichtergarn, die Rolle lag
angeschnitten und offen auf der Sitzbank. Seine Klamotten schmiss er seit
Wochen nur noch in eine Ecke. Wenn er gar nichts Tragbares mehr fand, suchte er
den Kram zusammen, stopfte ihn in einen Sack und gab ihn Formion mit, damit er
das Zeug zum Waschen ins Dorf brachte.
    Er trat eine Flasche aus dem Weg und entdeckte dabei
einmal mehr einen Fetzen blauen Stoff auf dem Boden – das Zeug kriegte er
einfach nicht raus hier, das vermehrte sich heimlich, anders konnte es nicht
sein … Er hob den Fetzen auf und schloss die Augen, als er die vertraute heiße
Wut heranbranden fühlte. Dann riss er die Tür auf und schmiss ihn in den Wind.
    So, wo war nun der Anzug? Sein guter dunkler Anzug,
Gabriel Gurs letzter und immer noch unbezahlter Freundschaftsdienst? Zuletzt
hatte er ihn getragen, um sich bei Emberlend in Orchrai vorzustellen. Hatte er
ihn danach etwa in die Tonne

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